Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gehirnfluesterer

Gehirnfluesterer

Titel: Gehirnfluesterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Dutton
Vom Netzwerk:
Unterschiede in der Perfektion. Fast allen gelingt
     manchmal ein Blick in das Reich der Vollkommenheit, der platonischen Idee von Überzeugung. Manchmal machen wir dort sogar
     zufällig einen kurzen Besuch. Wann haben Sie zum letzten Mal genau das
Richtige
zum genau
richtigen Zeitpunkt
gesagt – und dies erst im Nachhinein bemerkt? In dem Augenblick selbst war es Ihnen nicht bewusst. War das womöglich der Grund,
     dass es geklappt hat? Nicht weniger eindrucksvoll ist der Besuch im Reich der Unvollkommenheit. Er findet etwas häufiger statt.
     Wann haben Sie zum letzten Mal genau das Falsche zum richtigen Zeitpunkt gesagt? Dazu fällt einem sehr schnell etwas ein,
     oder?
    In der Vorweihnachtszeit erhält die britische Post über 750   000   Kinderbriefe an Santa Claus. Es gibt genaue Vorschriften, wie diese Briefe zu behandeln sind. Sie werden, wenn sie nicht zufällig
     im Schredder landen, sorgfältig abgeheftet. Vor einigen Jahren jedoch erregte ein besonderer Brief die Aufmerksamkeit einer
     Angestellten eines regionalen Sortierzentrums. Es war der Brief eines kleinen Jungen, der das ganze Jahr für eine Playstation
     gespart hatte. Er habe, so schrieb er an Santa Claus, etwas mehr als die Hälfte der notwendigen Summe zusammengebracht, doch
     noch immer fehlten ihm rund 200   Pfund an der Gesamtsumme. Seine Mutter sei krank, sein Vater gerade gefeuert worden. Die Familie verfüge also, wie sich Santa
     vorstellen könne, über ein ziemlich knappes Budget. Ob denn Santa Claus nicht für den Fehlbetrag aufkommen könne?
    Die Frau, die den Brief im Sortierzentrum geöffnet hatte, ließ ihn unter ihren Kollegen zirkulieren. Alle waren sehr bewegt
     und beeindruckt. Der Junge hatte hart gearbeitet, hatte Autos gewaschen und Zeitungen ausgetragen. Die Kollegen beschlossen,
     eine Sammlung zu veranstalten, an der sich alle großzügig beteiligten. Zum Schluss landete ein Umschlag mit 120   Pfund auf dem Tisch der Kollegin. Sie sandte das Geld an den fleißigen kleinen Burschen und legte einen Brief dazu von »Santa«
     mit den besten Wünschen für ihn und seine Familie.
    Nun geschah eine Weile gar nichts. Bis Mitte Januar, da nämlich landete ein weiterer an Santa Claus adressierter Brief im
     selben Sortierzentrum. Bei der Angestellten, die den ersten Brief bearbeitet hatte. Sie öffnete ihn. Sie las das Folgende:
     
    Lieber Santa,
    vielen Dank für dein Weihnachtsgeschenk von 200   Pfund für meinen Sohn. Es war sehr großzügig von dir. Unglücklicherweise hat er es immer noch nicht geschafft, sich die Playstation,
     die er so gerne haben möchte, zu kaufen. Denn als er deinen Brief öffnete, lagen nur 120   Pfund darin. Diese diebischen Bastarde bei der Post haben 80   Pfund für sich selbst abgezweigt. Man kann heute wirklich niemandem mehr trauen   ….
     
    Aua.
     
    Manchen Menschen, so scheint es, reicht es nicht, die Dinge aus Versehen in den falschen Hals zu bekommen. Sie bestehen regelrecht
     darauf. Das haben wir alle schon erlebt, oder? Wenn uns die Erfahrung etwas lehrt, dann genau dies. Hinter der unbeirrbaren
     Ungeschicklichkeit kommt eine beklagenswerte natürliche Inkompetenz zum Vorschein, die unendlichen Spielraum bietet für jede
     Art von Fauxpas, von Schnitzern und Fettnäpfchen, die im sterblichen Leben der kognitiv Behinderten herumstehen.
    Eines Abends, am Taxistand vor dem Bahnhof von Cambridge, stand ich in einer langen Schlange von Wartenden, die ebenso entnervt
     waren wie ich selbst. Plötzlich, wie aus dem Nichts, tauchte ein präpotenter jugendlicher Saufkopf auf, der nonchalant an
     die Spitze der Schlange schlenderte. Mit löblicher Entschiedenheit sprach ihn der Mann vor mir an. So höflich, wie es die
     Situation erlaubte, forderte er den jungen Mann auf, sich ans Ende der Schlange zu verpissen. Doch der impertinente Vordrängler
     dachte nicht daran.
    »Ich habe gerade einen Anruf bekommen, meine Freundin ist im Krankenhaus«, nuschelte er, »sie muss sofort operiert werden.
     Was fällt dir eigentlich ein?«
    »Ich bin der Chirurg«, kam die Antwort.
    Hübsch, nicht?
    Warum sollte es uns nicht auch gelingen, total richtigzuliegen, wenn wir schon so total danebenliegen können?
    Testen Sie Ihre Beeinflussbarkeit mit Hilfe einer MISS aus Iowa
    (Multidimensional Iowa Suggestibility Scale; Kurzfassung)
     
    Wie zutreffend sind die Behauptungen auf der folgenden Seite für Ihr Verhalten? Beantworten Sie die zwanzig Aussagen auf der
     gegenüberliegenden Seite nach

Weitere Kostenlose Bücher