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Gehoere ich halt nicht dazu

Gehoere ich halt nicht dazu

Titel: Gehoere ich halt nicht dazu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Angerer , Miriam Koch
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wenn man den Wandmalereien in den Kirchen Glauben schenkt. Unvorstellbar für einen alten Gri e chen. 
    Mir tut mein Körper weh. Auch wenn mein Körper so weit weg von mir ist. Er fühlt sich fremd an. So als wollte mein Ich nicht in meiner Haut stecken.
    Hoffentlich verheilen meine Schürfwunden wenigstens bis ich tot bin. Tun sie das nicht, dann verhe i len sie wohl nie. Dann wird der Himmel bluten. Das wäre schon cool. Da würden alle schauen. Und vielleicht „It's raining men, hallelujah“ singen.
    Meine Großmutter wollte in ihrem Brautkleid beerdigt we r den. Ich erschrecke bei der Vorstellung meiner Leiche im Firmungsanzug. Hochzeitsanzug wird es wohl keinen mehr g e ben. Jogginganzug wäre mir ein wenig unangenehm.
    Ob mein Vater wohl zum Begräbnis kommen wird? Tod eines Missgeschicks. Verspätete Abtreibung. Das müsste doch b e freiend auf ihn wirken. Endgültig. Wie der Tod eines Zeugen für einen Mörder. Wobei mir allerdings eine andere Vorste l lung besser gefällt: Mein auf die Knie zusammengesackter Vater, heulend und vor Schmerz wie ein verletztes Tier laut aufschreiend vor meinem frisch ausgehobenen Grab. Fr uch t bare Erde bedeckt mich. Ein Kerzenlicht leuchtet schwach wie mein früheres Leben. Jederzeit in Gefahr ausgelöscht zu werden. Schut z bedürftig. Jetzt wo es zu spät ist, scheint mein Vater endlich erkannt zu haben, was er mir angetan hat. Was er an mir gehabt hä t te. Er gräbt seine Hände verzweifelt in die schwer und unnachgiebig meinen leblosen Leib bed e ckende Erde, als würde er versuchen meinen Leichnam au s zugraben und ihn zum Leben zu erwecken. Er heult, er schreit, er b e tet. Aber diesmal bin ich es, der stur und starr bleibt. Und kalt. Sein Schauspiel mag das Publikum beeindrucken. Auch jenes, das meine Beerdigung heute als Unterhaltungsprogramm ausgewählt hat. Mich beeindruckt mein Vater nicht. Ich ve r zeihe ihm nicht. Auch wenn ich ihn liebe. Tot ist tot. Pech gehabt. Leide du jetzt. Geh scheißen, alter Mann. Leide wie ein Hund. Sieh, was du getan hast. In deiner grenzenlosen Selbstgefä l ligkeit. In deiner verdammten Ich-Bezogenheit. Ich hab nicht für dich existiert. Darum habe ich auch selbst nie gelebt. Du hast mich nicht geliebt. Darum habe ich nur g e fickt, aber niemals geliebt. Und deshalb hat auch mich niemand geliebt. DU BIST SCHULD! Du und Mama!
    So gut ich auch in der Schule war. So schön ich auch gesungen habe. So g eistreich ich auch geschri e ben habe. Bilderbuchmäßige Karriere, zumindest die ersten zwölf Jahre. Feiner Anzug bei der Firmung. Beeindruckende Tischmanieren. Alles u m sonst. Du hast mir deine Liebe nicht gegeben. Und ich habe nie gelernt zu lieben. Ich war dir egal. Du hast mich höchstens bei der Zeugung geliebt. Da war ich noch nicht, wurde erst. Und ich wurde nichts. Darum ist mir die Welt egal. Sieh an, was du angerichtet hast und schäm dich. Schäm dich , bevor du stirbst. D a rum sterbe ich, bevor du selbst in den Tod fliehen kannst. Um deiner Schuld zu entgehen. Du jä m merliche, feige Sau.
    Mir gefällt das Leben in Griechenland nicht mehr, ich bin froh, als ich das Taxi besteige, das mich raus aus der Stadt bringt, hin zum Flughafen. Der Fahrer hört einen Sender, der wie permanenter Verkehrsfunk klingt. Mit schriller Werbung d a zwischen. Mein Kopf tut weh.
    Statusmeldung: Ich leide.
    Beim Check-In am Flughafen bin ich diesmal so u n freundlich wie sonst auch immer. Im Flugzeug fühle ich mich für einen Moment völlig der Erde entrissen. Es wäre wohl wirklich schön, schwerelos im Weltall beerdigt zu sein. Und auch der Gesundheit von Frau Schönthaler wäre meine Leiche in den Weiten des Universums zuträglicher als etwa in der Enge einer Bananen-Schachtel hinter den Altp a piercontainern. Ob sie bei einem toten Mann gleich viel erschrecken würde wie bei einer toten Schlange? Weniger oder mehr? Ob sie noch lebt, die Frau Schönthaler ? Vielleicht ist sie schon ein Engel, schaut zu mir zum Flugzeugfenster herein . Nein , das glaub ich nicht. Wenn ich doch schweben könnte. Wenn ich doch i r gendwas könnte. Ich bin aber nicht schwerelos. Werde es nie sein. Bin ein Nichts. Werde nie mehr sein. Ich trinke Wodka Red Bull, um das Kopfweh zu besiegen.
    Als das Flugzeug in Wien aufsetzt und die Passagiere das gelungene Manöver des Piloten mit freundlichem Applaus würdigen, frage ich mich, ob ich nicht doch besser einen Bus i ness-Flug hätte buchen sollen. Ich hasse nicht die einfältigen Passagiere, sondern den

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