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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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verbiss, trat für ihn alles andere in den Hintergrund.
    »Hatte er etwas bei sich?«, fragte Rhyme.
    »Nur die Zweiunddreißiger und Latexhandschuhe«, sagte Pulaski. »Und ein paar persönliche Habseligkeiten.«
    Gleich darauf kam Amelia Sachs hinzu und brachte einen Karton, in dem ein Dutzend Beweismitteltüten lag. Sie hatte Bakers Wagen untersucht. »Das wird immer besser, Rhyme. Sieh dir das an.« Sie zeigte ihm und Sellitto nacheinander alle Tüten: Kokain, fünfzigtausend Dollar in bar, einige alte Kleidungsstücke sowie Belege aus Clubs und Bars in Manhattan, darunter auch die St. James Tavern. Eine der Tüten schien nichts zu enthalten. Bei genauerem Hinsehen konnte Rhyme jedoch feine Fasern erkennen.
    »Teppich?«, fragte er.
    »Ja. Braun.«
    »Ich wette, sie passen zu denen aus dem Explorer.«
    Noch eine Verbindung zum Uhrmacher.
    Rhyme nickte und starrte die Plastiktüte an, die sich im kalten Wind kräuselte. Er verspürte jene plötzliche Zufriedenheit, die sich einstellte, wenn die Teile des Puzzles allmählich zusammenpassten. Dann drehte er sich dem Streifenwagen zu, in dem Baker saß, und rief durch das halb geöffnete Fenster: »Wann wurden Sie ins Eins Eins Acht versetzt?«
    Der Mann erwiderte den Blick des Kriminalisten. »Leck mich. Erwartet ihr etwa, dass ich mit einem von euch Arschlöchern rede? Das ist doch alles Scheiße. Jemand hat mir den ganzen Kram untergeschoben.«

    »Ruf die Personalabteilung an«, wandte Rhyme sich an Sellitto. »Ich möchte seine bisherigen Dienststellen wissen.«
    Sellitto telefonierte kurz. »Bingo«, sagte er dann. »Er war zwei Jahre im Eins Eins Acht. Bei den Rauschgiftfahndern und der Mordkommission. Vor drei Jahren wurde er befördert und kam ins Big Building.«
    »Woher kennen Sie Duncan?«
    Baker lehnte sich zurück und starrte wieder stur geradeaus.
    »Tja, was für eine hübsche kleine Kommassation unserer Fälle«, sagte Rhyme vergnügt.
    »Komma was?«, fragte Sellitto.
    »Kommassation. Eine Zusammenlegung, Lon. Eine Verschmelzung. Machst du keine Kreuzworträtsel?«
    Sellitto ächzte auf. »Welche Fälle meinst du?«
    »Das ist doch wohl klar. Sachs’ Eins-Eins-Acht-Fall und die Uhrmacher-Geschichte. Die waren keineswegs getrennt. Lediglich die gegenüberliegenden Schneiden ein und derselben Messerklinge, könnte man sagen.« Die Metapher gefiel ihm.
    »Sein Fall« und der »andere Fall«...
    »Könntest du das etwas näher erläutern?«
    War das wirklich nötig?
    Amelia Sachs kam ihm zuvor. »Baker ist in die Korruptionsfälle im Eins Eins Acht verwickelt. Er hat den Uhrmacher – vielmehr Duncan – angeheuert, um mich auszuschalten, weil ich ihm langsam zu gefährlich wurde.«
    »Was praktisch beweist, dass tatsächlich etwas faul im Staate Dänemark ist.«
    Diesmal hatte Pulaski das Brett vor dem Kopf. »Dänemark? Das in Europa?«
    »Das bei Shakespeare, Ron«, sagte der Kriminalist ungehalten. Und als der junge Beamte nur verständnislos grinste, gab Rhyme es auf.
    Sachs sprang erneut für ihn ein. »Er meint, es ist der Beweis, dass es im Eins Eins Acht umfassende Fälle von Bestechung gegeben hat. Offenbar tut man dort mehr, als für irgendeine Bande aus Baltimore oder Bay Ridge die Ermittlungen zu behindern.«
    Rhyme schaute beiläufig zu dem Bürogebäude und nickte. Die Kälte und der Wind machten ihm nichts aus. Es gab weiterhin diverse
offene Fragen. Rhyme war sich zum Beispiel nicht sicher, ob Vincent Reynolds ein Partner des Uhrmachers gewesen oder nur von dem Mann benutzt worden war.
    Sie wussten zudem nicht, wo das illegal kassierte Geld steckte. »Wer ist der Kontakt in Maryland?«, fragte er. »Mit wem arbeiten Sie zusammen? Mit dem organisierten Verbrechen oder jemand anderem?«
    »Sind Sie taub?«, wetterte Baker. »Ich sage kein verdammtes Wort mehr.«
    »Bringt ihn weg«, wies Sellitto die uniformierten Beamten an, die neben dem Wagen standen. »Buchtet ihn vorerst wegen vorsätzlicher tätlicher Bedrohung ein. Wir werden die Liste später noch erweitern.«
    Als sie dem Streifenwagen nachblickten, schüttelte Sellitto den Kopf. »O Mann«, murmelte er. »Was für ein Glück.«
    »Glück?«, knurrte Rhyme und erinnerte sich, dass er vor kurzem etwas ganz Ähnliches gesagt hatte.
    »Ja, dass Duncan nicht noch mehr Opfer umgebracht hat. Und hier auch – Amelia saß für ihn wie auf dem Präsentierteller. Falls diese Patrone nicht versagt hätte...« Er verstummte, bevor er sich die nur knapp vermiedene Tragödie genauer ausmalen

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