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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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teilte ihnen mit, dass die Festnahmeprotokolle sich gegen Zahlung einer sechsstelligen Summe in Luft auflösen könnten. Andernfalls würden die Kinder ins Gefängnis gehen. Bisweilen platzierte er die Drogen auch bei den Geschäftsleuten persönlich.
    Anstatt das Geld einfach nur einzustecken, ermöglichten Baker
und seine Komplizen es den Opfern, die Zahlung im Rahmen eines fingierten Geschäftsabschlusses vorzunehmen, wie bei Frank Sarkowski. Oder sie täuschten Pokerspiele in Vegas und Atlantic City vor, wie bei Ben Creeley. Auf diese Weise konnten die Geschädigten mit einer glaubhaften Erklärung dafür aufwarten, wieso sie plötzlich um zwei- oder dreihunderttausend Dollar ärmer waren.
    Doch dann beging Dennis Baker einen Fehler. Er wurde faul. Es war nicht einfach, geeignete neue Opfer zu finden, und er beschloss, einige der bisherigen Kandidaten ein zweites Mal zur Kasse zu bitten.
    Manche zahlten anstandslos. Zwei hingegen – Sarkowski und Creeley – besaßen ein ziemlich dickes Fell. Beim ersten Mal hatten sie noch klein beigegeben, um Baker loszuwerden. Ein zweites Mal kam für sie nicht in Frage. Einer drohte mit der Polizei, der andere mit der Presse. Anfang November hatten Baker und ein Cop vom Hundertachtzehnten Sarkowski entführt und waren mit ihm in ein Industriegebiet in Queens gefahren, unweit der Fabrik eines Kunden seiner Firma. Dort hatten sie ihn erschossen und die Tat wie einen Raubüberfall aussehen lassen. Ein paar Wochen später waren Baker und derselbe Cop in Creeleys Haus eingebrochen, hatten ihm ein Seil um den Hals geknotet und ihn über das Treppengeländer gestoßen.
    Die persönlichen Unterlagen, Aufzeichnungen und Terminkalender der Männer – alles, das auf Baker und seine Leute hindeuten konnte – hatten sie gestohlen oder vernichtet. Was die Polizeiberichte anging, so fanden sich darin im Fall Creeley praktisch keine belastenden Verweise, aber in der Akte Sarkowski wurden Spuren erwähnt, aus denen ein aufmerksamer Ermittler beunruhigende Rückschlüsse hätte ziehen können. Aus diesem Grund hatte einer der beteiligten Beamten für ihr Verschwinden gesorgt.
    Baker nahm an, die Morde würden nicht als solche erkannt werden, und setzte die Erpressungen wie gewohnt fort – bis eine junge Polizistin auftauchte. Detective Third Grade Amelia Sachs glaubte nicht daran, dass Benjamin Creeley Selbstmord begangen hatte, und fing an, den Todesfall zu untersuchen.
    Die Frau ließ sich einfach nicht aufhalten. Daher blieb ihnen keine andere Wahl, als sie zu töten. Baker bezweifelte, dass jemand anders die Ermittlungen genauso energisch vorantreiben würde,
sobald Sachs erst einmal aus dem Weg geräumt war. Allerdings bestand das Problem, dass Lincoln Rhyme im Falle ihres Todes sofort einen Zusammenhang mit dem St.-James-Fall vermuten würde, und dann könnte ihn und Sellitto nichts mehr davon abhalten, die Täter zur Strecke zu bringen.
    Folglich musste Sachs aus einem Grund sterben, der in keiner Verbindung zu den Verbrechen des Hundertachtzehnten Reviers stand.
    Baker nahm Kontakt zu einigen Mitgliedern des organisierten Verbrechens auf, die er kannte, und hörte schon bald von Gerald Duncan, einem Profikiller, der Tatorte manipulieren und falsche Motivlagen konstruieren konnte, um den Verdacht vollständig von seinen Auftraggebern abzulenken. »Ein Motiv zu haben, ist der einzig sichere Weg, erwischt zu werden«, hatte Duncan erklärt. »Wenn man das Motiv eliminiert, eliminiert man zugleich den Verdacht.«
    Sie einigten sich auf einen Preis – Junge, der Mann war nicht billig -, und Duncan machte sich daran, einen Plan zu entwickeln.
    Dann suchte er sich einen Versager, den er benutzen konnte, um der Polizei Informationen über den Uhrmacher zuzuspielen. Vincent Reynolds erwies sich als perfekter Einfaltspinsel, der begierig aufsog, was Duncan ihm erzählte – dass er wegen seiner toten Frau nun Rache an den teilnahmslosen Zeugen nehmen würde.
    Am Montag hatte Duncan den Plan anlaufen lassen. Der Uhrmacher tötete die ersten beiden, zufällig ausgewählten Opfer – er entführte einen Kerl von der West Street im Village und ermordete ihn auf dem Pier; ein paar Stunden später folgte der Mann in der Gasse. Baker hatte dafür gesorgt, dass Sachs an der Bearbeitung dieses Falles beteiligt sein würde. Dann unternahm der Killer zwei weitere Mordversuche – dass sie fehlschlugen, war irrelevant; der Uhrmacher sollte lediglich als weiterhin gefährlicher Täter erscheinen, der

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