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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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Restaurants?«

    »Ein paar, aber die haben nur mittags geöffnet.«
    »Gibt es Baustellen?«
    »Auf der südlichen Straßenseite wird ein Gebäude renoviert.«
    »War jemand auf dem Bürgersteig unterwegs?«
    »Nein.«
    »Sind Autos verdächtig langsam an Ihnen vorbeigefahren?«
    »Nein«, sagte Cobb.
    Dance nahm nur am Rande wahr, dass die anderen Beamten sie und Cobb beobachteten. Die Kollegen waren zweifellos ungeduldig und warteten wie die meisten Leute auf den Moment des großen Geständnisses. Kathryn ignorierte sie. Nichts existierte wirklich, nur sie selbst und der Zeuge. Sie befand sich in ihrer eigenen Welt – einer »Zone«, wie ihr Sohn Wes sagen würde (er war der Sportler der Familie).
    Sie überflog die Aufzeichnungen, die sie sich gemacht hatte. Dann klappte sie das Notizbuch zu, nahm die Brille ab und setzte eine andere auf, als würde sie von einer Lese- zu einer Fernsichtbrille wechseln. Die Gläserstärken waren die gleichen, aber statt der größeren runden Fassung in Pastellfarbe trug sie nun ein Gestell aus schwarzem Metall, dessen kleine und rechteckige Form ihr etwas Raubtierhaftes verlieh. Dance nannte das ihre »Terminator-Optik«. Sie rückte näher an Cobb heran. Er verschränkte die Beine.
    »Ari«, sprach sie ihn nun wesentlich strenger an. »Woher hat dieses Geld in Wahrheit gestammt?«
    »Die...«
    »Scheine? Sie haben sie nicht aus einem Automaten gezogen.« Als er von dem Geld erzählt hatte, war ihr eine Stressreaktion aufgefallen – er hatte ihr zwar weiterhin in die Augen gesehen, dabei aber leicht die Lider gesenkt und plötzlich anders geatmet, was eine deutliche Abweichung von seinem Verhalten bei aufrichtigen Antworten darstellte.
    »Doch, habe ich«, behauptete er.
    »Bei welcher Bank?«
    Eine Pause. »Sie können mich nicht zu dieser Auskunft zwingen.«
    »Aber wir können uns eine gerichtliche Verfügung für Ihre Bankunterlagen besorgen. Und bis die bei uns eintreffen, bleiben Sie in Gewahrsam. Ein oder zwei Tage lang.«

    »Ich war an diesem Scheißgeldautomaten!«
    »Danach habe ich nicht gefragt. Ich habe gefragt, woher das Geld in Ihrer Klammer stammt.«
    Er senkte den Kopf.
    »Sie sind mir gegenüber nicht ehrlich gewesen, Ari. Und deshalb stecken Sie nun in ernsten Schwierigkeiten. Also, was ist mit dem Geld?«
    »Keine Ahnung. Zum Teil stammt es vermutlich aus einer Barauszahlung meiner Firma.«
    »Die Sie gestern erhalten haben?«
    »Kann sein.«
    »Wie viel?«
    »Ich...«
    »Wir werden uns auch die Bücher Ihres Arbeitgebers vornehmen.«
    Er erschrak. »Tausend Dollar«, sagte er schnell.
    »Wo ist der Rest geblieben? In der Klammer waren dreihundertvierzig. Wo ist der Rest?«
    »Ich hab etwas davon im Hanover’s ausgegeben. Als Bewirtungskosten, ganz offiziell. Es gehört zu meinem Job...«
    »Ich habe gefragt, wo der Rest geblieben ist.«
    Eine Pause. »Einen Teil habe ich zu Hause gelassen.«
    »Zu Hause? Ist Ihre Frau schon zurück? Könnte sie das bestätigen?«
    »Sie ist immer noch unterwegs.«
    »Dann schicken wir einen unserer Beamten, damit er es holt. Wo genau liegt es?«
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    »Mehr als sechshundert Dollar? Wie können Sie vergessen, wo sechshundert Dollar liegen?«
    »Keine Ahnung. Sie bringen mich ganz durcheinander.«
    Dance beugte sich noch weiter vor, in einen bedrohlicheren Proximalbereich. »Was haben Sie wirklich in der Cedar Street gemacht?«
    »Ich bin zu der verdammten U-Bahn gegangen.«
    Dance nahm sich die Karte von Manhattan. »Das Hanover’s ist hier , und die U-Bahn ist hier .« Ihr Finger knallte zweimal laut auf das dicke Papier. »Es ergibt keinen Sinn, dass jemand vom Hanover’s
aus durch die Cedar Street gehen sollte, um zur Station Wall Street zu gelangen. Warum dieser Umweg?«
    »Ich wollte mir die Beine vertreten. Um die Cosmopolitans und Chicken Wings wieder loszuwerden.«
    »Auf vereisten Bürgersteigen, bei minus zehn Grad? Machen Sie das oft?«
    »Nein, aber gestern Abend hat es sich so ergeben.«
    »Wenn Sie nicht oft durch die Cedar Street gehen, wie kommt es dann, dass Sie so viel über diese Straße wissen? Die Tatsache, dass es dort keine Wohnungen gibt, die Öffnungszeiten der Restaurants, die Lage der Baustelle?«
    »Ich weiß es eben. Was, zum Teufel, soll das alles?« Ihm stand Schweiß auf der Stirn.
    »Als Sie das Geld verloren haben, hatten Sie da Ihre Handschuhe ausgezogen, um die Fahrkarte aus der Tasche zu nehmen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich nehme an, dass es so war. Man kann

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