Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
Vom Netzwerk:
und gesellte sich zu Rhyme und den anderen. Er war einer der erfahrensten stellvertretenden Bezirksstaatsanwälte. Rhyme hatte in seinen Prozessen schon mehrmals als Zeuge der Anklage ausgesagt. Der Kriminalist nickte ihm grüßend zu, und Sellitto fasste die neuesten Erkenntnisse zusammen.
    Der Staatsanwalt lauschte der bizarren Wendung, die dieser Fall genommen hatte. Die meisten Täter, mit denen er es zu tun bekam, waren dämliche Tony-Soprano-Typen oder sogar noch dümmere Junkies und Schläger. Er wirkte belustigt, einen brillanten Verbrecher vor sich zu sehen – dessen Delikte offenbar nicht annähernd so schwerwiegend waren wie befürchtet. Weitaus mehr als ein Serienmörder interessierte ihn die karrierefördernde Aussicht, korrupte Polizisten wegen Mordes und Erpressung vor Gericht stellen zu können.

    »Läuft irgendwas hiervon über das IAD?«, fragte er Sachs.
    »Nein. Das ist allein mein Fall.«
    »Wer hat das bewilligt?«
    »Flaherty.«
    »Inspector Flaherty? Die Leiterin der Operations Division?«
    »Genau.«
    Er stellte weitere Fragen und machte sich Notizen in akkurater Handschrift. Nach fünf Minuten hielt er inne. »Okay, wir haben hier Einbrüche, unbefugtes Betreten... aber alles nicht zum Zwecke eines Diebstahls oder gar Mordes.« Duncan hatte sich einige Male unerlaubt Zutritt verschafft, mehr nicht.
    Der Staatsanwalt fuhr fort. »Die widerrechtliche Aneignung von menschlichen Überresten...«
    »Ich habe sie mir nur geliehen. Ich hatte nie vor, die Leiche zu behalten«, erinnerte Duncan ihn.
    »Nun, die Entscheidung darüber obliegt ohnehin den Behörden von Westchester. Aber da wäre noch die Behinderung und sogar aktive Störung der polizeilichen Ermittlungen...«
    Duncan runzelte die Stirn. »Obwohl man argumentieren könnte, dass es überhaupt keinen Mord gegeben hat. Infolgedessen wären die polizeilichen Ermittlungen überflüssig gewesen und ihre Behinderung eine rein akademische Frage.«
    Rhyme kicherte.
    Der Staatsanwalt hingegen ignorierte den Kommentar. »Der Besitz einer Schusswaffe...«
    »Der Lauf war verstopft und die Pistole daher nicht funktionsfähig«, wandte Duncan ein.
    »Was ist mit den gestohlenen Fahrzeugen? Woher kamen die?«
    Duncan erklärte ihm, Baker habe die Autos von einem polizeilichen Verwahrplatz in Queens entwendet. Er wies auf seine persönliche Habe, zu der auch ein Wagenschlüssel gehörte. »Der Buick steht nicht weit von hier geparkt. An der Einunddreißigsten Straße. Baker hat ihn besorgt, am gleichen Ort wie den Explorer.«
    »Wie haben Sie die Fahrzeuge übernommen? War noch jemand daran beteiligt?«
    »Baker und ich sind gemeinsam hingefahren und haben sie abgeholt. Sie standen auf dem Parkplatz eines Restaurants. Baker hat gesagt, er würde dort ein paar Leute kennen.«

    »Hat er die Namen genannt?«
    »Nein.«
    »Welches Restaurant war das?«
    »Irgendein griechischer Imbiss. Auf den Namen habe ich nicht geachtet. Wir haben den Vier-fünfundneunzig genommen. Nach dem Midtown Tunnel sind wir nur ungefähr zehn Minuten auf dem Freeway gewesen. Ich weiß nicht mehr, wie die Ausfahrt hieß, aber wir mussten links abbiegen.«
    »Nach Norden«, sagte Sellitto. »Wir lassen das überprüfen. Vielleicht hat Baker außerdem mit konfiszierten Fahrzeugen gehandelt.«
    Der Staatsanwalt schüttelte den Kopf. »Ich hoffe, Ihnen sind die Konsequenzen bewusst. Nicht nur die Vergehen – Ihnen stehen Zivilklagen wegen der polizeilichen Einsatzkosten bevor. Es dürfte mindestens um eine hohe fünfstellige Summe gehen, falls Sie Pech haben, sogar um mehrere hunderttausend Dollar.«
    »Damit habe ich kein Problem. Ich habe mich vorher über die Gesetzeslage sowie den möglichen Strafrahmen informiert und bewusst eine Haftstrafe in Kauf genommen, um Baker zu entlarven. Aber ich hätte nichts von alldem riskiert, falls dadurch Unschuldige in Gefahr geraten wären.«
    »Das stimmt nicht ganz«, warf Sellitto ein. »Bei der Arbeit im Parkhaus wurde Pulaski angegriffen. Er hätte getötet werden können.«
    Duncan lachte. »Nein, nein, ich bin derjenige, der ihn gerettet hat. Als wir den Explorer verlassen haben und aus dem Parkhaus gelaufen sind, ist mir dieser Obdachlose aufgefallen. Er sah gefährlich aus, und er hatte einen Knüppel oder Radschlüssel in der Hand. Nachdem Vincent und ich uns getrennt hatten, bin ich zurückgekehrt, um sicherzustellen, dass er niemanden verletzen würde. Als er auf Sie« – Duncan sah dabei Pulaski an – »losgegangen ist, habe

Weitere Kostenlose Bücher