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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Fulda und »machte in Konserven«, während Frau Tüttelchen beim Sozialamt angestellt war. »Sie glauben ja nicht, mit was man da alles konfrontiert wird, also Sachen könnte ich Ihnen erzählen …« Was sie im Laufe des Abends dann auch getan hat – allerdings am Nebentisch.
    Eine gute halbe Stunde billigte Herr Schmidt uns zu zwecks Stärkung und Einstimmung auf das Kommende, doch dann kehrte er zurück und mit ihm Herr Wolf, seines Zeichens Kellermeister, Hüter der zu verkostenden Schätze und dazu verdonnert, nach bestem Wissen auch noch die dämlichsten Fragen zu beantworten. Die erste kam von mir. »Dass man aus hellen Trauben Weißwein keltert und aus dunklen Rotwein, leuchtet ein, aber woraus macht man die Rosé-Weine? Kippt man da einfach beide Sorten zusammen?«
    Ich hätte besser meinen Mund gehalten, denn nun erfolgte ein zehnminütiger Vortrag über die verschiedenen Rebsorten und die Böden, auf denen sie wachsen, und was man unter hell gekelterten Rotweintrauben versteht. Das Meiste davon hatte ich eh nicht kapiert, und gefragt habe ich später natürlich nichts mehr.
    Herr Wolf drückte jedem ein Probierglas in die Hand, eine Art gläserner Becher von dreifacher Schnapsglasgröße, verteilte Körbchen mit zerkleinerten Roggenbrotscheiben, und dann durchquerten wir unter seiner Führung etliche Keller mit riesigen Fässern rechts und links, bis wir endlich vor einem anhielten. Daneben standen auf dem Boden ein paar Weinflaschen. »Ich öffne jetzt einen halbtrockenen Riesling, der durch seine dezente Blume …«
    Er öffnete, Herr Schmidt füllte unsere Gläschen, wir schlürften – das macht man nämlich so –, und Herr Wolf pries die Vorzüge speziell dieses Weines, aber welche das waren, weiß ich nicht mehr. Ich kann nur sagen, dass er mir geschmeckt hat.
    Nächstes Fass, nächste Flaschen. Stimme aus dem Hintergrund: »Weswejen schleppen Se uns denn hier in’n Keller, wenn wa denn doch bloß wat ausse Flaschen kriejen? Denn hätt’n wa ooch oben bleiben könn’!«
    »Sie haben doch sicher schon mal etwas von der alkoholischen Gärung gehört«, begann der wirklich sehr geduldige Herr Wolf. »In diesen Fässern setzt …«
    »Alkoholische Järung ist die Järung von den Alkohol … also deshalb isset die alkoholische Järung …«, säuselte Herr Wernicke, und dann – wieder verständlicher – »det lallt doch immer der Rühmann in dem Film, wo er so ’n Pennäler spielt, der noch ma …«
    »Feuerzangenbowle …«, fiel Tüttelchen ein.
    »Richtig!« Dann wandte er sich wieder an Herrn Wolf. »Und det findet nu hier drin statt? Also det mit de Järung?«
    »Ja! Deshalb können wir ja auch noch keine Probe direkt aus den Fässern anbieten!«
    Verstanden hatte ich das ja, akustisch zumindest – nur begriffen hatte ich es nicht. Würde beim Abfüllen einer kleinen Probe eventuell das ganze Fass hochgehen? Ist seinerzeit in meiner Schule mal im Chemiesaal passiert; zwar nicht ein Fass, sondern nur ein Erlenmeyerkolben samt Inhalt, aber der hatte genügt, den Chemie-Unterricht während der nächsten zwei Wochen in die Klassenzimmer zu verlegen.
    Herr Schmidt ergriff wieder die große metallene Kanne und schritt voran in den nächsten Keller. Wir schritten hinterher.
    »Vor ein paar Jahrhunderten gab es in fürstlichen Haushalten so genannte Pisspagen, die mit ähnlichen Kannen durch die Ballsäle und Gartenanlagen zogen, auf dass die Herren sich erleichtern konnten«, flüsterte ich, denn angesichts dieses Kübels kamen Erinnerungen hoch; Lesen bildet bekanntlich, und die Angélique-Bücher hatte ich in den fünfziger Jahren regelrecht verschlungen, vor allem jene, die größtenteils in Versailles spielen. »Dient das, was Herr Schmidt da vor sich her trägt, einem ähnlichen Zweck? Ich vermute nämlich, dass die sanitären Anlagen von hier aus ziemlich weit weg sind!«
    Stefanie prustete los, und als sie sich endlich beruhigt hatte, waren wir schon wieder weitergezogen. »Da sollst du doch den Rest von der jeweiligen Probe reinkippen und danach ein Stück Brot essen, damit sich die Geschmacksnerven wieder etwas neutralisieren.«
    Woher sollte ich das wissen? Befürchtet hatte ich lediglich, dass ich nach spätestens dem vierten Glas nicht mehr in der Lage sein würde, roten von weißem Wein zu unterscheiden, vom Geschmack ganz zu schweigen. Also kippte ich von der nächsten Probe das meiste weg, dieser Wein war sowieso viel zu süß. Der nächste auch, der übernächste war

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