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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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ja – von meiner Mutter geerbt, von mir nie getragen, aber Lila ist nun wirklich nicht meine Farbe und Samt schon gar nichts für mich. Als Kind hatte ich ein schwarzsamtenes Bolerojäckchen und dazu eine weiße Bluse mit Rüschenkragen, einfach um-wer-fend! Und darin bin ich auch noch abgelichtet worden, in einem richtigen Fotoatelier, auf der Sofakante sitzend und mit einem Wollschaf auf dem Schoß! Kannst du dir das vorstellen?«
    »Das Schaf schon, dich weniger. Ich habe dich ja erst als kinderreiche Mutter kennen gelernt!«
    »Bei passender Gelegenheit zeige ich dir mal ein paar von diesen herzigen Bildern, aber jetzt finde endlich etwas zum Anziehen für mich, oder ich falle über deinen Kleiderschrank her! Ob mir eventuell das Hellgraue mit dem auffallenden Kragen stehen würde, das du am letzten Sonntag bei der Taufe von Ich-weiß-nicht-mehr-wem angehabt hast? Du hast darin richtig patentantenseriös ausgesehen!«
    »Allerdings nur so lange, bis der Täufling draufgekotzt hat. Jetzt ist es in der Reinigung und erst nächste Woche fertig. Kann Katja die Hochzeit nicht verschieben?«
    An das dunkelblaue Jackenkleid hatte ich überhaupt nicht mehr gedacht. Es war zeitlos und fristete wohl nur deshalb seit mindestens fünf Jahren ein unbeachtetes Dasein ganz hinten im Schrank, denn so richtig gefallen hatte es mir nie.
    »Wieso passt du da heute noch rein?«, moserte Anne, nachdem ich ihr das ungefähre Herstellungsjahr dieses Kleides genannt hatte. »Mir ist das noch nie gelungen!«
    Mir ja auch nicht, aber musste ich jetzt wirklich damit herausrücken, dass mir der Rock von Anfang an zu weit gewesen war und die Jacke eigentlich auch? Um eine Art Notkauf hatte es sich damals gehandelt, weil Rolf erst am späten Vormittag eingefallen war, dass ich ihn am frühen Nachmittag zu einer offiziellen Veranstaltung begleiten sollte und natürlich wieder nichts dem Anlass Angemessenes anzuziehen hatte. Ausnahmsweise war er der gleichen Meinung gewesen, denn alles, was ich ihm präsentierte, war ihm entweder zu elegant gewesen oder zu leger, oder es hatte ihm nicht gefallen. Also zusammen mit ihm als zahlende Institution ab in die Stadt zu den drei Modegeschäften der seriöseren Variante, doch erst im letzten blieb es schließlich bei dunkelblau Zweigeteilt und mehreren Sicherheitsnadeln, damit der Rock nicht rutschen konnte. Die Jacke sollte ich dieses eine Mal besser offen tragen, hatte jene sofort mit Maßband und Nadelkissen herbeigeeilte Dame aus der Änderungsschneiderei empfohlen. Sie hatte mich ja auch nur zögernd so unfertig gehen lassen, doch wir waren sehr spät dran gewesen.
    Weshalb ich dieses Kleid nicht gleich nach seiner Premiere habe enger machen lassen, weiß ich nicht, es hatte mir einfach nicht gefallen, doch jetzt fand ich es ganz passabel. Vor allen Dingen saß es wie maßgeschneidert!
    »Du solltest aber noch was drunter tragen«, empfahl Anne, während sie am Ausschnitt herumzupfte, »und nicht bloß das obligatorische Hemdchen mit dezenter Spitze. Morgen soll’s wieder heiß werden, vielleicht willst du dann auch mal die Jacke ausziehen. Hast du kein Top?«
    »Nein. Jedenfalls keins, das hierzu passen würde.«
    Anne hatte natürlich, sogar eins aus Seide. Und mit Trägern, die immer rutschten, doch das merkte ich erst am nächsten Tag.
    Nun war wenigstens mein größtes Problem gelöst. Das zweitgrößte erledigte sich, nachdem Anne in der Küche meinen etwas missglückten Zitronenkuchen begutachtet hatte. »Köche verstecken ihre Pannen unter Mayonnaise – du unter Puderzucker!«
    Wenig später zog sie mit den Zutaten für Käsetorte und Bienenstich drei Häuser weiter. Sie ist eine prima Köchin, aber backen kann sie noch viel besser.
    Noch zwanzig Stunden bis X.
     
    Anruf von Sven. Drei Stunden nach seiner vermutlichen Ankunft. »Hallo, wollte bloß sagen, dass ich heil gelandet bin. Einen neuen Außenspiegel habe ich schon, schräg gegenüber ist eine Reparaturwerkstatt, und der Inhaber ist zum Polterabend eingeladen. Finde ich sehr vorausschauend von Tom, sein Auto hat nämlich auch schon die besten Jahre hinter sich. Und was ich noch sagen wollte: Die Lichterkette mit den roten Birnen ist offenbar kaputt!«
    »Gestern war sie aber noch völlig in Ordnung.«
    »Da war ja auch noch nicht der Klappstuhl draufgefallen …« Kurze Pause für den Fall eines tadelnden Kommentars, doch als keiner kam, leitete Sven über zu positiverer Berichterstattung: »Also das sieht hier schon richtig

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