Geier (German Edition)
neu einstellen müssen und war rechtschaffen müde. Ich tischte ein gewaltiges Rinderfilet auf, schnitt einige dicke Scheiben herunter und stellte ihr Salz, Pfeffer, ein Schälchen Salsa und eine Flasche A1-Sauce hin. Jedem ein Bier aus dem Kühlschrank, und dann war erst mal Stille.
Ich fuhr um halb drei los. Vorher hatte ich Rick angerufen, aber der war noch immer nicht da. Cherie und ich wollten wir uns bald wieder treffen, entweder in Parkfield oder irgendwo an der Küste. Ich konnte ihr ja keine Telefonnummer geben, schrieb ihr aber meine E-Mail-Anschrift auf. Dann zockelte ich los. Durchs Cholame Valley bis zum Highway 41, rüber nach Paso Robles und auf 101 nach Süden. Um kurz vor vier war ich in Santa Maria.
Der Office Boy hatte eine Terabyte Festplatte im Sonderverkauf. Ich legte also die neunundneunzig Dollar auf den Tisch, kaufte noch zwei Gigs RAM-Arbeitsspeicher dazu und fuhr weiter.
Auf den Berg, hinter den Busch, auf den Baum. Alles wie gehabt. Mit Laptop, den paar Werkzeugen, die man eigentlich nur zur eigenen Beruhigung braucht, und den Neuteilen. Plus Kamera, Objektive, Feldstecher, Cola und Donuts. Zum Glück war´s eine große Eiche, eine mit ausladenden Ästen, deren Gabelungen richtige Ablagen bildeten. Da passte alles drauf.
Das Laufgeschäft begann wieder mit dem Restaurantbusiness kurz vor sechs. Im Viertelstundentakt. Das lief mit militärischer Präzision ab. Ich bewunderte ihre Planung. Schon deshalb könnte ich in dem Geschäft nie was werden.
Ich bastelte, guckte, fotografierte und schwitzte. Die Bastelei am Laptop dauerte eine gute Stunde, bis die Hardware sicher eingebaut, die Software geladen war und beides den Funktionstest bestand. Im Prinzip fing ich mit frischen Programmen an, ohne Inhalte, ohne meine Notizen und Ricks Hinweise. Ohne die verräterischen URLs, die sicher auf der deponierten Festplatte und den Sticks gespeichert waren.
Gegen halb acht verließ die schicke Bayernlimousine die Scheune und bog auf die Straße in Richtung Berg. Ich beobachtete Moreno, bis er unter den Bäumen am Fuße des Tepusquet verschwand. Von dort aus war er nur noch sporadisch zu sehen, aber immer besser zu hören. Ich holte mein ganzes Zeug vom Baum, verstaute alles im Jeep, griff trotz der einsetzenden Dämmerung meine Kamera und marschierte durch den Wald zu der Stelle, die ich bei seinem letzten Besuch hier oben gefunden hatte. Hinterm Gebüsch. Wo mich zwar der Hund wusste, aber Herrchen nicht.
Er bog auch schon auf den unbefestigten Weg zu seinem Grundstück. Das Auto jammerte auf der zerfurchten Zufahrt, die teilweise nur im unteren Gang befahrbar war. Ich schaute zu, wie die Scheinwerfer sein Näherkommen anzeigten, wartete geduldig, bis er den BMW abstellte und vom Fahrersitz aus die Gegend mit einem starken Scheinwerfer ableuchtete, ehe er ausstieg und den Wohnanhänger öffnete. Den Kläffer hatte er zu meiner Erleichterung zu Hause gelassen.
Jeff kam nach wenigen Minuten wieder heraus, eine Schaufel in der Hand, ein Handtuch über der Schulter und kein Fetzen Kleidung am braun gebrannten, fit gehaltenen Körper. Geld verstecken schien für ihn ein sexuelles Vergnügen zu sein. Die Vorfreude stand unübersehbar in der Dämmerung.
Moreno grub wieder, bis ihm der Schweiß vom Körper perlte. Immer öfter benutzte er das Handtuch, das er aus dem Anhänger mitgebracht hatte. Und immer öfter machte er eine Pause. Die Erde war trocken und steinhart. Er warf kindskopfgroße Brocken aus dem werdenden Loch, bückte sich und zog an Wurzeln, zerschnitt sie mühsam mit der Spatenkante und buddelte, wie es sich für einen wesentlich Jüngeren gehört hätte.
Trotz der miesen Beleuchtung machte ich noch ein paar Fotos. Das Schöne an Digitalkameras ist ihre Fähigkeit, auch bei miserablem Licht noch Brauchbares aufzunehmen. Denn das entstandene Foto mag bis zur Unkenntlichkeit dunkel sein, aber eine Aufhellung im Computerprogramm wirkt wahre Wunder. Gute Digis können die Nacht zum Tag machen. Das Resultat würde zwar keine Fotoausstellung zieren, aber den aufgenommenen Gegenstand deutlich zeigen. Mehr wollte ich ja nicht.
Er buddelte verbissen, bis er kaum noch aus dem Loch schauen konnte. Deja vu. Alles wie gehabt. Dann krabbelte er hoch, holte die Kiste aus dem Auto, machte sie auf, holte sich angesichts der vielen Scheine einen runter und vergrub die Kiste.
Ich freute mich wie ein Kind, freute mich unbändig über meine eigene Geduld, ohne die ich niemals die vielen Stunden
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