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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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werde meine Frau begraben, Monsieur«, sagte Mercier.

    12

    Flamingos und weiße Pferde

    Es war kurz vor Mitternacht, als sie in Saint-Brieuc ankamen. Zufällig fuhr in der nächsten Viertelstunde ein Zug nach Rennes, den sie auch nahmen; denn das war immer noch besser, als untätig hier herumzusitzen.
     In Rennes hatten sie bis zur Abfahrt des Zuges nach Marseille eineinhalb Stunden Aufenthalt. Sie setzten sich in ein Cafe in der Bahnhofsgegend. Preston grübelte immer noch vor sich hin und sagte kaum ein Wort. Schließlich platzte Chavasse der Kragen.
     »So geht es nicht weiter«, sagte er. »Entweder schaffen wir jetzt klare Verhältnisse – oder du setzt dich ab.«
     »Wäre das nicht ziemlich schwierig?« sagte Darcy. »Ich bin in dieses Land doch nicht einmal offiziell eingereist.«
     Chavasse schüttelte den Kopf. »Ich brauchte nur unser Büro in Paris zu verständigen. Die Leute würden dich schon über die Grenze bringen.«
     Darcy machte einen bekümmerten Eindruck. »Ich weiß auch nicht, was mit mir ist, Paul. Als ich dir nachgefahren bin, habe ich das noch für eine vernünftige Idee gehalten; besonders als ich erfahren hatte, was sie mit Harvey gemacht haben. Mich hatte die Wut gepackt, ich wollte Rache.«
     »Und nun?«
     »Die Geschichte mit Gorman war noch nicht so schlimm. Schließlich wollte er dich ja umbringen. Ich hätte gar keine andere Möglichkeit gehabt. Aber Jacaud …« Er schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht verdauen.«
     »Wenn es so ist, müssen wir uns trennen«, sagte Chavasse. »Rossiter hat deinen Bruder wie eine Ratte ertränkt, ohne die geringsten Gewissensbisse. Er hat sich sogar als Massenmörder versucht, als die Leopard sank, und so erfolglos war er gar nicht, wenn du dich daran erinnerst, was mit Mrs. Campbell und dem alten Hamid passiert ist. Und wenn wir beide ihm noch mal vor Augen kommen, und er sieht, daß wir noch unter den Lebenden wandeln, wird er keine Sekunde zögern, uns umzubringen. Wir sind hier nicht im Old Bailey oder im jamaikanischen Gerichtshof. Hier gilt nur ein Gesetz – töten oder getötet werden; und ich habe die ausdrückliche Anwei­ sung, in diesem Fall zu töten. Das darfst du nicht vergessen. Ho Tsen, Rossiter und Montefiore – alle drei müssen sie sterben.«
     Der Jamaikaner schüttelte den Kopf. »Als ich damals noch mit Harvey in Soho lebte, habe ich so ziemlich jede Sorte von Halunken und Gaunern kennengelernt – aber du gehörst zu einer besonderen Kategorie.«
     »Deshalb habe ich diesen blutigen Job auch zwölf Jahre über­ lebt«, sagte Chavasse. »Bleibst du also dabei – oder verzichtest
    du?«
     »So wie die Dinge stehen, bleibt mir wohl keine Wahl. Ich weiß wohl: wenn ich in Rossiters Nähe komme und ihn nicht zuerst erwische, dann drückt er eben ab. Und das geht mir gegen den Strich; ich will diese Situation einfach nicht wahr­ haben. Ich habe jahrelang mit Harveys Freunden und Bekannten zu tun gehabt – einem Psychologen würde es bestimmt nicht schwerfallen festzustellen, warum ich ausge­ rechnet Rechtsanwalt geworden bin.« Er seufzte. »Aber du kannst mit mir rechnen, Paul. Du kannst dich auf mich verlas­ sen.«
     »Gut, jetzt weiß ich also, woran ich bin. Ich rufe gleich unse­ ren Mann in Marseille an. Ich möchte, daß er alles für uns arrangiert hat, wenn wir morgen früh ankommen.«
     Er stand auf. Darcy sagte: »Die Camargue – was ist das ei­ gentlich für eine Gegend?«
     »Das Mündungsdelta der Rhone«, sagte Chavasse. »Fast fünfhundert Quadratkilometer Lagunen, natürliche Kanäle, Marsch, weiße Dünen und heiße Sonne, wenn es auch um diese Jahreszeit zum Sonnenbaden nicht besonders günstig ist. In der Camargue gibt es weiße Pferde, wilde Stiere und Flamingos. Als Junge bin ich mal dort gewesen, das ist schon zwanzig Jahre her; aber ich habe diese Landschaft nie vergessen.«
     »Aber was, zum Teufel, machen die denn bloß da unten?« fragte Darcy.
     »Das werden wir ja sehen, nicht?« sagte Chavasse und ging telefonieren.

    Jacob Malik war gebürtiger Pole. Er hatte sein Geburtsland kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs aus politischen Gründen verlassen. Ein paar Jahre lang hatte er für das Deu­ xieme Bureau gearbeitet, den alten französischen Geheimdienst, der neunzehnhundertvierzig zusammengebro­ chen war. Während des Krieges hatte er Kurierdienste für die British Special Operations Executive und die französische Widerstandsbewegung geleistet. Seine

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