Geht das denn schon wieder los?
vermutlich auch vorläufig die letzte!«, kam es postwendend zurück. »Oder glaubst du wirklich, dass Sven in diesem Jahrhundert noch mal heiratet?«
»Natürlich nicht! Das ist in siebzehn Monaten und sechs Tagen zu Ende. Und was heißt überhaupt
noch mal?
Er hat doch noch nie gehei …«
»Ach, du weißt schon, was ich meine!«
»Nein, aber ich weiß, was er seinerzeit gesagt hat, als Saschas erste Ehe in die Brüche gegangen war: ›Früher hat man sich eine Frau gewünscht, die so kochen konnte wie ihre Mutter, und heute muss man aufpassen, dass man keine erwischt, die so säuft wie ihr Vater.‹«
»Siehste!«, trumpfte Katja auf. »Nun weißt du wenigstens, weshalb er damals seine Simone geschnickt hat. Und wenn du keine Fragen mehr hast, dann würde ich jetzt gern den Hörer auflegen. Ich habe nämlich noch ein bisschen was zu tun!«
»Aber du hast doch angeru …«, nur hörte sie das schon nicht mehr.
Ich erweiterte meinen Einkaufszettel um fünf Kilo Salatkartoffeln, ferner Tomaten, Zwiebeln, Delikatessgurken, Mayonnaise … und als ich bei den Radieschen angekommen war, läutete schon wieder das Telefon. Diesmal war Steffi dran. »Hast du eine kleine schmale Fußbank?«
»Nein, ich habe bloß eine große breite.«
»Die haben wir selber.«
»Wozu braucht ihr dann …«
»Für den Brautwagen!«
»Wofür?«
»Für das Auto, in dem Tom und Katja zum Standesamt fahren werden.«
»Ich denke, sie kriegen dein Kabrio?«
»Das bekommen Margit und Rainer. Für die anderen beiden hat sich Hannes was ganz Besonderes einfallen lassen. Zusammen mit Udo!«
Jetzt war mir alles klar! Oder vielmehr gar nichts, denn Udo ist immer für Überraschungen gut. Im Alphabet der nützlichen Freunde verkörpert er den Buchstaben M wie Möbelschreinerei, was äußerst vorteilhaft ist, wenn man mal irgendwo im Bad oder auch woanders einen schmalen Schrank braucht, den es wegen der seltsamen Maße 33 × 33 × 175 cm natürlich nirgendwo zu kaufen gibt.
Mit dem Problem vertraut gemacht, empfiehlt Udo zunächst den Verkauf des Hauses und den Umzug in eins mit normalen Ausmaßen, nimmt sich dann aber doch der Sache an und liefert ein paar Wochen später ein Möbelstück, das haargenau in die Lücke passt.
Wie die meisten Männer hat Udo natürlich auch ein Hobby, allerdings ein ziemlich teures. Nein, er besitzt keine Yacht, ist auch nicht Mitglied der einschlägigen Golf- und Tennisclubs, er segelfliegt nicht, und seitdem er mal vom Pferd gefallen ist, hat er den Reitsport ebenfalls abgehakt. Skilaufen in St. Moritz mag er schon überhaupt nicht, weil’s dabei kalt ist. Also hat er sich auf etwas verlegt, mit dem man in geschlossenen Räumen hantieren und unerwünschte Zaungäste draußen lassen kann. Udo sammelt nämlich Autos. Alte Autos! Auch Motorräder, wenn sie betagt genug sind, also mindestens aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts stammen sollten, aber noch ältere sind ihm lieber.
Und Zubehör natürlich – je älter, desto besser. Dann gibt es nämlich mehr zum Reparieren und zum Schrauben.
Seine Schätze stehen, liegen und hängen in zwei kleineren Hallen, von außen unscheinbar, aber voll gestellt mit frühen Erzeugnissen der internationalen Automobilindustrie. Und alle Fahrzeuge sind betriebsbereit!
Nun bin ich kein Autofreak und würde jederzeit die Servolenkung eines heutigen Wagens der mühseligen Lenkradkurbelei bei einem Auto von vor vierzig Jahren vorziehen, aber dafür hat natürlich kaum ein Mann Verständnis; sie kriegen im Gegenteil glänzende Augen beim Anblick der Borgward Isabella oder eines VW Cabrios mit 24,5 PS Boxermotor aus dem Jahre 1951.
Und genau den hatte Hannes als Brautwagen ausgeguckt, musste sich aber von Udo überzeugen lassen, dass das Auto für diesen Zweck ungeeignet ist; das zurückgeklappte Verdeck sei zu ausladend, auch reichlich sperrig, die Rückbank relativ niedrig, also so richtig zur Geltung käme das Brautpaar da hinten gar nicht, außerdem müsse man zum Aussteigen die vorderen Sitze umlegen, das wär’s ja wohl auch nicht, und was Hannes denn von einem original amerikanischen Jeep des Baujahrs 1942 halten würde einschließlich Klappspaten und Tarnnetz? »Das wäre mal etwas Ausgefallenes!«
Dieser Ansicht war Hannes allerdings auch, zumal selbstverständlich
er
den Wagen fahren würde.
Das Brautpaar wurde also dahingehend informiert, dass sich Hannes um den Wagen und Stefanie um die Dekoration desselben kümmern würden, und welche Blumen
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