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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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»Tarnmittel« verwendet. Weil der Täter zum Tatort zurückkehrt?
    • Metallstange, 37 kg, ist Nadelöhrstrebe. Wird auf der Baustelle gegenüber der Gasse nicht verwendet. Keine andere Quelle gefunden.
    • Isolierband, handelsüblich, aber präzise geschnitten, ungewöhnlich. Stücke von exakt gleicher Länge.
    • Sand enthält Thalliumsulfat (Rattengift).
    • In der Jacke des Opfers wurde Erde gefunden, die Fischeiweiß enthält.
    • Kaum Partikelspuren.
    • Braune Fasern, vermutlich von einem Autoteppich.
    Sonstiges:
    • Fahrzeug.
    • Vermutlich Ford Explorer, ungefähr drei Jahre alt. Brauner Teppich.
    • Überprüfung der Fahrzeugkennzeichen im Umkreis des Tatorts am Dienstagmorgen ergibt nichts Auffälliges. Am Montagabend wurden in dem Gebiet keine Strafzettel verteilt.
    • Anfrage beim Sittendezernat bzgl. Prostituierter, evtl. Zeugen.
    In jeder städtischen Verwaltung gibt es die eine oder andere Form der Vetternwirtschaft, ein stählernes Netzwerk aus Geld, Begünstigung und Macht, das sich in höheren wie in niederen Kreisen bis in die letzten Winkel erstreckt und Politiker mit Beamten verbindet, mit Geschäftspartnern, Gewerkschaftsbossen und Arbeitern... es hört nie auf.
    New York City stellt diesbezüglich natürlich keine Ausnahme dar, aber das Netz, in das Amelia Sachs sich in diesem Augenblick verstrickt sah, war dennoch ungewöhnlich: Die entscheidenden Fäden wurden von einer Frau gezogen.
    Sie war Mitte fünfzig und trug eine Uniform mit reichlich Lametta auf der Brust – Auszeichnungen, Ordensbänder, Abzeichen und Streifen. Und selbstverständlich eine kleine amerikanische Flagge als Anstecknadel. (Ebenso wie Politiker müssen auch die hohen Tiere des NYPD in der Öffentlichkeit Rot-Weiß-Blau zur
Schau stellen.) Ihr glanzloses grau meliertes Haar war zu einer Pagenfrisur geschnitten, die ein langes, ernstes Gesicht einrahmte.
    Marilyn Flaherty stand als eine der wenigen Frauen dieser Behörde im Rang eines Inspectors (und somit über jedem Captain). Sie war in leitender Funktion für die Operations Division tätig und direkt dem Chief of Department unterstellt, wie beim NYPD der Titel des Polizeichefs lautet. Op Div nahm zahlreiche Aufgaben wahr, darunter die Koordination der Zusammenarbeit mit anderen Organisationen und Behörden bei größeren Ereignissen in der Stadt – ob nun geplanten, wie den Besuchen von Würdenträgern, oder unerwarteten, wie Terroranschlägen. Flahertys wichtigste Rolle war jedoch die des polizeilichen Verbindungsoffiziers zum Rathaus.
    Sie hatte sich von unten hochgedient, genau wie Sachs (außerdem waren die beiden Frauen zufällig in benachbarten Teilen von Brooklyn aufgewachsen). Nach einigen Jahren im Streifendienst war sie zum Detective Bureau gewechselt, und später hatte sie ein Revier geleitet. Sie war streng und spröde, freimütig und direkt und in jeder Hinsicht eine beachtliche Persönlichkeit. Zudem besaß sie den Schneid, durch das Minenfeld zu manövrieren, dem eine Frau sich in den oberen Etagen der Strafverfolgungsbehörden ausgesetzt sieht.
    Um sich von Flahertys Erfolg zu überzeugen, brauchte man nur einen Blick auf die Wand ihres Büros zu werfen, wo die gerahmten Fotos ihrer Freunde hingen: hohe Beamte, Gewerkschaftsführer, wohlhabende Immobilienhändler und Geschäftsleute. Auf einem der Bilder saß sie neben einem stattlichen Glatzkopf auf der Veranda eines großen Strandhauses. Ein anderes zeigte sie in der Metropolitan Opera, am Arm eines Geschäftsmannes, den Sachs erkannte – er war so reich wie Donald Trump. Ein weiterer Hinweis auf ihren Status war die Größe des Arbeitszimmers an der Police Plaza Nummer eins, in dem sie gerade saßen; Flaherty hatte es irgendwie geschafft, eines der riesigen Eckbüros mit Blick auf den Hafen zu erhalten, während all die anderen Inspectors des Führungsstabes, die Sachs kannte, sich mit deutlich weniger begnügen mussten.
    Amelia saß Flaherty gegenüber, vor dem großen, blank polierten Schreibtisch. Ebenfalls anwesend war Robert Wallace, stellvertretender
Bürgermeister. Sein feistes Gesicht zeugte von großem Selbstbewusstsein, und sein silberner Schopf war mit Haarspray zu einem makellosen Politikerscheitel geformt.
    »Sie sind die Tochter von Herman Sachs«, sagte Flaherty und schaute zu Wallace, ohne auf eine Antwort zu warten. »Ein Streifenbeamter. Guter Mann. Ich war bei der Zeremonie zugegen, als ihm eine Auszeichnung verliehen wurde.«
    Sachs’ Vater hatte im Laufe der Jahre

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