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Gehorche mir!

Gehorche mir!

Titel: Gehorche mir! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jansen Nina
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nehmen.
    Sie wusste nicht, wie frei sie sich tatsächlich im Schloss bewegen konnte. Ihr erster Ausflug hatte immerhin mit einer Maßregelung geendet. Devin könnte das Hauspersonal instruiert haben, Leanne auf Schritt und Tritt zu überwachen. Aber für Celia war sie bereit, dass Risiko einzugehen.
    Natürlich könnte sie den einfacheren Weg wählen und Celia warnen. Aber was, wenn alles ganz harmlos war, und sie sich damit auf ähnlich peinliche Art aufführte, wie Celia es getan hatte, indem sie ihr nachgereist war? Besser war, sie verschaffte sich erst einen Eindruck und entschied dann, was zu tun war.
    Frauen waren auf Glowcastle selten allein anzutreffen, darum tat sie ihr Möglichstes, um unscheinbar zu wirken, wenn sie schon nicht unauffällig sein konnte. Sie zog ein hellblaues Sommerkleid und flache Schuhe an und betrachtete sich im Spiegel. Ob sie in so einem braven Outfit hier nicht ganz besonders auffiel? Ach, im Grunde war es egal, was sie trug, so lange sie sich mit völliger Selbstverständlichkeit und Zielstrebigkeit bewegte.
    Auf dem Weg vom Restaurant zum Aufzug war ihr in der Nacht eine Hinweistafel aufgefallen. Sie fuhr ins Erdgeschoss, warf einen prüfenden Blick ins Foyer, ob Devin noch irgendwo herumstand und nach einem Tennispartner suchte. Als sie ihn nicht sah, drehte sie sich um und studierte die goldgerahmte Tafel.
    „Verhörzimmer. UG, Raum 3“.
    Schon wenn sie das Wort nur las, bekam sie Herzklopfen. Verhör, Reizstrom, Schocks – was für ein Horrorszenario. Ganz anders so melodische Worte wie: Peitschen, Bestrafung, Lustfolter, Gehorsam, Unterwerfung. Das war erotisch! Aber gut, auch das konnte nicht jeder nachvollziehen.
    Das Problem war, dass Celia nichts von alldem erotisch fand. Sie war einzig und allein für Blümchensex zu haben, und selbst darauf konnte sie anscheinend locker verzichten, da sie in Mailand keinen einzigen feurigen Italiener verführt hatte. Wie konnte man nur so unnahbar sein! An Angeboten hatte es ihr sicher nicht gemangelt. Aber Celia merkte ja nicht mal, dass ein Kerl mit ihr flirtete, wenn er sie mit Komplimenten überschüttete.
    Alan Parr schien durch ihren Panzer gedrungen zu sein – umso schlimmer, da er bald schwere Geschütze auffahren würde.
    Leanne nahm ihre Hand vom Herzen, wo sie sie beruhigend hingelegt hatte, und studierte den Plan weiter. Das Verhörzimmer war der einzige Raum im Untergeschoss, der auf der Tafel ausgewiesen war. Sie vermutete, dass sich dort ansonsten Lagerräume befanden, die Haustechnik und Ähnliches. Das Verhörzimmer war im ursprünglichen Entwurf nicht vorgesehen gewesen. Man hatte es auf Alan Parrs Anregung nachträglich eingebaut, wie der Kellner ihr erzählt hatte. Nun lag es einsam und allein, fast ein wenig versteckt und verschämt im Keller, wurde sicher selten benutzt und passte für Leannes Empfinden nicht in das Bild des aufgeschlossenen, zeigefreudigen SM-Szenarios, das hier an allen Ecken und Enden zelebriert wurde.
    Ein weiterer Grund, es mit Argwohn zu betrachten.
    Sie stieg in den Lift und fuhr ins Untergeschoss. Als die Tür aufglitt, sah sie rohe Steinwände und einen kahlen Betonfußboden, erhellt von kaltem Neonlicht. Obwohl es hinreichend warm war, fröstelte sie.
    Der Gang führte ein Stück geradeaus, dann verzweigte er sich. „Raum 3“ stand auf einem Schild an der Wand, das nach rechts wies. Leanne versicherte sich, dass sie allein war, dann wandte sie sich nach rechts. Sie kam an zwei unbeschrifteten Stahltüren vorbei, den Schildern zufolge der Weinkeller und die Wäscherei. An die dritte Tür war eine silberne Drei geschraubt.
    Das Turmverlies war offen gewesen. Ob das für alle Themenräume galt? Wurden sie nur verschlossen, wenn jemand darin war? Sie legte ein Ohr an die Tür. Stille, bis auf ein fauchendes Geräusch, das von weiter hinten aus dem Gang kam und von der Belüftungsanlage stammen konnte.
    Sie probierte die Klinke, die rostig quietschte und sich nur schwer herunterdrücken ließ. Auch die Tür widersetzte sich ihr und Leanne befürchtete schon, sie wäre abgeschlossen. Sie drückte fester. Mit einem Ruck, der Leanne fast aus dem Gleichgewicht brachte, schwang die Tür nach innen auf.
    Sie lauschte, ob sie einen Alarm ausgelöst hatte. Möglich war alles. Es blieb still. Also tastete sie nach einem Lichtschalter, fand ihn und drückte. Es flackerte, und kurz darauf war der Raum ebenso kalt erleuchtet wie der Gang.
    Leanne versuchte den Anblick, der sich ihr bot, einzuordnen.

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