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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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mit Sicherheit sein kunstvollster und folgenschwerster – lief wie geschmiert.
    Gott hat den komplexen Mechanismus des Universums geschaffen, ihn aufgezogen und in Gang gesetzt...
    Hale verließ die U-Bahn und stieg zur Straße hinauf. Die Kälte stach in seine Nase und ließ ihm die Augen tränen. Er ging den Bürgersteig entlang. Sein nächster Knopfdruck würde ein Uhrwerk in Gang setzen.
     
    Lon Sellittos Telefon klingelte. Er nahm das Gespräch an und hörte stirnrunzelnd eine Weile zu. »Ich kümmere mich darum.«
    Rhyme sah ihn erwartungsvoll an.
    »Das war Haumann. Ihn hat gerade eben der Geschäftsführer einer Lieferfirma angerufen, die ihren Sitz auf derselben Etage hat wie das Büro, in das der Uhrmacher in Midtown eingebrochen ist. Der Mann sagt, ein Kunde habe sich bei ihm gemeldet, weil gestern ein Paket nicht geliefert wurde. Wie es aussieht, ist jemand dort eingedrungen und hat es gestohlen, und zwar ungefähr zu der Zeit, als wir alles nach dem Täter abgesucht haben.«
    Rhymes Blick wanderte zu den Fotos, die Sachs von dem Korridor geschossen hatte. Zum Glück hatte sie ihn auf voller Länge abgelichtet. Unter dem Namen der Lieferfirma standen die Worte: Amtlich zugelassen und geprüft. Wir garantieren einen hohen Sicherheitsstandard für Ihre wertvolle Ware. Alle Lieferungen sind versichert.
    Er hörte die Stimmen der anderen Leute um ihn herum, aber die eigentlichen Worte nahm er nicht wahr. Rhyme starrte das Foto an, dann die anderen Beweise.
    »Zutritt«, flüsterte er.
    »Was?«, fragte Sellitto.
    »Wir waren so mit dem Uhrmacher und den vermeintlichen Morden beschäftigt – und später mit seinem Plan, Baker zu enttarnen -, dass wir nie darauf geachtet haben, was sonst noch passiert ist.«

    »Und das wäre?«, fragte Sachs.
    »Ein Einbruch. Darum ging es ihm in Wahrheit. Alle Büros auf dieser Etage waren eine Zeit lang unbewacht. Wurden die Türen unverschlossen gelassen, als man das Gebäude evakuiert hat?«
    »Tja, vermutlich«, sagte der massige Detective.
    »Während wir uns also auf das andere Büro konzentriert haben«, sagte Sachs, »hätte der Uhrmacher sich eine Uniform anziehen oder einfach eine Dienstmarke um den Hals hängen und direkt in die Räume dieser Lieferfirma gehen können, um sich das fragliche Paket zu holen.«
    Zutritt...
    »Ruft da an. Findet heraus, was in diesem Paket war, wer es geschickt hat und wohin es geliefert werden sollte. Schnell!«

... Sechsunddreißig

    Vor dem Metropolitan Museum an der Fünften Avenue hielt ein Taxi. Das riesige Gebäude war weihnachtlich geschmückt, allerdings auf geschmackvoll viktorianische Weise, wie man es an der Upper East Side erwarten durfte. Dezent festlich.
    Aus dem Taxi stieg Charles Vespasian Hale und sah sich um, weil zumindest die minimale Gefahr bestand, dass die Polizei ihn beschattete. Das war zwar höchst unwahrscheinlich, aber Hale nahm sich dennoch die Zeit und achtete darauf, ob irgendjemand auch nur das geringste Interesse an ihm zeigte. Es ließ sich nichts Beunruhigendes feststellen.
    Er beugte sich zum offenen Wagenfenster hinunter und bezahlte den Fahrer – wobei er natürlich Handschuhe trug. Dann hängte er sich eine schwarze Leinentasche über die Schulter und stieg die Stufen zu der großen kathedralengleichen Eingangshalle empor, in der lautes Stimmengewirr herrschte; es wimmelte nur so von Kindern auf Schulausflug. Überall sah man immergrüne Pflanzen, Gold, Ornamente und Tüll. Aus den Lautsprechern erklangen Bachs zweistimmige Inventionen, vergnügt gespielt auf einem Cembalo, und hallten in der großen Lobby wider.
    O du fröhliche...
    Hale gab die schwarze Tasche an der Garderobe ab, behielt aber Mantel und Mütze. Die Angestellte schaute in die Tasche, sah die vier Kunstbücher, zog den Reißverschluss wieder zu und wünschte Hale einen schönen Tag. Er nahm den Abholzettel entgegen und zahlte den Eintritt. Am Eingang lächelte er den Wachposten zu und ging an ihnen vorbei ins Hauptgebäude.
     
    »Der Delphi-Mechanismus?« Rhyme telefonierte mit dem Direktor des Metropolitan Museum. »Die Ausstellung läuft noch?«
    »Ja, Detective«, erwiderte der Mann. »Wir haben sie seit zwei Wochen hier. Sie macht in mehreren Städten Halt und...«

    »Gut, gut, gut. Wird der Delphi-Mechanismus bewacht?«
    »Ja, natürlich. Ich...«
    »Es besteht die Möglichkeit, dass jemand versuchen wird, ihn zu stehlen.«
    »Ein Diebstahl? Sind Sie sicher? Es handelt sich um einen weltweit einzigartigen

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