Gehetzte Uhrmacher
Streifen in dieses Gebiet beordert worden waren, sind sie hier eingetroffen, bevor er die Frau umbringen konnte. Aber es war haarscharf.«
Dance fügte hinzu, dass die Floristin sich nicht erklären könne, weshalb jemand es auf sie abgesehen hatte. Sie habe vor langer Zeit zwar eine Scheidung durchgemacht, aber schon seit Jahren nichts mehr von ihrem Exmann gehört. Und sie habe ihres Wissens keine Feinde.
Joanne hatte Dance außerdem erzählt, um die Mittagszeit habe jemand sie durch die Scheibe beobachtet, ein dicker weißer Mann mit einem cremefarbenen Parka, einer altmodischen Sonnenbrille und einer Baseballmütze. Wegen der schmutzigen Fenster habe sie ihn nicht genau sehen können. Um eine mögliche Verbindung zu überprüfen, hatte Dance sie nach Theodore Adams gefragt, dem Opfer in der Cedar Street, aber Joanne kannte den Namen nicht.
»Wie geht es ihr?«, fragte Sachs.
»Sie ist ziemlich durcheinander. Aber sie geht zurück zur Arbeit. Nicht hier in der Werkstatt, sondern in ihrem Laden am Broadway.«
»Solange wir diesen Kerl nicht haben und sein Motiv nicht kennen, lasse ich den Laden von einem unserer Wagen bewachen.« Sellitto nahm sein Funkgerät und leitete alles Notwendige in die Wege.
Nancy Simpson und Frank Rettig, die Beamten der Spurensicherung, kamen zu Sachs. Zwischen ihnen ging ein junger Mann mit Wollmütze und weiter Jacke. Er war sehr dünn und schien mächtig zu frieren. »Der Gentleman hier möchte behilflich sein«, sagte Simpson. »Er ist bei uns am Wagen aufgetaucht.«
Nach einem kurzen Blick zu Sachs, die nickte, wandte Dance sich an den Zeugen und fragte ihn, was er gesehen habe. Ihre Fähigkeiten als Kinesik-Expertin waren jedoch nicht erforderlich, denn der Junge war nur zu gern bereit, sich als guter Bürger zu beweisen. Er erklärte, er sei die Straße entlanggegangen, als jemand aus der Werkstatt gesprungen sei, ein Mann mittleren Alters mit einer dunklen Jacke. Sachs zeigte ihm das Phantombild, das Sellitto und Dance nach den Angaben des Uhrenhändlers angefertigt hatten. »Ja, das könnte er sein«, sagte der Zeuge.
Der Mann sei zu einem gelbbraunen Geländewagen gelaufen, an dessen Steuer ein Weißer mit rundem Gesicht und einer Sonnenbrille gesessen habe. Mehr habe er von dem Fahrer nicht erkennen können.
»Die sind zu zweit?« Baker seufzte. »Er hat einen Partner.«
Das war vermutlich derselbe Mann, der Joanne zuvor beobachtet hatte.
»War der Wagen ein Explorer?«
»Für mich sehen diese Geländewagen alle gleich aus.«
Sellitto fragte ihn nach dem Kennzeichen. Der Zeuge hatte nicht darauf geachtet.
»Nun, wenigstens kennen wir die Farbe.« Sellitto erließ eine dringliche Fahndungsmeldung, was bedeutete, dass ab sofort alle Streifenwagen, die Beamten der Verkehrspolizei sowie die Angehörigen der meisten anderen Strafverfolgungsbehörden nach einem gelbbraunen Explorer mit zwei weißen Insassen Ausschau halten würden.
»Okay, lassen Sie uns weitermachen«, rief Sellitto.
Simpson und Rettig halfen Sachs bei der Zusammenstellung der Ausrüstung für die Untersuchung des Tatorts. Genau genommen gab es mehrere Schauplätze: die eigentliche Werkstatt, die Gasse, den Teil des Bürgersteigs, der als Fluchtweg gedient hatte, und die Stelle, an der das Fahrzeug geparkt worden war.
Kathryn Dance und Sellitto kehrten zu Rhyme zurück, während
Baker die Gegend nach weiteren Zeugen absuchen und das Phantombild des Uhrmachers in den Lagerhäusern und Geschäften der Spring Street sowie unter den Passanten herumzeigen ließ.
Sachs sammelte so viele Spuren wie möglich. Nachdem die ersten Uhren keinen Sprengsatz enthalten hatten, bestand keine Veranlassung, das Räumkommando zu alarmieren; ein einfacher Nitrattest reichte aus, um sicherzugehen. Amelia packte alles ein, streifte den Tyvek-Overall ab und zog ihre Lederjacke an. Dann eilte sie die Straße hinunter, setzte sich hinter das Steuer ihres Camaro, ließ den Motor an und drehte das Heizgebläse auf.
Sie griff hinter den Beifahrersitz nach ihrer ledernen Tasche, um die Handschuhe herauszuholen, aber als sie die Tasche anhob, landete der gesamte Inhalt auf der Rückbank.
Sachs runzelte die Stirn. Sie achtete immer darauf, dass die Tasche sicher verschlossen war, denn sie konnte es sich nicht leisten, den Inhalt zu verlieren, zu dem zwei Reservemagazine für ihre Glock sowie eine Dose Tränengas zählten. Und sie wusste genau, dass sie den kleinen Metallverschluss bei ihrer Ankunft gedreht hatte.
Sie sah zum
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