Gehorche mir!
gebraucht hätte, wäre es schwierig geworden. „Henry wird Sie heimfahren. Aber vorher muss ich zu Protokoll nehmen, was passiert ist.“
Fiona zog den Mantel enger um sich. „Ich will nicht darüber reden. Mit niemandem. Ich schäme mich so.“
Tess lächelte so aufmunternd, wie sie es trotz ihrer Wut konnte. „Es gibt nichts, wofür Sie sich schämen müssten. Sie sind nicht die Erste, die auf Lar …“
„Sprechen Sie seinen Namen nicht aus.“
„Die auf ihn hereinfällt. Er kann sehr charismatisch sein, bis er sein wahres Gesicht zeigt. Wenn Sie ihn anzeigen, dann könnte das endlich zu seinem Ausschluss führen.“
Fiona schüttelte energisch den Kopf. „Ich habe Angst.“
Natürlich. Er hat ihr gedroht
.
„Ich lasse Ihnen eine Tasse Kaffee bringen, während Sie auf Henry warten. Ist das in Ordnung?“
Die Antwort war ein schwaches Nicken.
Tess war nicht wohl dabei, die verängstigte junge Frau allein zu lassen.
Sie rief in der Küche an und bat um eine große Kanne Kaffee, denn sie konnte jetzt selbst auch einen gebrauchen.
Die nächste Nummer, die sie wählte, war die von Dr. Antonia Lawrence. In Glowcastle gehörte ärztliche Betreuung rund um die Uhr zum Service. Es waren nur in seltenen Fällen die sexuellen Praktiken der Gäste, die eine Behandlung erforderlich machten, dafür reichte meist eine Tube Wund- und Heilsalbe. Verletzungen gab es hier vielmehr beim Sport, vor allem, seit die Squash-Halle gebaut worden war. Da die nächste Arztpraxis gut zwanzig Meilen entfernt lag, war ein Arzt im Haus unerlässlich.
„Lawrence“, meldete sich die Ärztin gähnend.
„Wir haben einen Notfall an der Rezeption. Nichts Dramatisches, aber es wäre sicher gut, wenn Sie einen Blick auf die Frau werfen könnten.“
Ein weiteres Gähnen. „Bin schon unterwegs.“
Der Kaffee wurde gebracht. Tess bedankte sich, goss etwas in ihren Becher und trug dann das Tablett in den Aufenthaltsraum.
Fiona hatte sich auf der Couch zusammengerollt und schreckte hoch, als Tess die Tür öffnete. „Hier kommt niemand rein außer dem Personal. Mit Milch und Zucker?“
„Ja.“
Tess schenkte ein und reichte Fiona die Tasse. „Es wird gleich jemand kommen und Ihnen Gesellschaft leisten, bis der Fahrdienst bereit ist.“ Dass dieser Jemand Fiona untersuchen wollte, erwähnte sie lieber nicht.
Sie ging zurück an die Rezeption und rief Henry an, der nicht besonders erfreut war, da er erst um zwei Uhr morgens von der letzten Fahrt zurückgekommen war. Von den beiden anderen Fahrern hatte einer Urlaub und der zweite war mit dem Lieferwagen auf dem Weg zum Großmarkt.
„Es tut mir leid“, sagte Tess. „Ich könnte versuchen, jemanden zu finden, der sowieso in die Richtung muss ...“
„Schon gut. Ich dusche kalt, dann bin ich wach.“
„Danke, Henry.“
Tess sah auf die Uhr. Ab acht, also erst in anderthalb Stunden, würde die Rezeption mit zwei Personen besetzt sein. Bis dahin würde sie wohl warten müssen, bis sie sich umziehen und ein wenig verschnaufen konnte.
Sie lehnte sich in ihrem Drehstuhl zurück und pustete in den Kaffee. Um sich zu entspannen, dachte sie daran, dass Candy in diesen Stunden Tante wurde. Sofort breitete sich ein zufriedenes Lächeln auf ihrem Gesicht aus.
Sie schielte aufs Telefon und überlegte, ob sie auch Greg Sanders wecken sollte. In dringenden Notfällen war der Geschäftsführer sofort zu benachrichtigen. Aber wie dringend dieser Fall eingestuft werden musste, würde sie erst wissen, nachdem Dr. Lawrence sich Fiona angeschaut hatte.
Keine Ausflüchte. Wenn Sanders nach London zu dem Investoren-Treffen geflogen und Alan Parr stattdessen hiergeblieben wäre, würdest du ihn sofort und ohne zu zögern informieren
.
Auf Alan war ja auch Verlass. Sanders würde eher im Weg sein und die Situation unnötig verkomplizieren. Das hatte sie schon oft genug erlebt. Zu dumm, dass Alan erst heute Abend aus London zurückkam.
Leanne spürte etwas Warmes, Weiches auf ihren Lippen und beantwortete in einem Reflex den Kuss, musste aber sofort gähnen. Sie streckte die Arme nach oben und bewegte die Schultern vor und zurück.
„Das waren aber viele halbe Stunden“, sagte Devin.
„Ja?“ Sie öffnete die Augen und kniff sie gleich wieder zu. „Es wird ja schon hell.“ Sie rieb sich die Augen, öffnete sie erneut und sah in fahles Morgenlicht. „Ich hab einen Bärenhunger und müsste mal auf die Toilette.“
„Wir sind in zehn Minuten da. Hältst du es so lange noch
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