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Gehirnfluesterer

Gehirnfluesterer

Titel: Gehirnfluesterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Dutton
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Informationen enthalten, die zur Übermittlung der Botschaft notwendig sind.
    Luke Conway, Professor für Psychologie an der University of Montana, hat sich damit befasst, welche Funktion Einfachheit für
     politische Reden hat. Er fand heraus, dass Politiker im Wahlkampf viel schlichter reden als normalerweise. Conway hat auch
     die jeweils vier Reden an die Nation von 41   U S-Präsidenten in ihrer ersten Amtszeit untersucht und ein Muster entdeckt. Je länger ein Präsident im Amt war, desto niedriger war die
     ideologische Komplexität. Antrittsreden waren nuanciert. Sie waren ganzheitlicher im Ton und bezogen auch andere Sichtweisen
     mit ein. Und sie waren deutlich komplizierter. Bei den letzten Ansprachen, vor der nächsten Wahl, wurde dann nur noch Tacheles
     geredet, soweit das bei einem Politiker möglich ist. »Einfachheit«, sagt Conway, »verkauft sich. Keiner sagt im Wahlkampf:
     Vielleicht habe ich recht, vielleicht auch nicht, lasst uns darüber reden.«
    Nehmen wir eine der berühmtesten politischen Reden, die je gehalten wurden. Winston Churchill hielt diese unvergesslicheRede am 4.   Juni 1940 nach dem Rückzug der britischen Truppen aus Dünkirchen: »Wir werden auf den Stränden kämpfen usw.« 1 Er hätte sich auch anders ausdrücken können, zum Beispiel so: »Die Gefechte mit unserem Gegner werden an der Küste stattfinden   …« Dann aber wäre die Rede wohl niemals zu Churchills rhetorischen Glanzstücken gezählt worden. Wir wissen nicht, warum sich
     Churchill für diese Formulierung entschied. Menschen machen merkwürdige Dinge, wenn sie unter Druck sind, nicht wahr?
    Aber wir kennen die weniger dramatischen Ursachen dafür, warum die Marketingleute von Marks & Spencer auf ihre Transportfahrzeuge
     den Slogan »Exclusively for Everyone« setzen ließen. »Auf der Seitenwand eines Lastwagens ist nicht viel Platz, auf einem
     Lieferwagen noch weniger«, sagte mir der Pressesprecher der Firma bei meinem Anruf. »Und wenn Sie fahren, haben Sie wenig
     Zeit zum Lesen. Wir hätten auch schreiben können: ›Wir führen überall im Land hochwertige Waren zu erschwinglichen Preisen.‹
     Aber das klingt nicht wirklich. In der Werbung ist es am besten, wenn man einfach redet.«
    Matthew McGlone und Jessica Tofighbakhsh von der University of Texas haben die Wirkung von Dichtung näher untersucht. Eigentlich
     weniger von Dichtung als von Reimen. Sie gingen der Frage nach, ob Aussagen, die gereimt sind, tatsächlich für glaubwürdiger
     gehalten werden als nicht gereimte Texte. Um den Ball ins Rollen zu bringen, stellten sie eine Auswahl von plakativen, althergebrachten
     gereimten Sprüchen zusammen. Zusätzlich erfanden sie eine eigene, irgendwie misstönende Version. Aus »Caution and measure
     will win you treasure« wurde »Cautionand measure will win you riches«. Und »What sobriety conceals, alcohol reveals« wurde zu »What sobriety conceals, alcohol
     unmasks«. 2 Die Versuchspersonen sollten die gesammelten Weisheiten lesen – sowohl die Originale als auch die geänderten Versionen – und daraufhin bewerten, ob sie treffsicher sind, ob sie das Leben richtig beschreiben. Sie zogen die Reime vor. Die Teilnehmer
     empfanden die gereimten Sprichwörter weniger kitschig und authentischer als die nicht gereimten Fassungen.
    Und warum?
    Nach Ansicht der Wissenschaftler kann unser Gehirn diese Sprüche quasi in einem Happen schlucken. Es muss sich keine Sorgen
     machen, dass es mehr abbeißt, als es kauen kann. Es muss die Informationen nicht in kleinere, handlichere Stücke zerlegen.
     Wir verarbeiten Sprache so schneller. Und dieser Fluss, dieses schnelle Verständnis, erzeugt Selbstvertrauen.
    Der Boxer Muhammad Ali teilte vor einem Kampf gerne mit, in welcher Runde er gewinnen würde. Und das tat er oft in Reimform.
     Als Kind fand ich das sehr lustig.
     
    He hits like a flee so I will take him in three.
    He wants to go to heaven so I will drop him in seven.
    He thinks he’s great so I will get him in eight.
     
    Hat Muhammad Ali damit, bewusst oder unbewusst, ein geheimes Gesetz der Beeinflussung befolgt? Konnte er mit solchen Verslein
     seine Gegner beeindrucken und einschüchtern und den eigenen Zeitsinn schärfen? Möglich. Immerhin hatte er mit seinen Voraussagen
     oft recht.
    Vor ein paar Jahren, als ich mit der Arbeit an dem Buch begann, machte ich die Runde beim Check-in-Personal auf Flughäfen
     und wollte unter anderem, natürlich allein im Interesse der Wissenschaft,

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