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Gehirnfluesterer

Gehirnfluesterer

Titel: Gehirnfluesterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Dutton
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die Wirkung in der Irreführung
     – in dem Fall allerdings nur sprachlich und nicht physikalisch. Wie ein Zauberkünstler ist ein begabter Überzeuger in der
     Lage zu kontrollieren, in welche Richtung wir sehen. Und – noch wichtiger – in welche Richtung wir denken. De facto – denken
     Sie an Drayton Doherty und die Eidechse – ist die Grenze zwischen Zauberei und Überzeugung manchmal schwer zu ziehen.
    Eine verrückte Rechnung
    Drei Hausgenossen betreten einen Elektroladen und wollen einen billigen, gebrauchten Fernseher für ihr Wohnzimmer kaufen.
     Sie finden ein passendes Gerät und fragen, was es kostet. Der Verkäufer nennt einen Preis von 25   Pfund. Die drei wollen sich die Kosten teilen, jeder legt dem Mann einen 1 0-Pfund -Schein auf den Ladentisch. Der geht zur Kasse, um das Wechselgeld zu holen.
    Da kommt ihm eine Idee. Wenn ich, denkt er, sage, dass mir ein Fehler unterlaufen ist und der Apparat in Wirklichkeit 27   Pfund kostet, kann ich etwas mehr kassieren und keiner wird etwas dabei finden. So legt er die drei Scheine in die Kasse und
     entnimmt fünf 1-Pfund -Münzen. Zwei davon steckt er in seine Tasche. Dann erklärt er seinen Kunden, er habe einen Fehler gemacht, der Apparat koste
     statt der ursprünglich genannten 25 tatsächlich 27   Pfund. Jeder der drei erhält nun ein Pfund Rückgeld. Die Käufer sind dennoch zufrieden, der Apparat war immer noch preiswert.
     Und der Verkäufer freut sich, dass er den dreien ein paar zusätzliche Pfund abgeluchst hat. Es gibt also nur Gewinner.
    Halt! Ist da kein Fehler unterlaufen? Verfolgen wir die Geschichte erneut.
    Die drei Hausgenossen gaben dem Verkäufer insgesamt 30   Pfund. Dieser kommt mit 5   Ein-Pfund-Münzen von der Kasse zurück und gibt jedem seiner Kunden eine Münze. Zwei Münzen behält er zurück. Und wie viel
     hat jeder der drei nun gezahlt? Richtig: 9   Pfund. Mathematisch: 3 × £ 9 = £ 27; £ 27 + £ 2 = £ 29: Plötzlich fehlt ein Pfund.
    Ein vertracktes, zugleich verteufelt simples Problem. Viele von uns – mir erging es nicht anders – haben sich von dieser windigen
     Psychoarithmetik übertölpeln lassen. Warum aber stolpern wir so leicht über derartig simple Rechnungen? Die Antwort ist ernüchternd,
     muss man leider sagen: Wir haben so etwas wie die »Bereitschaft«, ein wirklich eindrucksvolles Talent dafür, übertölpelt zu
     werden.
    Während unserer Evolutionsgeschichte hat unser Gehirn durch die ständige Assimilation an Millionen und Abermillionen kleiner
     Erfahrungssplitter gelernt, Abkürzungen zu nehmen. Wir folgen Daumenregeln, statt ein Problem von Grund auf zu durchleuchten.
     Das Gehirn hat »alles schon einmal gesehen«. Und so ziehen wir Schlüsse auf die Welt, bilden Erwartungen, benutzen, wie der
     berühmte Laplace einmal gesagt hat, den gesunden Menschenverstand, statt zu rechnen.
    Das Leben, so hat wiederum der amerikanische Autor Kurt Vonnegut einmal gesagt, »ist einfach zu schnell, um darüber nachdenken
     zu können«.
    Die natürliche Auslese gibt ihm recht.
    Das Problem mit dem fehlenden Pfund 2 wird verursacht vom Virus der Aufmerksamkeit, wie Barrett dies nennen würde. Unser Gehirn wird derart abgelenkt, dass es tatsächlich dort nicht hinschaut, wo es, und zwar im Interesse desjenigen, der uns hereinlegenwill, auch nicht hinschauen soll. Wir folgen dem wie unter Hypnose, und schon sind wir hereingefallen. Das Unglaubliche geschieht
     direkt vor unseren Augen. Es gibt dafür noch eine Menge anderer Beispiele. Nehmen Sie die beiden folgenden Fotos von Margaret
     Thatcher. Sie stehen auf dem Kopf. Dennoch möchte ich Sie fragen, auf welchem Ihnen die Politikerin bekannter vorkommt, das
     linke oder das rechte?
    Die Thatcher-Illusion (nach Thompson, 1980)
    Nun eine weitere Frage: Wie oft taucht die Ziffer »9« zwischen 1 und 100 auf? Sie dürfen die Finger zu Hilfe nehmen. Zählen
     Sie: »9, 19, 29…«
    Zuletzt lesen Sie folgenden Satz; lesen Sie den Text einmal, mit normaler Lesegeschwindigkeit, und zählen Sie dabei, wie oft
     der Buchstabe »N« auftaucht.
    Aber wirklich nur einmal lesen.
     
    DIE NONNE VERLANGT VON NATHAN ZWEI KANNEN TEE, VON NEPOMUK EINE VASE UND VON NATHALIE EINEN STRAUSS NELKEN FÜR IHREN GAST.
    Und: Wie viele »N’s? Fünfzehn, sechzehn oder nur vierzehn? Die richtige Antwort lautet einundzwanzig. Grämen Sie sich nicht,
     wenn Sie falschlagen. Sie befinden sich damit in bester Gesellschaft, denn viele Menschen kommen nicht auf die richtige Zahl;
    

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