Geht das denn schon wieder los?
ich vorausgesetzt, dass wir das heutige Essen in einem Restaurant einnehmen, und da wird es nicht gern gesehen, wenn man die Verpflegung schon dabei hat«, hatte ich zurückgeblafft, weil ich noch nicht richtig wach war und – viel schlimmer! – der Wecker sich erst in zwanzig Minuten gemeldet hätte.
»Musst du denn immer alles wörtlich nehmen? Ich hatte doch nur an dein Mitgefühl für unsere freiwilligen Helfer appellieren wollen, die am frühen Nachmittag hier einreiten und beim Aufbauen helfen. Mit irgendwas müssen wir die doch abends abfüttern!«
Hat der eigentlich so kurz vor seiner Hochzeit keine anderen Sorgen? »Für so was wurden die belegten Brötchen erfunden!«, erklärte ich ihm. »Mit einer Stunde Vorlaufzeit kriegt die jede Wurstfachverkäuferin hin, aber ich nicht meinen Erdbeerquark!« Ohnehin hätte ich keinen mitbringen können, weil ich schlichtweg vergessen hatte, ihn überhaupt anzurühren! Würde sich zum Glück nachholen lassen, denn inzwischen war mir klar geworden, weshalb man uns heute gleich nach dem Mittagessen an die frische Luft setzen würde: Da es sich bei den an die Hochzeitstafel Geladenen ohnehin nur um die beiden Familien handelte, würden die noch den ganzen Abend und die Hälfte des nächsten Tages Zeit haben, die kulinarische Versorgung der morgen einfallenden Poltergäste sicherzustellen.
Nachdem ich Tom versprochen hatte, von der noch vorhandenen Milch einschließlich der in Dosen konservierten einen Grießpudding zu kochen, denn der sättige noch viel mehr, war er beruhigt. Es wurde sowieso Zeit, dass die zwei im Keller vor sich hinstaubenden Flaschen mit Himbeersaft mal verbraucht wurden; so was hält ja nicht ewig, und inzwischen war Annes neuer Entsafter schon zwei Jahre alt.
Im Übrigen bestand kaum Gefahr, dass die zu erwartenden Helfer ihre Arbeit wegen Entkräftung vorzeitig abbrechen würden, denn Tom hatte dafür gesorgt, dass zumindest niemand verdursten musste, und Bier ist bekanntlich auch nahrhaft.
Ich kroch aus dem Bett, zog einen Jogginganzug an, weckte die Kaffeemaschine, und während die ihr morgendliches Reinigungsprogramm durchratterte, griff ich zur Bloß-nicht-vergessen-Liste. Die hatte ich nämlich gestern Abend noch an den Einfüllstutzen geklebt.
Vanillesoße
stand an oberster Stelle. Fertig war sie ja, kühlte jedoch noch im Fünfliterkochtopf im Keller, weil ich erst von Anne Transportgefäße holen musste. Sie ist Tupperware-Fan und besitzt so ziemlich alles, was davon auf dem Markt ist, vom garantiert nicht fusselnden Kuchenpinsel bis zu fast schon waffenscheinpflichtigen Messern. Kannen mit Deckel hat sie natürlich in jeder Größe. Eine habe ich ja auch, da geht ein halber Liter rein. Ich muss aber morgen drei Liter nach Schwetzingen schaukeln. Und zweimal bunten Wackelpudding. Außerdem die Riesenschüssel Kartoffelsalat, für die Rolf schon gestern einen Transportkarton maßschneide(r)n wollte. Er vergisst immer ausgerechnet das, woran er sich sowieso nicht erinnern will!
Nun kommt noch dieser blöde Erdbeerquark dazu. Dabei weiß ich nicht mal, ob überhaupt genügend eingefrorene Früchte da sind. Muss gleich mal nachsehen, frische gibt’s ja nicht mehr. Und wieso sollen ausgerechnet meine Kuchen nicht auf dem morgigen Buffet stehen, sondern bereits heute irgendwann von irgendwelchen Hilfskräften gegessen werden? Ja, ich weiß, schon Marie Antoinette hat gesagt, wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen, aber das ist mehr als zweihundert Jahre her, und überhaupt ziehen die meisten Männer zum Abendessen eine deftige Currywurst jedem Kuchen vor. Außerdem finde ich es diskriminierend, wenn meine Tortenplatten nicht zusammen mit allen anderen mehr oder weniger freiwillig gestifteten Desserts präsentiert werden. Nachdem sich Anne der Sache angenommen hatte, sahen Bienenstich und Käsetorte nämlich genau so aus wie die Abbildungen in Dr. Oetkers fünfundvierzig Jahre altem
Backbuch für die junge Ehefrau.
Katja würde sich meinetwegen wirklich nicht zu genieren brauchen!
Weiter in der Liste: Svens Outfit! Das Hemd hatte ich gestern noch gebügelt, aber den Knopf hatte ich nicht annähen können, weil er nicht da war. »Kann er auch nicht«, hatte sich Sven am Telefon entschuldigt, »der ist doch weg! Aber du hast in deiner Sammlung bestimmt einen, der so ähnlich aussieht.«
»Habe ich nicht …«
»Egal, dann lasse ich die Jacke einfach auf!«
»Trotzdem muss ein Knopf dran …«
»Warum
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