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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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mehrere Auszeichnungen erhalten. Sie fragte sich, auf welche davon Flaherty anspielte. Bei einer Gelegenheit hatte ihr Vater so lange auf einen betrunkenen Ehemann eingeredet, bis dieser das Messer von der Kehle seiner Frau nahm. Ein anderes Mal war er – obwohl gerade nicht im Dienst – durch die Fensterscheibe eines kleinen Supermarktes gesprungen, um einen Räuber zu entwaffnen. Und er hatte im Rialto-Kino ein Baby auf die Welt geholt, während auf der Leinwand Steve McQueen für das Gute kämpfte und am Boden zwischen lauter Popcorn die junge Latina-Mutter lag und vor Anstrengung und Schmerzen stöhnte.
    »Worum genau geht es hier eigentlich?«, fragte Wallace nun. »Stimmt es, dass einige Polizisten in irgendwelche dunklen Machenschaften verwickelt sein könnten?«
    Flaherty richtete ihre stahlgrauen Augen auf Sachs und nickte. Los!
    »Möglicherweise... Es sind Drogen im Spiel. Und es gibt einen verdächtigen Todesfall.«
    »Okay«, seufzte Wallace und verzog das Gesicht. Der von Long Island stammende ehemalige Geschäftsmann, der mittlerweile zum Führungsstab des Bürgermeisters gehörte, war zum Sonderbeauftragten ernannt worden und sollte die Korruption innerhalb der Stadtverwaltung bekämpfen. Bislang hatte er diese Aufgabe mit schonungsloser Effizienz erfüllt und allein im vergangenen Jahr mehrere große Betrugsfälle aufgedeckt, die sowohl die Baubehörde als auch die Lehrergewerkschaft betrafen. Der Gedanke an schwarze Schafe in den Reihen der Polizei war ihm sichtlich unangenehm.
    Im Gegensatz zu Wallace ließ Flahertys von feinen Fältchen durchzogenes Gesicht keine Regung erkennen.
    Unter dem strengen Blick ihrer Vorgesetzten berichtete Sachs
nun von Benjamin Creeleys angeblichem Selbstmord, der wegen des gebrochenen Daumens zweifelhaft erschien, und den verbrannten Papieren in seinem Haus, den Kokainresten und der möglichen Verbindung zu einigen Polizisten, die häufig in der St. James Tavern einkehrten.
    »Es handelt sich um Streifenbeamte aus dem Eins Eins Acht.«
    Womit das im East Village gelegene Hundertachtzehnte Revier gemeint war. Amelia hatte erfahren, dass die St. James Tavern die Stammkneipe der besagten Wache war.
    »Als ich dort war, saßen vier der Männer an einem der Tische, aber auch ihre Kollegen lassen sich gelegentlich in dem Laden blicken. Ich weiß nicht, mit wem Creeley sich getroffen hat und ob es ein, zwei oder ein halbes Dutzend Leute gewesen sind.«
    »Kennen Sie die Namen?«, fragte Wallace.
    »Nein. Ich wollte zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu viele Fragen stellen. Und ich weiß auch nicht mit Sicherheit, ob Creeley tatsächlich mit den Beamten zu tun hatte. Aber es ist wahrscheinlich.«
    Flaherty berührte einen auffallend großen Diamantring an ihrem rechten Mittelfinger. Ihr einziger anderer Schmuck war ein dicker goldener Armreif. Äußerlich blieb sie ungerührt, doch Sachs wusste, dass diese Neuigkeiten sie nicht kalt ließen. Sobald auch nur der Verdacht aufkam, es könnte unsaubere Cops geben, lief ein Schauder durch die gesamte Führungsetage der Stadt, aber ein Problem im Hundertachtzehnten Revier wäre besonders misslich. Es war eine Vorzeigedienststelle mit einer höheren Festnahmequote, als andere Reviere sie vorzuweisen hatten – und mit entsprechend mehr Todesfällen unter den Beamten. Von nirgendwo wechselten mehr altgediente Polizisten auf Stellen im Big Building als vom Hundertachtzehnten.
    »Nachdem ich herausgefunden hatte, dass eine Verbindung zwischen den Kollegen und Creeley bestehen könnte, bin ich zum nächsten Geldautomaten gegangen und habe einige hundert Dollar abgehoben«, sagte Sachs. »Dann habe ich sie in der St. James Tavern gegen das gesamte Papiergeld aus der Kasse eingetauscht. Manche der Scheine mussten von den fraglichen Beamten stammen.«
    »Gut. Und Sie haben die Seriennummern überprüft.« Flaherty rollte geistesabwesend einen Mont-Blanc-Füllfederhalter über die Schreibtischunterlage.

    »Richtig. Sie sind weder beim Finanz- noch beim Justizministerium registriert. Aber fast alle Banknoten wurden positiv auf Kokain getestet. Eine auf Heroin.«
    »Ach herrje«, sagte Wallace.
    »Bitte ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse«, sagte Flaherty. Sachs nickte und erklärte dem stellvertretenden Bürgermeister, worauf ihre Vorgesetzte anspielte: Viele der im allgemeinen Umlauf befindlichen Zwanzigdollarscheine wiesen Drogenspuren auf. Aber die Tatsache, dass praktisch jeder Schein, mit dem die Beamten in der St. James Tavern

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