Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut
Stimme. »Was meinen Sie, wie Sie sich fühlen würden, wenn Ihnen jemand fast den Schädel eingeschlagen hat und Ihr bestes Hemd voll Blut ist?«
»Sie brechen mir das Herz.« Chavasse half Vaughan, sich halb aufzusetzen und hielt ihm den Becher Kaffee, den Molly ihm gegeben hatte, an den Mund. »Trinken Sie.«
Vaughan schluckte. Dann wandte er den Kopf ab. »Es geht doch nichts über einen guten Tee. Nach dem Wellengang zu schließen, dürften wir mitten auf dem Kanal sein.«
»Ja.«
»Wie spät ist es?«
»Gleich Mitternacht. Wieso?«
Vaughan lachte leise. »Dann gibt’s also kein Zurück mehr.«
Chavasse runzelte die Stirn. »Was soll das heißen, verdammt noch mal?«
»Es ist wirklich wahnsinnig komisch«, sagte Vaughan. »Stel len Sie sich vor – ich wußte, daß Sie nach Upton Magna unterwegs sind. Ich hab nämlich mit dem guten Pentecost gesprochen, nachdem Sie losgefahren sind.«
»Sie waren vor uns da? Bragg hat uns was vorgespielt?«
»Tut mir leid – so ist es. Ich habe kurz vor zehn am Boots
rumpf eine Haftmine befestigt und so eingestellt, daß Sie nach
genau vier Stunden in die Luft fliegen.«
»Und Sie auch.«
»Offen gestanden – das war eigentlich nicht meine Absicht.«
Chavasse band seine Füße los und stieß ihn von der Koje. »Los, rauf an Deck. Aber schnell.«
Youngblood drehte sich überrascht um, als Chavasse Vaug han ins Steuerhaus schob. »Was ist denn los?«
Chavasse sagte es ihm, und als er fertig war, lachte Young blood nervös. »Das ist doch bloß ein Bluff.«
»Wie Sie meinen«, sagte Vaughan.
Chavasse schüttelte den Kopf. »Ich bin sicher, es stimmt, Harry.«
Youngblood starrte ihn einen Moment an; er ging auf drei oder vier Knoten herunter und schaltete die automatische Steuerung ein. »Okay, und was sollen wir machen?«
Chavasse sah Vaughan an. »Wenn sie am Rumpf befestigt ist, dann müssen Sie eine Taucherausrüstung benutzt haben, um sie anzubringen. Wo ist sie?«
Vaughan zuckte die Achseln. »Sie würden sie sowieso schnell finden. In einem Schrank unter der Bank im Salon. Aber ich muß Sie enttäuschen. Um das Ding zu entschärfen, müssen Sie es völlig auseinandernehmen, und dazu haben Sie nicht das nötige Werkzeug.«
»Elektromagnetisch?« fragte Chavasse.
Vaughan nickte. »Und dieses Boot hat einen Stahlrumpf. Sie bekommen sie also nie davon los. Und wenn Sie zu unsanft damit umgehen, fliegt sie Ihnen ins Gesicht.«
»Was für ein Typ?«
»Ach ja, stimmt, das hab ich ganz vergessen – Sie waren Captain bei den Pionieren, nicht?«
»Lassen Sie den Quatsch«, fuhr Youngblood ihn an. »Beant worten Sie seine Frage.«
»Martinet Mark vier. Aber das dürfte Ihnen nicht viel nüt
zen.«
Chavasse lachte vor Erleichterung plötzlich laut auf und das Grinsen verschwand von Vaughans Gesicht. »Was ist denn so verdammt komisch?«
»Sie«, sagte Chavasse. »Sie sind einfach zum Totlachen.« Er wandte sich zu Youngblood. »Stell mal bitte für zehn Minuten den Motor ab. Ich hol mir die Taucherausrüstung und geh über Bord.«
»Du glaubst, du wirst es schaffen?« sagte Youngblood un gläubig.
»Na klar. Ich erklär dir’s später. Paß inzwischen gut auf unser Baby auf, ja?« Und Chavasse rannte hinaus und die Kajüten treppe hinunter.
Es war bitterkalt in dem dunklen Wasser, als er sich den Rumpf entlang zu der Mine vortastete. Er griff nach dem Zeitschalter und befühlte ihn mit den Fingern. Wenn Vaughan ihn so eingestellt hatte, daß die Explosion in vier Stunden erfolgen sollte, dann mußte er ihn viermal ganz herumgedreht haben. Das Maximum waren zwölf Umdrehungen. Chavasse drehte den Schalter weiter und zählte langsam. Erst als er sich nicht mehr rührte, ließ er ihn los und tauchte auf.
Youngblood und Molly halfen ihm über die Reling. Er fluchte leise, als das Mädchen seinen linken Arm packte und ihn ein stechender Schmerz durchzuckte.
»Alles okay, Drum?« fragte Youngblood ängstlich.
»Klar.« Chavasse wandte sich zu Vaughan, der mit gefessel
ten Händen neben der Kajütentreppe stand. »Ein Kinderspiel. Die Martinet ist eine Zeitzündermine, die viel von der Army und Navy benützt wird. Man kann sie bis auf zwölf Stunden einstellen. Ich brauchte nichts weiter zu tun, als den Schalter weiterzudrehen, bis er wieder in Neutralstellung war.«
Vaughan schüttelte seufzend den Kopf. »Man lernt doch nie
aus. Was meinen Sie, wann wir in Longue
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