Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut
ruhiger. Youngbloods Gesicht sah in dem grauen Morgenlicht müde und erschöpft aus.
»Da drüben liegt Alderney«, sagte er und deutete auf einen graugrünen Streifen am Horizont.
»Wie lange werden wir noch brauchen?«
»Eine halbe Stunde. Jetzt, wo die See ruhiger ist, kommen wir schneller voran. Das einzige, was mir Sorgen macht, ist der Nebel. Er wird immer stärker. Aber er hat auch seinen Vorteil – man wird uns von der Insel aus nicht so bald sehen.«
»Ich hab mich ein bißchen mit unserem Freund unterhalten.«
»Hast du was aus ihm rausgekriegt?«
»Angeblich benützt der Baron einen Hubschrauber.«
»Ist er auf der Insel?«
»Er sagt, das weiß er nicht.«
Youngblood schüttelte den Kopf. »Das glaub ich nicht. Viel
leicht sollten wir ihn ein bißchen fester in die Zange nehmen.«
»Ich fürchte, das hätte nicht viel Sinn. Ich hab das Gefühl, er ist nicht der Typ, den man leicht zum Reden bringen kann, und ich glaube, er hat die Wahrheit gesagt. Die meiste Zeit ist nur eine Art Hausmeister auf der Insel.«
»Und was sollen wir deiner Meinung nach tun?« sagte Youngblood. »Ich hab mir die Karte genau angesehen. Was Bragg gesagt hat, stimmt. Die einzige Stelle, wo wir festma chen können, ist der Anlegeplatz. Möglicherweise laufen wir ihnen genau in die Arme, wenn wir dort an Land gehen.«
»Ich hab auch darüber nachgedacht, und ich glaube, mir ist was eingefallen. Schaun wir uns noch mal die Karte an.«
Youngblood schaltete die automatische Steuerung ein und trat zu ihm an den Kartentisch. »Es ist Zeitverschwendung, nach einer anderen Stelle zu suchen. Ich hab mir die Karte minde stens ein dutzendmal angesehen.«
Chavasse nickte. »Ich wollte etwas anderes vorschlagen. Das Haus steht auf der westlichen Seite der Insel in einer Mulde. Wenn wir von Osten an die Insel heranfahren, wo die hohen Klippen sind, kann man uns nicht sehen, vor allem nicht bei Nebel. Ich könnte mir vorstellen, daß es dort eine Menge Stellen gibt, wo ein kleines Boot landen kann.«
Youngblood schüttelte den Kopf. »Ich kenne diese Gewässer. Bei diesen Klippen ist die Brandung für ein kleines Boot bestimmt viel zu stark.«
»Kann aber sein, daß wir keine andere Wahl haben.« Chavas se zuckte die Achseln. »Warten wir’s ab.«
Durch eine graue Nebelwolke, die kein Ende zu nehmen schien, und hinter der wie ferner Donner die Brandung dröhnte, krochen sie auf die Insel zu.
Die Pride of Man m achte nicht mehr als zwei oder drei Kno ten. Youngblood stand am Steuer und starrte angestrengt in den Nebel. Chavasse, der am Bug stand, deutete plötzlich nach vorn. Im gleichen Moment riß der Wind, der in der letzten halben Stunde immer stärker geworden war, ein großes Loch in den Vorhang, und sie sahen vor sich, in etwa zweihundert Meter Entfernung, die Klippen. Ihre Spitzen waren in dichtes Grau gehüllt. Tausende von Seevögeln nisteten in ihren Spal ten, und über die zerklüfteten Felsvorsprünge an ihrem Fuß schlug hochaufschäumend die Brandung.
Chavasse trat ins Steuerhaus. »Was meinst du?«
Youngblood schüttelte den Kopf. »Sieht nicht sehr verlok
kend aus.«
Er fuhr bis auf fünfzig Meter an die Klippen heran und wen dete, als die Brandung das Boot packte und sie darauf zutrieb. Chavasse deutete auf eine hufeisenförmige Bucht mit einem schräg ansteigenden steinigen Strand. »Wie war’s dort?«
Youngblood schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Bei dieser Brandung kentert das Beiboot sofort.«
»Und wenn ich das Tauchgerät nehme?«
Youngblood wandte sich rasch um. »Das war deine Idee. Ich wollte das nicht vorschlagen, weil ich an deinen Arm dachte.«
»Mir wird wohl nichts anderes übrigbleiben«, sagte Chavasse. »Du mußt ja an Bord bleiben, das ist klar.«
Er lief hinunter, nahm die Taucherausrüstung aus dem Schrank im Salon, zog sich schnell aus und schlüpfte in den engen Taucheranzug aus schwarzem Gummi. Er steckte Pente costs Revolver in die Tasche, zog den Reißverschluß zu und schleppte das Tauchgerät an Deck.
Youngblood stellte den Motor ab und lief zu ihm. »Mach schnell, sonst treibt uns die Strömung gegen die Klippen.«
»Laß mir eine Stunde Zeit«, sagte Chavasse, als sie das Bei
boot losmachten. »Dann komm zurück und sieh nach. Wenn ich auf dem Strand stehenbleibe, dann heißt das, du kannst um die Insel herum zu dem Anlegeplatz fahren. Wenn ich im Wasser stehe, dann ist dicke Luft. Gib mir
Weitere Kostenlose Bücher