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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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Apfelkuchen, das in einem Glasschrank am Tresen stand. Vierhundertfünfzig Kalorien. Kathryn seufzte innerlich auf und wandte sich wieder Parsons zu.
    Er schüttete noch mehr Zucker in seine Tasse und rührte um. »Wissen Sie, wenn wir eine Weile einfach nur darüber reden könnten, würde das meinem Gedächtnis eventuell doch noch auf die Sprünge helfen.«
    »Das ist eine gute Idee.«
    Er nickte. »Wer hätte gedacht, dass ich heute so unverhofft zu einem Stelldichein komme?«
    Und er lächelte sie strahlend an.

... Sechsundzwanzig

    Sie war sein Trostpreis.
    Gerald Duncan hatte sie ihm zum Geschenk gemacht.
    Durch sie brachte der Killer zum Ausdruck, dass es ihm aufrichtig leidtat, nicht so wie Vincents Mutter.
    Es war zudem eine gute Möglichkeit, der Polizei einen Knüppel zwischen die Beine zu werfen – indem man eine der Ihren vergewaltigte und umbrachte. Duncan hatte die rothaarige Beamtin erwähnt, die am Tatort des zweiten Mordes aufgetaucht war, und vorgeschlagen, Vincent möge sich ihrer annehmen (o ja, bitte... rote Haare, wie bei Sally Anne). Also hatten sie den Polizeieinsatz bei Lucy Richters Wohnung in Greenwich Village vom Buick aus beobachtet. Dabei war ihnen klar geworden, dass sie die Rothaarige unmöglich erwischen konnten, denn sie war nie allein. Dann aber hatte diese andere Frau, ein Detective in Zivil oder so, plötzlich angefangen, sich auf der Straße nach Zeugen umzusehen.
    Duncan und Vincent waren in einen Supermarkt gegangen, hatten den Handkarren und eine neue Winterjacke gekauft sowie Seife, Junkfood und Limonade im Wert von fünfzig Dollar, um den Karren damit zu füllen. (Jemand, der einen Haufen Lebensmittel hinter sich herzieht, wirkt nicht verdächtig – was mal wieder ein Einfall von Vincents schlauem Freund war.) Der Plan sah vor, dass Vincent sich auf den Straßen von Greenwich Village herumtreiben würde, bis er auf die zweite Polizistin traf – oder sie auf ihn. Dann sollte er sie zu einem leer stehenden Gebäude führen, einen Block von Lucy Richters Haus entfernt.
    Vincent würde sie in den Keller locken und könnte sich dann nach Belieben mit ihr vergnügen, während Duncan sich bereits um das nächste Opfer kümmerte.
    Duncan hatte Vincent ins Gesicht gesehen. »Würdest du ein Problem damit haben, die Polizistin zu töten?«

    »Nein«, hatte Vincent geantwortet, um seinen Freund, der ihm einen so wundervollen Gefallen tat, nicht zu enttäuschen.
    Doch Duncan wusste offenbar, dass das nicht stimmte. »Hör zu – lass sie einfach in dem Keller zurück. Fessle sie gut. Wenn ich in Midtown fertig bin, fahre ich dorthin und erledige sie für dich.«
    Da hatte Vincent sich schon sehr viel besser gefühlt.
    Nun wurde der Hunger allmählich übermächtig, während Vincent die Frau, die nur ein kurzes Stück vor ihm saß, von oben bis unten musterte. Ihr Zopf, ihr glatter Hals, die langen Finger. Sie war nicht dick, aber sie hatte eine gute Figur, nicht wie diese dürren Klappergestelle, die man überall in der Stadt sah. Wer würde so jemanden bloß wollen?
    Ihre Figur machte ihn hungrig.
    Ihre grünen Augen machten ihn hungrig.
    Sogar ihr Name, Kathryn, machte ihn hungrig, denn er schien aus irgendeinem Grund in dieselbe Kategorie zu fallen wie der Name Sally Anne. Vincent wusste nicht, wieso. Vielleicht weil er altmodisch klang. Ihm gefiel außerdem, wie hungrig sie zu dem Kuchen hinüberschaute. Sie ist genau wie ich! Er konnte es kaum erwarten, sie bäuchlings zu Boden zu werfen.
    Er trank einen Schluck Kaffee. »Sie haben gesagt, Sie kommen aus Kalifornien?«, fragte Vincent – der jetzt der hilfsbereite Tony Parsons war.
    »Richtig.«
    »Es ist bestimmt ziemlich schön da.«
    »Ja, ist es. Wenigstens teilweise. Nun denken Sie bitte noch einmal an die Situation zurück. Der Mann läuft an Ihnen vorbei. Erzählen Sie mir von ihm.«
    Vincent wusste, dass er sich konzentrieren musste – zumindest bis sie allein in dem leeren Haus waren. »Sei vorsichtig«, hatte der Killer ihn gewarnt. »Sei zurückhaltend. Tu so, als wüsstest du etwas über mich, würdest es aber nicht verraten wollen. Wirke möglichst unentschlossen. So würde ein echter Zeuge sich verhalten.«
    Nun berichtete er ihr – stockend und zögerlich – ein wenig mehr über den Mann, der die Straße entlanggerannt war, und fügte eine vage Beschreibung Gerald Duncans hinzu – für die Polizei nichts Neues, denn sie hatte dieses Computerbild von ihm (er würde Duncan davon erzählen müssen). Die Frau

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