Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut
bitte deine Uhr.«
Youngblood nahm sie ab und gab sie ihm. »Und was willst du in diesem Fall tun?«
»Dann versuche ich, zum Boot zurückzuschwimmen.«
Youngblood lachte heiser. »Meinetwegen. Besser du, als ich.«
Das Beiboot war aus Fiberglas und deshalb sehr leicht. Sie ließen es übers Heck ins Wasser, und Youngblood hielt es am Tau fest, während Chavasse das Tauchgerät anlegte. Er zog die Maske übers Gesicht, befestigte den Luftschlauch und kletterte an Bord. Youngblood ließ das Tau los, und die Strömung riß das Beiboot sofort weg. Als Chavasse nach den Rudern griff, neigte es sich zur Seite, und Wasser schlug herein. Er setzte sich zurecht und begann zu rudern.
Der Motor sprang an, die Pride of Man setzte sich in Bewe gung, doch er hatte keine Zeit, ihr nachzuschauen. Er warf einen Blick über die Schulter und sah hinter einem Gischtvor hang die drohend aufragenden Klippen und die über den zerklüfteten, gefährlich aussehenden Felsvorsprüngen zusam menschlagende Brandung. Ein Strudel packte das Beiboot und wirbelte es ein paarmal herum, haarscharf an einem spitzen Felsen vorbei, der es zweifellos mitten entzwei geschnitten hätte.
Es hatte keinen Sinn – seinem linken Arm fehlte einfach die Kraft, die man brauchte, um unter solchen Umständen zu rudern. Verzweifelt bemühte er sich, das Beiboot mit dem rechten Ruder unter Kontrolle zu bringen, doch ein plötzlicher Brecher entriß es ihm. Er klammerte sich am Bootsrand fest und wartete.
Die Klippen waren jetzt ganz nah. Weiß aufschäumend bra chen sich die Wellen an den gezackten Felsen. Plötzlich tauchte hinter ihm eine riesige Woge auf und trieb das Boot vor sich her.
Kurzentschlossen sprang er übers Heck, und das Wasser schlug über ihm zusammen. Als er auftauchte, sah er, wie das Beiboot gegen die erste Felsenreihe prallte. Eine neue Woge hob es hoch in die Luft, wirbelte es ein paarmal herum und zerschmetterte es an einer Klippe.
Rechts erblickte er zwischen den Felsen einen großen Spalt, und als die nächste Woge hinter ihm auftauchte, tauchte er und schwamm, so schnell er konnte, darauf zu.
Alles drehte sich um ihn, unzählige weiße Blasen wirbelten um seinen Kopf, dann wurde er wie von einer Riesenhand hochgehoben. Er tauchte auf, sah zu beiden Seiten glatten schwarzen Fels, und plötzlich lag er, der Länge nach ausge streckt, auf einer großen Felsplatte.
Wieder packte ihn eine Riesenhand und wollte ihn zurückrei ßen, doch er klammerte sich fest und kroch auf Händen und Knien vorwärts. Ein grüner Vorhang fiel über ihn und drückte ihn nieder. Er rappelte sich hoch, taumelte weiter, und dann war er auf dem kleinen Streifen Strand am Fuß der Klippen.
Die Pride of Man kreuzte, automatisch gesteuert, mit etwa drei Knoten vierhundert Meter vor den Klippen, und Youngblood stand an der Reling und beobachtete Chavasse durch ein Fernglas, das er im Steuerhaus gefunden hatte.
Die winzige schwarze Gestalt am Strand winkte ihm zu; dann schloß sich der Nebelvorhang, und er konnte sie nicht mehr sehen.
Youngblood ließ das Fernglas sinken, wandte sich ab und ging hinunter in den Salon. Molly war nicht da, doch als er sie rief, meldete sie sich aus der Kombüse. Er ging hinüber und sah, daß sie am Herd stand und Kaffee kochte.
»Ich dachte, du wolltest ein bißchen schlafen«, sagte er.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht – ich habe schreckli
che Kopfschmerzen.«
»Paul ist an Land gegangen, um sich etwas umzusehen«, sagte er. »In einer Stunde will er zurück sein. Wir können bis dahin nichts weiter tun. Wenn der Kaffee fertig ist, bring mir eine Tasse.«
Als er durch den Gang ging, hörte er, wie Vaughan laut an seine Kabinentür trommelte und nach ihm rief. »Hallo, haben Sie einen Moment Zeit?«
Youngblood sperrte die Tür auf. »Was wollen Sie?« fragte er unfreundlich.
»Wo ist Drummond?«
»An Land.«
»Hat er’s tatsächlich geschafft? Kaum zu glauben. Aber Drummond scheint ja überaus geschickt zu sein, um nicht zu sagen, raffiniert. Ich wüßte zu gern, woher er weiß, wer der Baron ist.«
Youngblood runzelte die Stirn. »Wovon reden Sie, verdammt noch mal?«
»Na, von Baron Anton Stavru«, sagte Vaughan. »Als Drum mond sich vorhin mit mir unterhielt, hatte ich den Eindruck, daß er erstaunlich gut über ihn Bescheid weiß.«
Youngblood packte ihn am Jackenaufschlag, zog ihn auf den Gang und schob ihn in den Salon. Er drückte
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