Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut
sich Zigaretten an. Hoffa ließ sich, Parker völlig ignorierend, seinen Tee geben und blickte zum Horizont, wo ein paar Hubschrauber aufgetaucht waren. Er trat zu O’Brien, der ebenfalls aufmerksam zu ihnen hinüberschaute.
»Mensch, wenn die plötzlich herunterkommen und uns ent führen würden!« sagte der Ire. Hoffa schüttelte den Kopf. »Keinerlei Aussicht, Paddy. Das sind Armeehubschrauber. Typ Augusta-Bell. Die haben nur Platz für den Piloten und einen Passagier. Da mußt du dir schon was Besseres ausdenken.« O’Brien trank einen Schluck Tee und verzog sein Gesicht. »Was tun sie da eigentlich rein – Terpentin?«
Hoffa gab keine Antwort. Er blickte zu den verschwindenden Hubschraubern hinüber und wandte sich zu Hagen um, der ein paar Meter weit weg stand und sich mit einem anderen Beam ten unterhielt.
»Können Sie mir bitte sagen, wie spät es ist, Mr. Hagen?«
»Haben Sie irgendwas vor, Ben?« fragte Hagen gutgelaunt, und alle lachten.
»Vielleicht.«
Hagen schaute auf seine Uhr. »Viertel nach drei.« Hoffa bedankte sich, warf einen Blick auf den Inhalt des Emailbe chers in seiner rechten Hand und ging zu dem Landrover, auf dem Parker noch immer neben dem Teekessel stand.
Er runzelte die Stirn, als Hoffa zu ihm trat und ihm den Be cher hinhielt. »Würden Sie mir bitte sagen, was das sein soll, Mr. Parker?« fragte Hoffa freundlich.
Die Stimmen hinter ihm verstummten, und Hagen rief in scharfem Ton: »Was ist denn, Hoffa?«
Ohne sich umzudrehen, sagte Hoffa: »Ich möchte Mr. Parker nur etwas fragen, Mr. Hagen.« Er hielt Parker den Becher hin. »Haben Sie das gekostet, Mr. Parker?«
»Scheren Sie sich zum Teufel«, sagte Parker und umklam merte seinen Stock so fest, daß seine Fingerknöchel weiß wurden.
»Sie sollten das wirklich mal kosten«, sagte Hoffa leise und schüttete Parker den Tee ins Gesicht.
Einen Moment herrschte verblüfftes Schweigen, dann sprang Parker mit einem Wutschrei von dem Landrover, holte mit seinem Stock aus und schlug zu. Hoffa wich dem Schlag aus, rammte ihm seine Faust in den Bauch, daß er sich zusammen krümmte, und stieß ihm das Knie ins Gesicht. Hinter ihm schrien die anderen Sträflinge laut auf, und im nächsten Mo ment lag er auf dem Boden, über sich ein Haufen Beamter. Nach kurzem Kampf riß man ihn hoch und legte ihm Hand schellen an. Der Schäferhund knurrte am Ende seiner Stahlkette und trieb die aufgeregten Sträflinge zurück.
Hagen kam angerannt. »Sie verdammter Idiot«, sagte er leise. »Sechs Monate Strafnachlaß im Eimer. Und wofür?« Hoffa blickte mit ausdrucksloser Miene an ihm vorbei. Hagen zuckte die Achseln und wandte sich zu Parker um, der mit blutver schmiertem Gesicht an dem Landrover lehnte. »Was ist?«
»Meine Nase ist gebrochen.«
»Glauben Sie, daß Sie fahren können?«
Parker nickte, ein Taschentuch vor dem Gesicht. »Klar – warum nicht?« Hagen drehte sich zu einem der anderen Beam ten um. »Sie übernehmen das Kommando, Mr. Smith. Sorgen Sie dafür, daß weitergearbeitet wird, aber mit Hochdruck. Wenn ich zurückkomme, möchte ich sie schwitzen sehen.«
Die Sträflinge wurden weggeführt, und Hagen machten den Schäferhund los. Der Hund lief zu Hoffa und schnupperte an seinen Stiefeln. »Los, setzen Sie sich hinten in den grünen Landrover«, sagte Hagen. »Wenn Sie irgendwelchen Unsinn machen, hetze ich den Hund auf Sie. Verstanden?«
Hoffa ging schweigend zu dem Landrover; der Hund folgte ihm auf den Fersen. Er kletterte hinein, setzte sich auf eine der Bänke und wartete. Gleich darauf stieg Hagen ein und ver sperrte die Hecktür.
Durch ein kleines Fenster konnte man in das Innere der Fah rerkabine schauen. Parkers Gesicht tauchte dahinter auf. Er starrte Hoffa einen Moment haßerfüllt an. Dann nickte er Hagen zu, ließ den Motor an und fuhr los. Als der Landrover auf die durch das Moor führende Straße einbog, beugte sich Hagen vor und sah Hoffa stirnrunzelnd an. »Nun reden Sie schon, Ben – was soll denn das?«
Doch Hoffa antwortete nicht und blickte mit ausdruckslosem Gesicht an ihm vorbei durchs Seitenfenster aufs Moor hinaus. Es schien fast, als wartete er auf etwas.
Irgendwo im Osten dröhnte wieder das Artilleriefeuer, hin und wieder vermischt mit dem kurzen Knattern eines Maschinen gewehrs. Hagen blickte aus dem Seitenfenster und sah auf einem zwei oder drei Kilometer entfernten Hügel eine Gruppe Fallschirmjäger mit roten
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