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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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inzwischen hatte es zum zweiten Mal geläutet –, dem vermutlichen Azubi im dritten Lehrjahr mitgeteilt, dass gleich jemand käme, Fenster wieder zugemacht, Bademantel aus dem Bad geholt, angezogen, mit der Bürste kurz durch die Haare gefahren und die Treppe runtergeschlappt.
    Vielleicht sollte ich an dieser Stelle wieder einmal erwähnen, dass wir in einem ländlichen Kurort leben, und zwar in einem Bundesland, das für seine arbeitsame Bevölkerung bekannt und auch ein bisschen berüchtigt ist. Sogar heute gilt noch vielfach die Devise: »Schaffe, schaffe, Häusle baue, Hund abschaffe, selber belle …« oder so ähnlich. Jedenfalls ist es wohl unüblich, dass eine doch offenbar völlig gesunde Frau meines Alters morgens um acht noch im Bett liegt, statt Teile desselben schon längst zum Lüften ins geöffnete Fenster gelegt zu haben.
    »Bin i do richtich wege dem warme Wasser?«, wollte der Jüngling mit einem beziehungsvollen Blick auf meine unzulängliche Bekleidung wissen.
    »Ja, aber eigentlich geht es mehr um kaltes Wasser, das nicht warm wird!«
    Spitzfindigkeiten um diese Morgenstunde war er nicht gewöhnt, ließ sich kopfschüttelnd den Weg in den Keller zeigen, und noch bevor ich Sven aus den Federn scheuchen konnte, auf dass er als zumindest kompetent
erscheinender
Mann die Reparaturarbeiten überwachen würde, kam der Jüngling die Treppe wieder nach oben. »Do war bloß des Knöpfle raus g’hopft«, informierte er mich freudestrahlend, »des hätte Se abr au selwer reidrigge gekennt!«
    Natürlich hätte ich das, vorausgesetzt, ich hätte gewusst,
wo!
Seit einigen Jahren werden wir nämlich durch Gas erwärmt statt durch Heizöl, und vor diesen Kontrollgeräten – die meisten hinter Glas – habe ich einen Heidenrespekt. Sicherheitshalber ließ ich mir das »Knöpfle« zeigen, schob dem Jungen aus lauter Freude, in Kürze wieder duschen zu können, ein großzügiges Trinkgeld in die Hand und glaubte die Sache damit erledigt. Vier Tage später lag die Rechnung im Briefkasten – zweistellig, An- und Abfahrt extra! Aber das Knöpfle hatte ja auch ein angehender Installations-Ingenieur gedrückt!
    Eine Stunde und zwei Tassen endlich wieder trinkbaren Kaffee später (auch das maledivische Getränk dieses Namens ähnelt dem unseren allenfalls in der Farbe) griff ich zum Telefon. Die Waschmaschine lief bereits, obwohl ich in den nächsten Wochen weder Shorts noch Polohemden brauchen würde, draußen herrschten lediglich zwei Grad, allerdings über null, und die Einkaufsliste war auch schon geschrieben. Sie umfasste zwischen fünfundzwanzig und dreißig Artikel, begann mit Aufschnitt und Aspirin, setzte sich durch das halbe Alphabet fort und endete schließlich bei Zucker und Zitronen. Für W hatte ich allerdings nichts gefunden, Waschpulver war noch in genügender Menge vorrätig. Leer war lediglich Rolfs Schrank. Oder fast, er war ja rechtzeitig genug ins Krankenhaus umgezogen.
    Dort hatte ich natürlich schon angerufen, doch es war lediglich der Bettnachbar rangegangen. Mein Mann sei beim Röntgen, und da sind Handys nicht erlaubt. Aber es gehe ihm gut. Ja, er werde ausrichten, dass Rolf zurückrufen soll.
    Nächster Anruf bei Nicki zwecks Rückmeldung und möglicher Einzelheiten bezüglich Katjas Hochzeit. Nach dem vierten Läuten fiel mir ein, dass Lehrer vormittags in der Schule sind und um diese Zeit die dritte Stunde geben, womit sich nun auch ein Anruf bei Katja erübrigte. Doch erst nach einer weiteren Tasse Kaffee wurde mir wieder klar, dass Nicki ja nunmehr Mutter eines zweieinhalb Monate alten Knaben war und folglich Anspruch auf jenes Babyjahr hatte, das berufstätigen Müttern zusteht. Also müsste sie eigentlich um diese Zeit zu Hause sein und ihren Tim abfüttern; natürlich nur, sofern der seinerzeit übliche Vier-Stunden-Rhythmus noch galt. In diesem Fall würde sie natürlich nicht ans Telefon gehen. Wieder ein Aspekt, der künftig zu berücksichtigen war. Es ist gar nicht so leicht, Oma zu werden!
    Ohnehin ist ja heutzutage alles ganz anders geworden! Säuglinge werden nämlich nicht mehr täglich gebadet, obwohl das früher doch für den kleinen Schreihals immer der Höhepunkt des Tages gewesen war, aber nun hat man herausgefunden, dass das gar nicht so gesund ist für die zarte Haut und ihre Schutzschicht und überhaupt. Stattdessen hat die Kosmetikindustrie so viele neue Pflegeprodukte für Babys entwickelt, dass nun wirklich für alle Bedürfnisse und Eventualitäten das

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