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Gehirnfluesterer

Gehirnfluesterer

Titel: Gehirnfluesterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Dutton
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Gemeindepfarrer begann, sich
     nach neuen Räumlichkeiten umzusehen. Die Gemeinde konnte es sich plötzlich leisten, Barrett sei Dank. Der Pfarrer fand es
     großartig, dass Barrett zu Gott gefunden hatte. Oder vielmehr Gott zu Barrett.
    Für Barrett stellte sich das etwas anders dar. Die Tätigkeit für die Kirchengemeinde war kein Neustart für ihn, eher eine
     neue Gelegenheit für seine alten Experimente. »Beeinflussung«, sagt er, »Beeinflussung ist für mich eine Sucht. Ich habe die
     Betrugskrankheit. Es macht mich einfach high, wenn ich die Leute zu etwas bringen kann, das sie von sich aus sicher nicht
     getan hätten. Und je größer der Widerstand ist, den ich überwinden muss,desto besser fühle ich mich. Jeder schlägt Drückern die Tür vor der Nase zu, auch wenn sie mit Bibeln kommen. Aber, dachte
     ich mir, ich bin gut in meinem Metier. Wahrscheinlich der Beste in dem Geschäft. Ich habe eine Gabe – vielleicht von Gott,
     wer weiß. Früher habe ich diese Gabe nur aus Eigennutz eingesetzt. Warum sollte ich damit nicht mal was Gutes tun?« Er lächelt.
     »Das jedenfalls habe ich dem Pfarrer gesagt. Dieser aufgeblasene Kerl hätte alles geschluckt, was ihn vor seinen Schäfchen
     gut dastehen ließ.«
    Barretts Technik war gelinde gesagt unorthodox. Sie war auch dezidiert illegal. Auf die Requisiten aus seinen großen Tagen,
     die Seidenkrawatten, Gucci-Schuhe, Armani-Hemden, den 200 0-Dollar -Anzug aus der Savile Row verzichtete er und ging nun in Jeans, Turnschuhen und Sporthemd auf Tour, Letzteres stets rosafarben.
     Dies zeigt Barretts außerordentliches Gespür für Details, den Spürsinn des Überzeugungsvirtuosen.
    Er hat die Sache mit dem rosafarbenen Hemd erläutert: »Das Gehirn reagiert auf Rosa. Eine wissenschaftliche Tatsache. Rosa
     ist eine beruhigende Farbe. Es ruft ein einzigartiges Muster von Gehirnwellen hervor. Das kommt von der Evolution. Die vorgeschichtlichen
     Menschen haben den rosa Himmel gesehen, bei jedem Sonnenaufgang und vor allem bei jedem Sonnenuntergang. Zu einer Tageszeit
     also, die mit Schlaf und Entspannung verbunden war. Wenn man in ruhigem Fahrwasser bleiben will, ist Rosa der richtige Hintergrund.«
    Es gibt tatsächlich einen bestimmten Rosaton, das sogenannte Baker-Miller-Pink, dessen beruhigende Wirkung auf aufgebrachte,
     gewalttätige Menschen wissenschaftlich erwiesen ist. Es löst Beklemmungen, senkt den systolischen und den diastolischen Blutdruck.
     Das wurde etwa an Gefängnisinsassen untersucht, deren Zellen in Baker-Miller-Rosa gestrichen wurden. 1 Ein an der University of Iowa durchgeführtes Experiment hat gezeigt, dass das gegnerische Team weniger kampfbereit war, wenn man seine Umkleidekabinen entsprechend rosa getüncht hatte.
     Diese unsportliche Methode wurde inzwischen von der Western Athletic Conference verboten, und zwar mit klaren Worten. Die
     Umkleidekabinen der Teams können jede verdammte Farbe haben, Hauptsache, es ist die gleiche.
    Doch zurück zu Barrett. So ausstaffiert machte er sich an die Arbeit. Die Technik, die er anwendete, bezeichnet er als die
     »drei A’s« sozialer Beeinflussung: Aufmerksamkeit, Annäherung, Anbindung. Wird das Gehirn von diesem Cocktail durchströmt,
     verlieren seine Besitzer jeden Widerstand gegen Beeinflussung. In Sachen Willfährigkeit ist es das Äquivalent der Droge Rohipnol
     – ein Rezept für Gehirnvergewaltigung.
    Als Operationsgebiete suchte sich Barrett wohlhabende Wohnviertel aus und verschaffte sich heimlich Zugang zu den Autos der
     Bewohner. Dann kam der »Guter-Nachbar-Trick« zur Anwendung. Er schaltete das Autolicht an, klopfte an der Tür und informierte
     die Autobesitzer über ihr »Versehen«. Natürlich verwickelte er seine Opfer sofort in ein Gespräch (er könnte, wie die meisten
     seiner Kollegen, Rasierschaum auch an einen Taliban verhökern), erklärte, aus welchem Grund er »zufällig« vorbeikam, und bat
     um eine kleine Spende. In neun von zehn Fällen mit Erfolg. Die Bitte um eine Spende wurde beiläufig ausgesprochen, und zwar
     zum perfekten Zeitpunkt, als er gerade im Gehen war, mit dem Rücken zu seinen Opfern.
    Man beachte die Details.
    »Wenn sie dich zurückrufen und dich bitten, einen Augenblick zu warten, müssen sie pro-aktiv sein«, erklärt Barrett. »Ohne
     estuation eingelassen, als wenn du einfach herumstehst und darauf wartest, dass sie dir etwas geben.«
    Etwas später entdecken die Bewohner des von Barrett beharkten Viertels eine Anzeige im

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