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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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im Wald und auf dem Baum ausgehalten hätte. Und ich freute mich, dass ich auch mal Glück hatte. Einen Mordsmassel. Nach viel, viel Pech.
    Gottseidank musste ich weder niesen noch furzen. Davor hatte ich zwischendurch Angst. Der Mensch ist ein seltsames Wesen.
    Als er die Spuren seiner Arbeit so gut es ging verwischt, sich im Anhänger den Dreck vom Körper gespült hatte und den miserablen Weg wieder heruntergefahren war, spazierte ich den Hang hinab, Kamera in der Hand. Wenn ich noch ein paar Augenblicke warten würde, könnte ich blitzen. Bis dahin würde er schon halb den Berg hinunter sein. Ich marschierte also unbekümmert über das Gras des Abhangs, war schon fast unten, als ich etwas hörte. Mucksmäuschenstill ließ ich mich aufs Gras gleiten, legte mich quer zum Hang auf den Bauch und horchte.
     
    Ein Geräusch? Eine Stimme? Ich hatte auf ein Signal aus dem Unterbewussten reagiert. Ich horchte angestrengt, schaute in die Richtung, aus der ich meinte, etwas vernommen zu haben, aber weder hörte ich etwas noch war außer den tiefdunklen Umrissen des Waldes etwas zu sehen. Mondlicht war nicht; am Fünften war Vollmond, und heute war die dunkelste Nacht des Monats. Mein Glück. Denn gerade, als ich wieder aufstehen wollte, sagte einer laut und deutlich „Scheiße.“
    “Hörst du wohl auf, hier herumzubrüllen, du Arschloch. Konzentriere dich lieber auf den Weg.” zischte jemand böse.
     
     

30 Planung
     
     
    Die Stimmen kamen von der Zufahrt. Ich robbte also seitwärts den Abhang hoch, das Auge unverwandt auf den Teil der Dunkelheit gerichtet, in dem ich den Weg vermutete, und erreichte doch tatsächlich das Gebüsch, ohne vom Hang zu purzeln oder gegen irgendwelche Steine zu stoßen. Allerdings war ich körperlich völlig fertig. Seitwärtsrobben, mein Lieber!
    Schritte waren zu hören, tastende Schritte, denn die zwei dort unten sahen genauso wenig wie ich. Einer räusperte sich. Dann klirrte etwas. Ein Krach hier, wie in der Großstadt.
    „Was ist denn nun schon wieder?“ fragte einer unwirsch. Mich fröstelte. Der Indianer.
    „Ich habe die verdammte Taschenlampe fallen lassen“, sagte der Jüngling, und viel zu schnell zischte einer „Ruhe!“ Da waren sie, alle drei, und ich war im Arsch. Meine Hände fingen an zu zittern. Unkontrollierbar. Ich hoffte, dass ich mir nicht in die Hose machen würde.
    Stille. Nichts rührte sich. Ich hörte meinen Puls dumpf schlagen, wie eine Pumpe im Bergwerk. Das musste doch übers ganze Grundstück zu hören sein. Meine Ohren waren auf einmal verstopft.
    Sie waren irgendwo stehen geblieben. Grabesstille. Die längste geräuschlose Minute meines Lebens verging . Dann scharrte wieder einer, und ein Lichtstrahl leuchtete kurz auf. Sie standen ein paar Schritte vor dem Wohnanhänger.
    Ich hörte, wie sie sich der Anhängertür näherten. Sie benutzten die Wohneiwand als Führung, strichen mit der Hand am Aluminium entlang und erreichten so die Tür. „Third, wo bist du?“ flüsterte deutlich hörbar der Indianer, und Harold Lauterbach III sagte recht laut „hier.“ Er hatte wohl erkannt, dass sie allein waren, denn nun schaltete er die Taschenlampe wieder ein, und rumorte an der Tür herum. Ich konnte nur den Lichtstrahl sehen, da ich auf die Rückseite des Mobilheimes schaute.
    Die drei fühlten sich sicher, öffneten die Tür, und einer knipste die Innenbeleuchtung an. Ich blickte auf meinen rechten Unterarm, der sich im Lichtstrahl des Fensters wunderschön vom graubraunen Gras abhob. Ich zog die Pranke blitzartig ein.
     
    Sie machten einen ordentlichen Krach. Rückten und verschoben schwere Sachen, einer drehte den Wasserhahn auf. Das Klo rauschte und die Fenster wurden nacheinander auf- und wieder zugemacht. Die Tür knallte, jemand war herausgekommen und beleuchtete mit der Taschenlampe die Kriechfläche unterm Anhänger. Eine Viertelstunde war emsiges Arbeiten zu hören. Dann wurde das Licht ausgeschaltet, die Tür geöffnet und wieder geschlossen, und die beiden älteren Drogencops kamen um die Ecke. Der Indianer trug die Lampe, der Dicke schob seinen Bauch hinter ihm her. Sie richteten den Lichtstrahl auf den Boden und suchten ihn nach Schachbrettmuster ab. Ich sah schon mein schönes Geld über alle Berge verschwinden. Das hatte mir gerade noch gefehlt.
    Der junge Lauterbach III kam dazu und schaute ebenfalls auf den Boden. Sie stapften hintereinander über die Stelle, die Jeff vor knapp einer Stunde so sorgfältig wieder geglättet und gefegt

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