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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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jemandem gestritten. Können Sie sich an ähnliche Situationen erinnern?«
    »Nein.« Sie schlürfte einen Schluck. »Nicht während meiner Schicht.«
    »Haben Sie ihn mit irgendwelchen Drogen gesehen?«
    »Nein.«
    Es hat keinen Zweck, dachte Sachs. Das hier war eine Sackgasse.
    Die Kellnerin nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette und blies den Rauch zur Decke empor. Dann warf sie Sachs einen kurzen Blick zu und verzog die leuchtend roten Lippen zu einem ausdruckslosen Lächeln. »Und warum interessieren Sie sich so für diesen Kerl?«

    »Reine Routine.«
    Gerte sah sie skeptisch an und schwieg eine Weile. » Zwei Typen kommen in die St. James Tavern, und wenig später sind sie beide tot«, sagte sie schließlich. »Und das soll reine Routine sein, ja?«
    »Zwei?«
    »Sie wissen nichts davon?«
    »Nein.«
    »Hab ich mir schon gedacht. Andernfalls hätten Sie’s ja wohl erwähnt.«
    »Erzählen Sie.«
    Gerte verstummte und wandte den Blick ab; Sachs fragte sich, ob die Frau vor irgendetwas Angst hatte. Aber sie starrte bloß dem Hamburger mit Pommes frites entgegen, der ihr in diesem Moment gebracht wurde.
    »Danke, Schätzchen«, knurrte sie. Dann sah sie wieder Sachs an. »Sarkowski. Frank Sarkowski.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich hab gehört, er wurde bei einem Raubüberfall getötet.«
    »Wann?«
    »Anfang November. Irgendwie so was.«
    »Mit wem hat er in der Kneipe zusammengesessen?«
    »Er war öfter im Hinterzimmer, mehr weiß ich nicht.«
    »Haben die beiden sich gekannt?« Sie wies auf das Foto von Creeley.
    Die Frau zuckte die Achseln und beäugte ihren Hamburger. Sie nahm die obere Brötchenhälfte herunter, verteilte etwas Mayonnaise darauf und mühte sich mit dem Verschluss der Ketchupflasche ab. Sachs öffnete ihn für sie.
    »Wer war er?«, fragte die Polizistin.
    »Ein Geschäftsmann. Sah aus wie ein Pendler aus den umliegenden Bezirken. Aber ich hab gehört, er hat in Manhattan gewohnt und Geld gehabt. Er trug Gucci-Jeans. Ich hab nie mit ihm gesprochen, außer um seine Bestellung anzunehmen.«
    »Wie haben Sie von seinem Tod erfahren?«
    »Ich hab’s zufällig gehört. Die haben sich darüber unterhalten.«
    »Die Beamten vom Revier?«
    Sie nickte.

    »Gab es sonst noch irgendwelche Todesfälle, von denen Sie gehört haben?«
    »Nein.«
    »Andere Straftaten? Einbrüche, Überfälle, Bestechung?«
    Sie verneinte und schüttete Ketchup auf den Burger und neben die Pommes frites. »Nichts sonst. Das ist alles, was ich weiß.«
    »Danke.« Sachs legte einen Zehndollarschein auf den Tisch.
    Gerte warf einen Blick darauf. »Der Nachtisch hier ist ziemlich gut. Der Kuchen. Falls Sie jemals hier essen, müssen Sie den Kuchen probieren.«
    Amelia legte einen Fünfer daneben.
    Gerte hob den Kopf und grinste verschmitzt. »Sie wissen nicht, warum ich Ihnen das alles erzählt habe, nicht wahr?«
    Sachs nickte lächelnd. Genau das hatte sie sich gefragt.
    »Jemand wie Sie kann das nicht verstehen. Diese Kerle im Hinterzimmer, die Cops... Wie sie uns ansehen, Sonja und mich, was sie dann sagen, was sie dann nicht sagen. Wie sie sich über uns lustig machen...« Sie lachte verbittert auf. »Ja, ich verdiene meinen Lebensunterhalt damit, dass ich Getränke ausschenke. Das ist alles, was ich mache. Aber das gibt denen nicht das Recht, über mich zu spotten. Jeder Mensch hat ein Anrecht auf etwas Würde, oder etwa nicht?«
     
    Joanne Harper, das Mädchen seiner Träume, war noch nicht in die Werkstatt zurückgekehrt.
    Die Männer saßen in ihrem Heftpflastermobil, das im östlichen Teil der Spring Street gegenüber den dunklen Räumlichkeiten stand, in denen Duncan sein drittes Opfer töten und Vincent sein erstes Stelldichein seit langer, langer Zeit haben würde.
    Der Geländewagen war nichts Tolles, aber er war sicher. Der Uhrmacher hatte ihn von irgendwo gestohlen, wo man ihn, sagte er, eine Zeit lang nicht vermissen würde. Die New Yorker Nummernschilder stammten von einem anderen gelbbraunen Explorer – um eine oberflächliche Überprüfung durch die Polizei zu bestehen, falls sie in eine Verkehrskontrolle gerieten (die Fahrgestellnummer würde so gut wie nie überprüft, nur das Kennzeichen, hatte der Uhrmacher Vincent belehrt).
    Das war schlau, fand Vincent, aber er hatte gefragt, was sie tun
würden, falls ein Cop nun doch die Fahrgestellnummer kontrollieren wollte. Dann würde der Diebstahl auffliegen.
    Duncan hatte erwidert: »Oh, ich würde ihn töten.« Als sei das ganz

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