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Gehirnfluesterer

Gehirnfluesterer

Titel: Gehirnfluesterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Dutton
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gleichzeitig ausführen muss, lässt sich sehr gut miteinem einfachen Aufmerksamkeitstest illustrieren. Legen Sie zunächst ein leeres Blatt Papier auf die beiden Abbildungen. Dann
     decken Sie die linke Abbildung auf und suchen Sie das fettgedruckte X in der Darstellung. Anschließend decken Sie die rechte Abbildung auf und tun das Gleiche.

    War das fette X leichter in der linken oder in der rechten Abbildung zu finden? Ich möchte wetten, in der linken. Und warum? Bei der rechten
     Abbildung sind die Anforderungen an das Aufmerksamkeitspotential des Gehirns doppelt so groß wie bei der linken. Denn bei
     der linken Abbildung mussten Sie nur die Kontraste unterscheiden, bei der rechten auch noch die Formen.
    Das Gehirn etwas unter Arbeitsdruck zu setzen und seine Belastung zu erhöhen, kann sich ironischerweise, denn es ist ja ein
     Lieblingstrick von Betrügern, auch zu unseren Gunsten auswirken, wenn wir den Spieß einfach umdrehen, weil wir herausfinden
     wollen, ob uns jemand anlügt. Je mehr Anlass man anderen zum Nachdenken gibt, desto mehr muss ihr Gehirn verarbeiten, und
     entsprechend weniger Ressourcen stehen bereit, um die Wahrheit zu verbergen. Das ist gängige Praxis in Verhören bei Polizei
     und Militär. Eingesetzt werden dort erprobte Techniken wie der Austausch »wissender Blicke« zwischen den Befragern, große
     körperliche Nähe zum Verhörten, ein grober Umgang mit ihm, das Herausrufen der Befrager wegen angeblich »neuer Informationen«,
     »belastende Dokumente« (oft nur weiße Blätter), die verdeckt auf dem Tisch liegen. Zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt,entfalten solche Mittel eine machtvolle Wirkung durch »ablenkende« Beeinflussung. Nur damit Sie sich darauf einrichten können,
     wenn Sie wieder mal in einem Verhör gelandet sind.
     
    ANNÄHERUNG
     
    Zwei Leute sehen nie exakt das Gleiche. Das sagen uns die erfahrenen Empiriker, und sie haben recht. Es gibt definitiv Unterschiede
     in der Wahrnehmung zwischen den Individuen. Aber wenn wir die Welt als Ganzes betrachten, haben wir doch alle mehr gemein,
     als wir denken.
    Nehmen Sie das folgende Beispiel: Jemand spielt Lotto mit den Ziffern 1, 2, 3, 4, 5 und 6.   Welches der beiden folgenden Szenarien würde Sie mehr amüsieren: wenn die Gewinnzahlen 4, 14, 22, 33, 40 und 45 lauten? Oder
     wenn es sich um die Ziffern 7, 8, 9, 10, 11 und 12 handelt? Fast jeder sagt, Letzteres (wenn es nicht gerade um die eigenen
     Zahlen geht). Aber warum? Faktum ist, jede Folge der Gewinnziffern ist gleichermaßen wahrscheinlich. Ein weiteres Beispiel:
     Sie beteiligen sich an einem Gewinnspiel, und die Gewinnzahl lautet 672.   Wann wären Sie mehr enttäuscht? Wenn Ihre Zahl 671 lautet? Oder wenn es die Zahl 389 ist?
    Diese beiden Beispiele zeigen ein ziemlich interessantes Detail unserer Art zu funktionieren. Unsere Gehirne sind nämlich
     träge Gewohnheitstiere. Anstatt Entscheidungen aufgrund frischer Zutaten zu treffen, bevorzugen sie Fertiggerichte, massenhaft
     angereichert mit Vermutungen, Unterstellungen und vorgefertigten Überlegungen. In der falschen Hand können solche Informationen
     sehr gefährlich sein. Beim Fußball oder anderen Sportarten ist es ein großer Vorteil, wenn man die Gedanken der Gegner kennt,
     wenn man weiß, wie sie ticken, wie sie das nächste Spiel planen. Genauso ist es bei der Überzeugung.
    Eine »große« Geschichte
    Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten für eine Werbeagentur und werten Fragebögen aus von Umfragen unter nach dem Zufallsprinzip
     ausgesuchten erwachsenen U S-Amerikanern . Einer davon hat bei der Körpergröße »über 1,95« angekreuzt. Bei der nächsten Frage auf der Liste, der Frage nach dem Job,
     hat er vergessen, ein Kreuz zu machen. Welche Profession würden Sie ihm zuteilen? Eher Bankmanager oder eher Basketballspieler?
     Falls es der Basketballspieler ist – Glückwunsch! Dann entscheiden Sie so wie 78   Prozent der Erstsemester an der Universität Cambridge. Richtig ist Ihre Entscheidung trotzdem nicht.
    Überlegen Sie. Wovon gibt es mehr in der amerikanischen Bevölkerung, von Bankmanagern oder von professionellen Basketballspielern?
     Es sind Bankmanager, da werden Sie mir sicher zustimmen. Schätzen wir nun noch den jeweiligen Anteil. Sagen wir, es gibt 300   Basketballprofis und 15   000   Bankmanager. Wie viele von den Basketballprofis sind über 1,95 groß? Was schätzen Sie? Sechzig Prozent? Siebzig Prozent? Sagen
     wir, siebzig Prozent. Dann gibt es also 210

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