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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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gute Vorstellung davon, worauf der Detective abzielte. Baker spielte nicht auf die Beziehung zwischen einem Krüppel und einer Nichtbehinderten an – er schien Rhymes Zustand kaum zu bemerken. Nein, er bezog sich auf einen völlig anderen potenziellen Konfliktherd. »Zwei Polizisten, haben Sie gemeint.«
    Der »andere Fall« kontra »seinen Fall«.
    Baker nickte. »Ich hab mich mal eine Zeit lang mit einer FBI-Agentin getroffen. Sie und ich hatten ständig Streit wegen unserer Zuständigkeitsbereiche.«
    Rhyme lachte. »Nett formuliert. Andererseits war meine Exfrau keine Polizistin, und wir haben trotzdem so einiges auszustehen gehabt. Blaine hatte einen guten Wurf drauf. Hat mich ein paar hübsche Lampen gekostet. Und ein Mikroskop von Bausch & Lomb. Wahrscheinlich hätte ich es nicht nach Hause mitbringen sollen... Nun, das Mitbringen war eigentlich nicht das Problem; ich hätte es nur nicht auf den Nachttisch neben unserem Bett stellen dürfen.«
    »Ich werde jetzt keine Witze über Mikroskope im Schlafzimmer machen«, rief Sellitto von der anderen Seite des Raumes.
    »Für mich klingt das aber so, als hättest du gerade einen gemacht«, erwiderte Rhyme.
    Um Bakers Smalltalk zu entrinnen, fuhr Rhyme zu Pulaski und Cooper, die versuchten, von der Drahtrolle aus der Floristenwerkstatt Fingerabdrücke zu nehmen. Rhyme hatte gehofft, der Uhrmacher habe den dünnen grünen Draht nicht mit Handschuhen abwickeln können und notgedrungen die bloßen Hände benutzt. Leider fanden sie nichts.
    Die Haustür öffnete sich. Gleich darauf kam Sachs ins Labor, zog ihre Lederjacke aus und warf sie nachlässig auf einen Stuhl. Sie lächelte nicht und nickte dem Team nur kurz zu. »Gibt’s was Neues?«, fragte sie Rhyme.

    »Nein, noch nicht. Es wurden ein paar weitere Explorer gemeldet, aber keiner war ein Treffer. Von ASTER haben wir auch noch nichts gehört.«
    Sachs starrte die Tabelle an, aber Rhyme hatte den Eindruck, dass sie die Worte gar nicht wahrnahm. Sie wandte sich zu dem Neuling um. »Ron, der Detective, der für den Fall Sarkowski zuständig gewesen ist, hat mir von Gerüchten erzählt, unsere Eins-Eins-Acht-Freunde aus der St. James Tavern hätten Geld erhalten. Es soll angeblich eine Verbindung nach Maryland bestehen. Falls wir die finden, finden wir auch das Geld und vermutlich die Namen von manchen der Beteiligten. Ich glaube, das OV aus Baltimore hat die Finger im Spiel.«
    »Das organisierte Verbrechen?«
    »Dafür steht die Abkürzung OV nun mal, es sei denn, Sie haben zufällig eine andere Akademie besucht als ich.«
    »Verzeihung.«
    »Hören Sie sich um. Finden Sie heraus, ob jemand aus den einschlägigen Kreisen von Baltimore hier in New York gewesen ist. Und bringen Sie in Erfahrung, ob Creeley, Sarkowski oder jemand aus dem Eins Eins Acht dort über einen Wohnsitz verfügt oder oft geschäftlich in Maryland zu tun hat.«
    »Ich fahre zum Revier und...«
    »Nein, telefonisch. Bleiben Sie anonym.«
    »Wäre es nicht besser, das persönlich zu erledigen? Ich könnte...«
    » Besser wäre es, meine Anweisungen zu befolgen«, fiel Sachs ihm schroff ins Wort.
    »Okay.« Er hob beschwichtigend beide Hände.
    »He, deine allzeit gute Stimmung färbt auf die Truppe ab, Linc«, sagte Sellitto.
    Sachs biss die Zähne zusammen. »Auf diese Weise ist es sicherer, Ron«, fügte sie dann etwas umgänglicher hinzu.
    Das war eine Lincoln-Rhyme-Entschuldigung, was bedeutet, es war so gut wie gar keine, aber Pulaski nahm sie an. »Alles klar.«
    Sachs kehrte der Tafel den Rücken zu. »Rhyme, ich muss mit dir reden. Allein.« Ein Blick zu Baker. »Sofern es Ihnen nichts ausmacht.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht das Geringste. Ich muss mich
noch um ein paar andere Fälle kümmern.« Er zog seinen Mantel an. »Ich bin in der Zentrale, falls Sie mich brauchen.«
    »Also?«, fragte Rhyme sanft.
    »Oben. Unter vier Augen.«
    Rhyme nickte. »Ist gut.« Was war hier los?
    Sie nahmen den winzigen Aufzug in den ersten Stock. Rhyme rollte ins Schlafzimmer, Sachs folgte ihm.
    Dann setzte sie sich an einen Computer und fing an, hektisch etwas einzutippen.
    »Was ist denn?«, fragte Rhyme.
    »Hab eine Minute Geduld.« Sie sah mehrere Dokumente durch.
    Rhyme stellte zweierlei an ihr fest: Sie hatte sich die Kopfhaut aufgekratzt, wie ihr blutiger Daumen bewies. Und sie schien geweint zu haben. Was in all den Jahren, die sie sich kannten, erst zwei- oder dreimal passiert war.
    Sachs tippte hastiger. Die Seiten zogen an ihr vorbei,

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