Gehorche mir!
wir uns in einer halben Stunde im Restaurant treffen?“
„Ja, aber es könnte sein, dass ich etwas später komme, weil ich mich im Kosmetikstudio schminken lassen möchte.“
„Du nimmst deine Mission sehr ernst“, stellte er zufrieden fest. „Bis nachher.“
Alan ging durch die Wohnung und räumte das Gröbste auf. Celia sollte ihn nicht für schlampig halten, obwohl es jetzt wahrscheinlich sowieso zu spät war. Und es stimmte ja auch. Er ließ gern alles stehen und liegen, wo er es gerade benutzt hatte. Das war einer der Gründe, warum er auf ein eigenes Büro lieber verzichtete, denn dort hätte er auch nur Chaos geschaffen.
Nachdem er oberflächlich Ordnung gemacht und dabei Schränke und Schubladen wahllos vollgestopft hatte, ging er duschen. Danach zog er eine schwarze Hose an und ein weißes Hemd. Auf Krawatte und Jackett verzichtete er, weil er es abends lieber leger mochte.
Da er noch etwas früh dran war, setzte er sich zu Fenella auf die Couch. „He, Kleine, leihst du mir ein Ohr?“
Fenella machte keine halben Sachen. Sie erhob sich, leckte sich kurz über die Flanke und drapierte sich dann über seinen Schenkeln. Er kraulte sie unterm Kinn.
„Es gibt eine neue Frau in meinem Leben“, erzählte er ihr. „Du hast sie ja schon kennengelernt, und ich hoffe, du hast ihr nicht deine kratzbürstige Seite gezeigt.“ Fenella beteuerte schnurrend ihre Unschuld. „Ich frage mich, warum ich mich so zu Celia hingezogen fühle. Sie hat Klasse, sie hat ein Herz für Katzen, eine kleine Neurose und einen sehr femininen Körper. Und sie hat ein Faible für meine Hände. Da fällt mir ein, ich hätte das wichtigste Accessoire fast vergessen. Danke für die Erinnerung.“
Er hob Fenella hoch, stand auf und legte sie auf die von ihm vorgewärmte Stelle. Dann ging er ins Schlafzimmer und durchsuchte ein paar Schubladen, bis er seine feinsten Handschuhe endlich gefunden hatte. Sie waren aus schwarzem Leder und schon ziemlich alt und abgewetzt, aber so wie er Celia einschätzte, wirkten sie dadurch noch erotischer auf sie. Er legte sie für später bereit und machte sich auf den Weg zum Restaurant.
Der hohe Raum mit den naturbelassenen Steinwänden hatte viele Jahre lang die raue Atmosphäre eines Rittersaals gehabt, bis Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt worden waren. Nun war das Restaurant in viele intime Nischen unterteilt, in denen man weitgehend ungestört blieb. Reservierungen waren überflüssig, da das Restaurant so ausgelegt war, dass es der Kapazität an Hotelgästen entsprach. Mit auswärtigen Gästen oder Busladungen voll Touristen war auf Glowcastle nicht zu rechnen.
Alan hatte einen Stammplatz, vielmehr eine Stamm-Nische mit Blick auf den See. Meistens saß er hier allein, manchmal auch zusammen mit Tess oder Dr. Lawrence. Er war seit einigen Monaten Single. Seine letzte feste Beziehung hatte nur an den Wochenenden stattgefunden, wenn er nach Glasgow zu seiner Freundin fuhr. Sie hatte sich geweigert, auch nur einen Tag auf Glowcastle zu verbringen, nachdem er ihr davon erzählt hatte. Ständig hatte sie zudem versucht, ihn dazu zu überreden, sich einen „anständigen Arbeitsplatz“ zu suchen. Ihr zuliebe hatte er sich auf mehrere Stellen beworben, aber schon bei den Bewerbungsgesprächen gemerkt, dass er die Freiheiten, die er auf Glowcastle genoss, nicht gegen ein Büro und feste Arbeitszeiten eintauschen wollte.
Alan sah auf den See hinaus, der im Mondlicht glänzte. Als Thorben, der Kellner, die Kerze auf dem Tisch anzünden wollte, winkte er dankend ab. Er bestellte Tafelwasser und eine Flasche Pinot Grigio. Celia schien ihm nicht der Typ zu sein, der gern Champagner oder Cocktails trank. Da sein Magen bereits ordentlich knurrte, wählte er auch schon als Vorspeise eine Platte für zwei mit einer Auswahl an kalten Köstlichkeiten.
Zeitgleich mit den Getränken kam Celia. Er erkannte sie zwar sofort, musste aber dennoch genau hinschauen, um sich davon zu überzeugen, dass er nicht träumte.
Ihre Haare waren straff nach hinten frisiert und zu einem Zopf geflochten. Ein Smokey-Eye-Make-up betonte ihre dunklen Augen. Sie trug einen Hosenanzug aus weinrotem Lackleder. Die Hose musste die sein, die sie am Telefon erwähnt hatte. Sie schmiegte sich wie eine zweite Haut an ihre Beine.
„Hi, Alan.“ Eine Spur Unsicherheit lag in ihrer Stimme. „Ist das okay?“ Sie drehte sich einmal um sich selbst.
Er stand auf und legte einen Arm um ihre Taille, weil sie leicht schwankte.
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