Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut
und sprang aufs Deck der Pride of Man, die naß vom Regen im trüben gelben Licht einer Lampe am Ende des Stegs lag. Es war keine Zeit zu verlieren. Rasch lief er, seinen Regenmantel ausziehend, die Kajütentreppe hinunter.
Er öffnete einen Schrank unter der gepolsterten Bank, nahm ein Tauchgerät und verschiedene andere Ausrüstungsgegen stände heraus und legte alles auf den Tisch in der Mitte der Kajüte. Dann kniete er nieder und griff in den leeren Schrank. Es klickte leise, und der Boden des Schranks glitt zurück. Darunter befand sich ein Geheimfach, in dem eine SterlingMaschinenpistole, zwei Automatikgewehre, mehrere Handgra naten und eine mit Holzwolle gefüllte Kiste mit einem halben Dutzend tellergroßen Haftminen lagen. In normalem Zustand waren sie ungefährlich, doch man brauchte nicht länger als eine Minute, um die Zünder scharf zu machen. Er blickte auf die Uhr. Kurz vor zehn. Er drehte an der einen Mine den Zeitschal ter viermal herum, zog sich rasch bis auf die Unterhose aus, legte das Tauchgerät an und lief an Deck. Die Mine mit der einen Hand an die Brust pressend, ließ er sich langsam ins Wasser gleiten und tauchte.
Das Wasser war bitterkalt. So schnell wie möglich arbeitete er sich zum Heck des Bootes vor. In dieser Tiefe war das Licht der Lampe auf dem Steg noch so stark, daß er genug sehen konnte. Er entschied sich für eine Stelle dicht neben der Schraube und heftete die Mine mit ihren starken Elektromagne ten an den stählernen Rumpf. Er warf durch seine Tauchermaske einen befriedigten Blick darauf und tauchte auf.
Als er über das Deck zur Kajütentreppe ging, bog ein Kom
biwagen auf den Hof der Werft ein und hielt vor dem Haus. Die Scheinwerfer und der Motor wurden abgeschaltet. Rasch lief er die Treppe hinunter.
Er legte die Tauchausrüstung in den Schrank, zog sich schnell an, streifte seinen Regenmantel über und lief an Deck. Als er einen Moment im Finstern stehenblieb, hörte er leise Stimmen am Ende des Stegs und Schritte, die sich dem Boot näherten. Hastig kletterte er über die Reling, sprang an Land und ver schwand in der Dunkelheit.
Tiefe Stille herrschte, als Chavasse den Motor des Ford ab schaltete und sie sich auf dem dunklen Hof umsahen. Auf das Dach des Wagens trommelte der Regen. »So, wir sind da. Wenn wir Glück haben, ist das die Endstation.«
»Sieht aus wie das Ende der Welt«, sagte Youngblood.
Plötzlich ging die Tür neben dem beleuchteten Fenster auf, und Bragg trat heraus, auf seine Krücke gestützt. »Wer ist da?«
Chavasse und Youngblood gingen auf ihn zu, Molly blieb ein paar Schritte hinter ihnen. Am Fuß der Treppe blieben sie stehen.
»Wir wollen nach Babylon«, sagte Chavasse. »Man hat uns gesagt, Sie können uns vielleicht helfen.«
Bragg starrte sie einen Moment düster an; dann nickte er langsam. »Kommen Sie rein.«
Mühsam humpelte er zu einem Sessel und ließ sich erleichtert seufzend darauf niedersinken. Er wischte sich mit einem schmutzigen Taschentuch den Schweiß von der Stirn und musterte die drei neugierig.
»Ich habe niemand erwartet. Meistens bekomme ich eine Woche vorher Bescheid.«
»In unserem Fall war das nicht möglich«, sagte Chavasse. »Es war nicht genug Zeit dazu.«
»Hm«, brummte Bragg. »Das Boot liegt bereit, aber ich hab mir gestern den Fuß gebrochen. Ich komme kaum bis zur Tür. Die Fahrt nach Longue Pierre kann ich unmöglich machen.«
»Nach Longue Pierre?« sagte Chavasse. »Wo ist das?«
»Im Kanal, etwa achtzehn Kilometer südwestlich von Alder
ney«, warf Youngblood ein. Er grinste, als Chavasse ihn erstaunt ansah. »Du scheinst vergessen zu haben, daß der Kanal während des Krieges und danach mein Jagdgebiet gewesen ist. Ich kenne ihn wie meine Hosentasche.«
»Stimmt«, sagte Bragg. »Es ist eine kleine Insel, einen guten Quadratkilometer groß, mit hundert Meter hohen Klippen auf der einen Seite. Es gibt nur eine Stelle, wo man anlegen kann, auf der Südseite. Dort ist ein alter Landeplatz.«
»Und wer wohnt dort?«
»Das dürfen Sie mich nicht fragen, Mister. Ich tu bloß, wofür
ich bezahlt werde – das heißt, ich bring Leute hin, setz sie ab und fahr gleich wieder zurück. Jedenfalls steht ein Haus auf der Insel – ich hab’s vom Wasser aus gesehen.«
»Und wer bezahlt Sie?«
»Ein Bursche namens Smith. Er schaut ungefähr alle zwei oder drei Monate hier vorbei. Aber meistens ruft er mich bloß an.« Er schüttelte den
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