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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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vorangesetztem Dollarzeichen. Rick hatt kurz dazugeschrieben, dass er einfach die Seite auf seine Festplatte kopiert und dort ausprobiert habe. Außer, dass jemand dort anklickte und etwa zehn Sekunden drin war, konnten die Seitenbetreiber nicht ersehen, dass sie beschnüffelt wurden. Und er hatte sich natürlich abgesichert. Zurückverfolgen war kaum möglich. Da kannte sich unser Rick aus.
     
    Er hatte ausprobiert, was auszuprobieren war, bis er einen Volltreffer landete. Die Seite war einfach aufgebaut: Menge in metrischen Einheiten, Dollarbetrag, Datum und Uhrzeit, Ort. Um die Information zu senden, musste ein Passwort eingegeben werden.
    Er schrieb, es habe keine drei Minuten gedauert bis er ein funktionierendes Passwort hatte. Und dann habe er eine Probeseite auf die Reise geschickt. Ohne Werte, ohne Angaben, und mit sofortiger Selbstlöschung bei Ankunft im Empfangscomputer. Alles Ricks Handarbeit.
    Er hatte den Weg seiner mail verfolgt, hatte sich auch wieder über alle möglichen Fakeadressen in Dritte-Welt-Ländern abgesichert, und wusste eindeutig, wo der Empfangscomputer stand. Im Schuppen bei Moreno. Um sicher zu gehen, stieg er hochoffiziell auf einen der dorthinführenden Telefonmasten und zapfte einen Tag lang die Leitung an. Die gleichen Meldungen, die gleiche numerische Anschrift.
    Kein Zweifel. Großhandelszentrale war der Schuppen hinter dem erfolgreichen Restaurant.
    Hätte ich ohne meinen in der Kindheit arrogant verachteten Freund nie geschafft. War clever, der Junge.
    Es gab noch eine zweite Seite, eine, von der die Besteller garantiert nichts ahnten. Auf der machten die Morenos ihre Finanzbuchhaltung. Eingänge, Ausgänge, Anlagen, Konten, Zwischenkonten, alles da. Elektronischer Geldverkehr, über Transferhäuser im Ausland, über Konten auf tropischen Inseln und durch Wechselstuben auf Curacao. Mit Postanschriften, mit Kontonummern, mit Namen von Bankmenschen und Aktienbrokern. Mit Namen von Abnehmern, mit Mengen und Daten.
    Ein Adressverzeichnis, das sich bei näherer Betrachtung als Aufstellung verschiedener Grundbriefe erwies; eine Zusammenfassung des Morenoschen Grundbesitzes in verschiedenen Bundesstaaten, sogar in Mexiko und in der Karibik, leichtsinnig auf einer von überall her zugänglichen Webseite abgelegt. Fehlten nur noch ein aufmerksamer Steuerfahnder, ein paar Formalitäten, ein paar Bestätigungen der offenliegenden Fakten und die Anklage der Staatsanwaltschaft, und Morenos waren im Loch.
     
    Rick wusste wohl, dass er sich auf Glatteis bewegte, aber er schickte die gesamte Information trotzdem. Ich war ihm dankbar. Erst mal machte ich von allem eine Kopie auf USB Sticks, die ich in gepolsterte Kuverts steckte, adressierte und am Nachmittag irgendwo zur Post bringen würde. Ignacio würde sie morgen haben. Ich hatte noch einen Brief beigelegt mit der Bitte, die Dinger einfach irgendwo bei sich sicher zu lagern. Bis ich sie abholen konnte.
    Dann entfernte ich die Festplatte aus meinem Laptop, steckte sie in einen Plastikbeutel und klebte ihn über den Benzintank des Jeep, zur Megagigabyte-Festplatte aus Johns Studiorechner. Der entbeinte Laptop-Computer kam in meinen Seesack, der wurde vor der Rücksitzbank verstaut.
     
    Ich rief noch mal Rick an. Vom Handy. Er war nicht zu Hause, also hinterließ ich die Nachricht, dass ich angerufen hätte und etwas später noch mal anrufen würde. Das Telefon setzte ein paarmal aus, während ich sprach, also schob ich es ins Ladegerät und schloss es am Zigarettenanzünder des Jeep an. Dann ging ich ins Haus zurück.
    Ich hatte mir Notizen gemacht, die ich nun faltete und in die Jackentasche schob. Nach dem Essen würde ich wieder nach Santa Maria fahren, erst eine neue Festplatte kaufen und noch ein paar Kleinigkeiten, dann meinen Platz auf dem Berg wieder einnehmen und während des Beobachtens die Festplatte einbauen und die Software laden.
    Spät am Abend wollte ich mich noch mit Rick treffen. Wir mussten uns jetzt auf ein Vorgehen einigen. Die Zeit wurde knapp. Winston verhaftet, Misty mit einer ausgemacht ungewissen Zukunft, und wenn sich Rick oder ich einen Ausrutscher leisteten, hatten wir ausgespielt. Deshalb wollte ich auch nicht noch mal in die Mission ziehen – die Gefahr, dass sie uns auf die Schliche kommen könnten, wuchs mit jedem Tag. Zu viele Leute wussten, dass ich dort gewesen war, zu viele Leute waren dadurch selbst gefährdet.
     
    Cherie benahm sich, als sie endlich heimkam. Sie hatte eine der Anlagen von Grund auf

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