Geht das denn schon wieder los?
ist eine hervorragende Idee! Allerdings war ich der Meinung, die anderen Herrschaften übernachten hier am Ort?«
»Tun sie auch!«, bestätigte Herr Schmidt und lächelte. »Aber wenn
Sie
jetzt aufbrechen, dann folgt der Rest automatisch, das macht der Herdentrieb.«
Ob tatsächlich alle Weinprobierer uns Leittieren gefolgt sind, weiß ich nicht, und wie unsere Doppeldoktorin ins Hotel gekommen ist, blieb auch offen, denn sie ist nicht mit uns zurückgefahren.
»Er hat ein knallrotes Gummiboot …«, hörten wir noch, es kam sogar immer näher, und beim Blick aus dem Fenster begriff ich auch Steffis Bemerkung vom Nachmittag! Ohne ihre Männer, die aber auch nicht mehr so ganz sicher auf den Beinen standen, hätten die beiden Damen im roten Blazer niemals ihr Hotel gefunden … Im Übrigen war ich mir sicher, Herr Schmidt wäre auch auf eine solche Situation vorbereitet gewesen.
Die Rückfahrt dauerte wesentlich länger als die Hinfahrt; wir hatten nämlich einen anderen Fahrer bekommen, und der kannte eine Abkürzung. Allerdings war es die falsche gewesen.
»Eine Abkürssung is immer die längsse Verbindung ssswwischen ssswwei P-Punkten!«, murmelte Stefanie. »Weissu noch, Hannes, damals bei den wilden Schschwweinen?«
Zu unser aller Erstaunen war das Hotel noch hell erleuchtet, Musik war zu hören, Gelächter … man feierte also immer noch Hochzeit. »Ob wir im Restaurant wohl noch etwas zu essen bekommen?«
Hannes sah mich an, als hätte ich soeben beschlossen, am nächsten Morgen zum Buddhismus überzutreten und künftig allen leiblichen Genüssen zu entsagen. »Du willst was essen? Jetzt? Um diese Zeit?«
»Na ja, nicht weil ich Hunger habe, sondern weil mir nach was Süßem ist! Den ganzen Abend lang bloß Wein und trocken Brot und Buffet … aber kein einziger Kuchenkrümel!«
»Kuchen? Wo?« Plötzlich war Steffi wieder völlig klar, was sie vermutlich die ganze Zeit gewesen war, doch die andere Variante hat sie auch ganz gut drauf. »So ’n richtig schönen Sahnepudding mit Karamelsoße könnte ich jetzt auch vertragen!«
»Weiber!«, murmelte Hannes, hielt uns aber trotzdem die Eingangstür auf.
Im Festsaal stellte man sich gerade zur Polonaise Blankenese auf, dienstbare Geister räumten das kombinierte Kuchen- und Dessertbuffet zur Seite, und genau davon wurden unsere Blicke angezogen. Steffi bekam richtige Stielaugen. »Am liebsten würde ich zugreifen! Meinst du, das fällt auf?«
»Untersteh dich!«
»Ja, ich weiß, man stiehlt nicht! Dabei wäre das gar kein Diebstahl, bloß Mundraub, weil ich den Kuchen da hinten nämlich sofort essen würde. Mundraub ist erlaubt.«
»Er ist nicht erlaubt, sondern nur nicht strafbar.« Mein damaliger Tanzpartner bei den Fortgeschrittenen war nämlich Student der Jurisprudenz gewesen, sogar schon im dritten Semester, und der hatte mir immer aufgezählt, welche Paragraphen für welche Straftaten angewendet werden können oder müssen und warum, da gibt’s nämlich auch Unterschiede. Jedenfalls war Heribert Krauss jun. schuld, dass ich seitdem niemals mit einem Juristen auch nur geflirtet habe. Ich kenne bloß den, in dessen Kanzlei ich seinerzeit den Hauskauf mit unterschreiben musste, und der ist Notar.
»Erlaubt oder nicht strafbar, das ist doch dasselbe«, murmelte Steffi und ließ die Tortenplatten nicht aus den Augen.
»Jetzt setz dich hin, bestell dir einen Likör, der ist auch süß, und dann gib endlich Ruhe!«
»Ich will nichts mehr trinken, schon gar keinen Likör, und wenn ich keinen Kuchen kriege, dann wenigstens eine Tafel Schokolade!« Sie betrat die eigentliche Gaststube und sah sich suchend um. »Wo ist eigentlich Hannes geblieben? Ist der schon raufgegangen?«
Nein, war er nicht! Er hatte einfach die Braut herausgewinkt, ihr gratuliert und kurz geschildert, woher wir gerade kamen und weshalb er jetzt gern zwei oder drei Stück Kuchen kaufen wollte.
Er habe freie Auswahl und solle sich ruhig bedienen, »das isst morgen sowieso keiner mehr!«, habe die Braut gesagt, aber leider sei die Sahne wohl schon abgeräumt worden.
Stefanie wollte den Frankfurter Kranz, auch wenn er schon ein bisschen »lätschig« aussah (ihre ureigene Wortschöpfung, steht nicht im Duden), und ich entschied mich für ein Vanillehörnchen. Nun lagen noch zwei Stück
Petits Fours
auf dem Teller. Fragend sah ich Hannes an. »Welches nimmst du?«
Er musterte uns schweigend, die wir munter drauflos kauten, dann schüttelte er den Kopf und rief der
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