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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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was wirklich verrückt ist? Es war nicht viel – was ich gesehen habe, meine ich. Sie werden mir womöglich nicht glauben, aber ich habe kaum etwas gesehen. Und erst recht keine Person.«
    »Wenn Sie aufrichtig sind, werden wir Ihnen glauben. Fahren Sie fort.«
    »Es war etwa halb elf, ein wenig später. Nachdem ich aus dem Wagen der... des Mädchens ausgestiegen war, habe ich mich auf den Weg zur U-Bahn gemacht. Sie haben Recht. Ich bin stehen geblieben und habe mein Mobiltelefon aus der Tasche genommen, um nachzuschauen, ob jemand eine Nachricht hinterlassen hat. Dabei muss ich wohl das Geld verloren haben. Ich stand genau an der Ecke der Gasse. Als ich zufällig einen Blick hineingeworfen habe, sah ich am Ende zwei Rücklichter.«
    »Was war das für ein Wagen?«, fragte Sachs.
    »Den konnte ich nicht erkennen, nur die Rücklichter. Ich schwöre.«
    Dance glaubte ihm. Sie nickte Sachs zu.
    »Moment«, warf Rhyme plötzlich ein. »Am Ende der Gasse?«
    Also hatte der Kriminalist dem Gespräch doch zugehört.
    »Ja. Ganz hinten. Dann gingen die weißen Rückfahrleuchten an, und der Wagen rollte auf mich zu. Er war ziemlich schnell, also bin ich weitergegangen. Ich hörte Bremsen quietschen, der Wagen hielt an, und der Motor ging aus. Er war immer noch in der Gasse. Ich ging weiter. Dann hörte ich die Tür zuschlagen und dieses Geräusch. Als würde ein großes Stück Metall zu Boden fallen. Das war alles. Irgendwelche Leute habe ich nicht gesehen. Ich war zu diesem Zeitpunkt schon längst weg von der Gasse. Ehrlich.«
    Rhyme sah Dance an. Sie nickte, um anzuzeigen, dass Cobb die Wahrheit sagte.
    »Beschreiben Sie das Mädchen, mit dem Sie zusammen gewesen sind«, sagte Dennis Baker. »Ich möchte mit ihr reden.«
    »Mitte dreißig, Afroamerikanerin, kurzes lockiges Haar«, sagte Cobb sofort. »Sie fährt einen Honda, glaube ich. Auf das Nummernschild habe ich nicht geachtet. Sie war hübsch.« Der letzte Satz sollte offenbar eine Art Rechtfertigung sein.
    »Ihr Name?«
    Cobb seufzte. »Tiffanee. Mit zwei e , nicht mit y .«
    Rhyme lachte leise auf. »Ruf bei der Sitte an, und erkundige dich nach den Mädchen, die regelmäßig auf der Cedar Street arbeiten«, befahl er seinem schlanken Assistenten mit dem schütteren Haar.
    Dance stellte noch ein paar Fragen. Dann nickte sie, schaute zu Lon Sellitto und sagte: »Ich glaube, Mr. Cobb hier hat uns alles gesagt, was er weiß.« Sie wandte sich an den Geschäftsmann und bedankte sich aufrichtig für seine Mitarbeit.
    Er sah sie erstaunt an und wusste nicht so recht, was er von diesem Kommentar halten sollte. Aber Kathryn Dance meinte den Dank nicht sarkastisch. Sie nahm die Worte oder zornigen Blicke der Befragten (bisweilen auch die Spucke oder geworfene Gegenstände) niemals persönlich. Ein Kinesik-Spezialist muss sich stets vor Augen halten, dass er nicht gegen die Person des Befragten ankämpft, sondern ausschließlich gegen die Hindernisse auf dem Weg zur Erkenntnis, die er eines nach dem anderen überwindet, mitunter nicht mal absichtlich.
    Sellitto, Baker und Sachs berieten sich einige Minuten und beschlossen, Cobb gehen zu lassen, ohne ihn weiter zu belangen. Als der aufgeregte Mann den Raum verließ, warf er Dance einen Blick
zu, den sie nur zu gut kannte: Es lagen Ehrfurcht und Abscheu darin, zum Teil aber auch blanker Hass.
    Nachdem Cobb gegangen war, meldete Rhyme sich zu Wort. Er musterte eine Lageskizze des Tatorts an der Cedar Street. »Wie sonderbar. Der Täter hat aus irgendeinem Grund beschlossen, das Opfer doch nicht am Ende der Gasse zu platzieren. Also hat er den Rückwärtsgang eingelegt und ist bis zu einer Stelle gefahren, die keine fünf Meter vom Gehweg entfernt liegt... Interessant. Aber ist es auch eine nützliche Information?«
    Sachs nickte. »Durchaus möglich. Wenn ich mich recht erinnere, lag im hinteren Teil der Gasse kein Schnee. Vielleicht wurde dort auch kein Salz gestreut. Wir könnten auf Fußabdrücke oder Reifenspuren stoßen.«
    Rhyme erledigte einen Anruf – mit Hilfe eines beachtlichen Spracherkennungsprogramms – und schickte ein Team der Spurensicherung erneut zu dem Tatort. Wenig später riefen die Beamten zurück und berichteten, sie hätten am Ende der Gasse frische Reifenspuren und eine braune Faser gefunden, die zu denen am Schuh und zu der Armbanduhr des Opfers zu passen schien. Sie überspielten die Digitalfotos der Beweise und teilten den Radstand des Fahrzeugs mit.
    Obwohl Dance sich eigentlich nicht für

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