Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut
kommen.«
»Hoffentlich klappt’s. Ich richte es ihm aus.«
»Ja, tu das. Ich fahre in einem anderen Boot nach und seh mir das Ganze an. Bis zum Frühstück bin ich sicher bei euch.«
»Ich sag’s ihm.«
Vaughan legte auf, ging leise pfeifend zu seinem Spitfire und fuhr los.
10
Upton Magna war einst ein blühendes Fischerdorf gewesen, doch im Lauf der Jahre hatte es immer mehr an Bedeutung verloren. Seine Bevölkerung war auf zweihundert Menschen zusammengeschrumpft, und in dem kleinen Hafen lagen nur noch wenige Boote.
Braggs Bootswerft lag ein Stück vor dem Ort an einer alten steinernen Mole – eine Ansammlung verfallener Wellblechbu den, verfaulter Holzbohlen und einiger an Land gezogener Boote, die nicht den Eindruck machten, als würden sie je wieder schwimmen können.
Vaughan erreichte das Dorf kurz nach halb neun und fuhr durch die Hauptstraße. Etwa in ihrer Mitte war ein kleines, weißgekalktes Wirtshaus, hinter dem ein Parkplatz lag. Er stellte den Spitfire darauf ab und ging die restliche Strecke zu Fuß.
Hinter dem Fenster rechts neben der Haustür, unter dem Schild mit der verblaßten Aufschrift George Bragg – Bootsbau – Bootsvermietung brannte Licht. Er ging die Verandatreppe hinauf und schaute hinein.
In dem Raum, der teils als Büro, teils als Wohnzimmer dien te, herrschte ein heilloses Durcheinander. Hinter der Ladentheke saß an einem Tisch, voll mit schmutzigem Ge schirr, George Bragg und las.
Er war ein hünenhafter Mann von über sechzig Jahren mit einem ungepflegten grauen Bart. Nach einer Weile stand er auf und griff sehr zu Vaughans Überraschung nach einer Krücke. Er nahm eine Emailtasse vom Tisch und humpelte, das rechte, in einem Gipsverband steckende Bein unbeholfen nachziehend, zum Herd, auf dem ein Kaffeetopf stand.
Vaughan stieß die Tür auf und trat ein. Bragg drehte sich erschrocken um, in der einen Hand die Tasse, in der anderen den Kaffeetopf. »Nanu, Mr. Smith, ich habe Sie gar nicht erwartet.«
»Was ist denn mit Ihrem Bein?« fragte Vaughan.
Bragg zuckte die Achseln. »Eine ganz dumme Sache. Als ich gestern abend über den Hof ging, bin ich über einen Schrott haufen gestolpert und hingefallen.«
»Wahrscheinlich waren Sie wieder mal stockbesoffen«, sagte Vaughan. »Ist es schlimm?«
»Zwei Knochen sind gebrochen.«
»Nicht schlecht! Zufällig paßt mir das ausgezeichnet. Ist die Pride of Man zum Auslaufen bereit?«
»Natürlich – wie angeordnet. Wollen Sie rausfahren?«
Der Mann war eine verkrachte Existenz. Man sah es deutlich an den geplatzten Äderchen in seinem Gesicht und an den trüben, blutunterlaufenen Trinkeraugen. Verzweifelt bemühte er sich, dem dunkelhaarigen jungen Mann, der allein ihn seit fast zwei Jahren vor dem Ruin bewahrte, gefällig zu sein.
»Nein, ich nicht«, sagte Vaughan. »Aber in spätestens einer Stunde werden zwei Männer und ein Mädchen kommen und das übliche Losungswort sagen.«
Bragg schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ich fürchte, mit mei nem Fuß werde ich die Fahrt kaum machen können.«
»Ich habe ja schon gesagt, das paßt ausgezeichnet. Auf diese Weise haben Sie eine gute Ausrede. Der eine Mann ist ohne dies Experte auf diesem Gebiet – er war mal Maat auf einem Torpedoboot. Wenn nötig, könnte er vermutlich mit der Pride of Man um die ganze Welt fahren.«
»Sie wollen also, daß die Leute allein fahren?«
»Genau. Sie brauchen ihnen bloß zu sagen, wo sie hinfahren sollen.« Er lächelte. »Sie werden natürlich nie hinkommen.«
»Und was ist mit Ihnen?«
»Um mich kümmern Sie sich nicht weiter. Und falls sie ir
gendwelche Fragen stellen – Sie haben nie von mir gehört. Ich gehe jetzt zum Boot hinunter und bereite alles vor.« Er zog seine Brieftasche hervor, nahm fünf Zehnpfundnoten heraus und legte sie auf den Tisch. »Fünfzig jetzt und die anderen fünfzig, wenn sie weg sind – okay?«
Bragg nahm das Geld und steckte es in seine Hosentasche. »Klar, Mr. Smith. Ich mach alles genauso, wie Sie gesagt haben.«
»Das will ich hoffen«, sagte Vaughan und schlug die Tür hinter sich zu.
Bragg humpelte zu einem Schrank neben dem Ausguß, öffne te ihn und nahm eine Whiskyflasche heraus. Er hielt sie gegen das Licht und fluchte leise, als er sah, daß sie fast leer war. Er trank den Rest aus und warf die Flasche in eine Ecke. Dann setzte er sich wieder an den Tisch und wartete.
Vaughan ging die steinerne Treppe hinunter
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