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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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leuchtete dreimal kurz auf und verlöschte so schnell, daß er sekundenlang dachte, er hätte es sich nur einge­ bildet. Er fuhr sich mit der Hand über seine angestrengten Augen, und dann war es wieder da. Noch ein drittes Mal sah er es aufleuchten; er döste einen Moment, dann riß er sich zu­ sammen und stampfte kräftig auf den hölzernen Boden der Steuerkabine. Auf der Kabinentreppe hörte man Schritte, und Jacaud erschien. Er hatte wieder getrunken, und Mercier wäre fast schlecht geworden von seinem übelriechenden sauerschar­ fen Atem in der reinen Salzluft. Jacaud schob ihn zur Seite und übernahm das Steuer.
     »Wo war es?« brummte er.
     Das Lichtzeichen gab ihm Antwort; es lag ein paar Strich Backbord voraus. Er nickte, brachte die Maschine auf volle Touren und drehte das Steuerrad. Die Barkasse beschleunigte schnell. Er nahm eine halbvolle Flasche Rum aus der Tasche, trank den Rest in einem einzigen Zug und warf die leere Flasche durch die offene Kabinentür. In dem schwachen Licht des Kompaßhäuschens sah es aus, als ob sein Kopf körperlos durch die Dunkelheit schwebte wie in einem makabren Film. Er hatte ein animalisches Gesicht; es sah aus wie ein Untier auf zwei Beinen mit seinen winzigen Schweinsaugen, der Plattnase und Gesichtszügen, die durch jahrelanges Trinken und Krank­ heiten grob und gemein geworden waren.
     Mercier erschauderte; ein Zittern lief durch seinen ganzen Körper, und Jacaud mußte grinsen. »Angst hast du gar nicht, Kleiner, was?« Mercier gab keine Antwort, und Jacaud packte ihn an den Haaren. Eine Hand behielt er am Steuer. Mercier schrie auf vor Schmerz. Jacaud lachte. »Bleib du nur immer ängstlich, so gefällst du mir. Und nun verschwinde und mach das Beiboot klar.«
     Er gab ihm einen wuchtigen Stoß durch die offene Tür, und Mercier mußte nach der Reling greifen, um nicht über Bord zu gehen. Die Wut trieb ihm Tränen in die Augen; er tastete sich auf dem stockdunklen Deck entlang; neben dem Beiboot kniete er sich hin. Er zog ein Klappmesser und zerschnitt die Leine, an der das Boot festgemacht war. Mit dem Daumen fuhr er über die scharf geschliffene Klinge und dachte an Jacaud. Ein gutgezielter Stich würde genügen, aber schon bei dem Gedan­ ken krampfte sich sein Inneres zusammen, und er ließ das Messer zuschnappen, rappelte sich hoch und stellte sich an die
    Reling.
     Die Barkasse machte volle Fahrt, und in der Dunkelheit leuchtete wieder das Lichtzeichen auf. Jacaud stellte den Motor ab; sie wurden langsamer und trieben mit der Breitseite auf die Küste zu, die jetzt durch die phosphoreszierende Brandung in rund hundert Metern Entfernung zu erkennen war. Mercier warf den Anker, und Jacaud kam hinzu. Er hob das Boot mit seinen kräftigen Armen über die Reling, ließ es zu Wasser und hielt es an der Leine fest.
     »Rüber mit dir«, sagte er ungeduldig. »Ich will hier schnell wieder weg.«
     Wasser war in das Boot geschlagen; es war feucht, kalt und ungemütlich. Mercier nahm die beiden hölzernen Riemen und ruderte los. Die Angst überkam ihn wieder wie schon so oft in diesen Tagen; denn er wußte nicht, was ihn am Strand erwarte­ te; der Strand war ein unbekanntes Territorium für ihn, obwohl er ihn schon oft genug unter denselben Umständen betreten hatte. Immer war da das Gefühl, daß diesmal alles anders war, daß die Polizei auf ihn warten könnte – und das bedeutete mehrere Jahre Gefängnis.
     Eine Welle hob das Boot plötzlich an und warf es in einen öligen Streifen Brandung; es rutschte noch ein paar Meter und kam auf Kieselsteinen zum Stehen. Mercier zog die Ruder ein, sprang heraus und zog das Boot herum. Der Bug zeigte jetzt in die offene See. Er richtete sich auf, und da leuchtete ihn aus der Dunkelheit eine Lampe an. Einen Augenblick war er geblendet.
     Er hielt abwehrend die Hand vor das Gesicht, die Lampe verlöschte, und ein Mann sagte mit ruhiger Stimme auf franzö­ sisch: »Ihr seid spät gekommen. Wir müssen uns beeilen.«
     Es war Rossiter, der Engländer. Mercier erkannte ihn an seinem Akzent, obwohl sein Französisch gut war. Der einzige Mann, den er kannte, der es mit Jacaud aufnehmen konnte. In der Dunkelheit waren er und der Mann in seiner Begleitung nur als Schatten zu erkennen. Die beiden sprachen ein paar Worte auf englisch, eine Sprache, die Mercier nicht verstand. Dann stieg der andere Mann ins Boot und kauerte sich im Bug nieder. Mercier folgte ihm, nahm die Ruder, und Rossiter schob das Boot über die erste

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