Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
Vom Netzwerk:
überzeugt, Lava sei die Scheiße der bösen Geister. Könnte was dran sein.“
    Ich nickte. „Ich bin am Meer aufgewachsen. Da ist alles hell, flach und weit. Unsere schwarzen Steine werden hell, wenn sie austrocknen. Das hier ist unheimlich. Ein verdammter Unterschied zur Küste.“
    „Und ich bin hier groß geworden. Hab´mich immer danach gesehnt, wenn ich unterwegs war. Manchmal bin ich fast ein Jahr lang nicht heimgekommen – Tourneen in Europa und Japan, lange Engagements an der Ostküste, oder einfach zu müde, vier Stunden oder vier Tage Fahrt auf mich zu nehmen. Jedes Mal, wenn ich wieder hier war, habe ich richtig gemerkt, wie der ganze Mist von mir abfiel. Mir fehlt die Wüste. Ich liebe sie. Deshalb bin ich auch wieder hergekommen. Und werde so schnell nicht wieder weggehen.“
    Ich glaubte ihr. Schon seltsam, wie man sich an eine bestimmte Gegend, einen Ort gewöhnt. Mir ging es ja auch so, nur konnte ich nicht mehr heimkehren. Jedenfalls nicht in nächster Zeit. Ich musste was unternehmen.
    „Misty, von wo aus kann ich denn einigermaßen ungefährdet telefonieren?“
    „Also, nach deiner Story zu urteilen, dürfte das nicht in der Nähe sein. Die kommen dir sonst wirklich sofort auf die Schliche. Wie wärs mit Las Vegas? Ich tanze ein-, zweimal pro Monat in Laughlin und gelegentlich in Vegas. Könntest mit, und von dort aus deinem Business nachgehen. Sind nur zweieinhalb Stunden von hier. Nachmittags hin, nachts zurück.“
    Klasse. Einwandfrei. In der Millionenstadt finden sie mich nie. Und die Anonymität, die Las Vegas bietet, ist hundertprozentig. Davon lebt die Stadt. Also abgemacht. LV.
    „Wann?“
    „Morgen um drei kommt mein Fahrer. Wenn du noch Wäsche hast, sag Maria Bescheid. Die wäscht und bügelt morgen früh sowieso. Wie sieht´s mit Geld aus?“
    „Nicht toll, aber ich kann für mein Zimmer bezahlen.“
    Sie wurde wieder megärig. „Idiot – ich weiß, dass du getürmt bist. Ich biete dir Geld an, nicht umgekehrt.“
    Au verdammt. Ich schämte mich richtig. Schnell beugte ich mich zu ihr rüber und pflanzte einen Freundschaftskuss auf ihre stark geschminkte Wange. Schmeckte nach rosa Reispulver.
    „Na, so gehört sich´s.“ Sie schien ganz glücklich. Ich meinte, dass ich momentan noch ganz gut dran sei. Ich hatte noch ein paar Hunderter. Allerdings war kein frischer Geldeingang zu erwarten, jetzt, wo Dickie tot war.
    Ich konnte weder meine Kreditkarten noch meinen Bankautomaten benutzen. Das wäre Selbstmord. Also sollte ich mich bald um Kohle kümmern, aber mir war noch nichts eingefallen.
    Das verstand sie. Sie nickte und fand, ich könne mir ruhig ein paar Tage Zeit lassen. Wir würden schon was auftreiben.
     
     
     
     
     
     
     
     
     

13 Viva Las Vegas
     
     
    Sie reiste stilvoll. Das muss der Neid ihr lassen. Punkt drei Uhr rollte eine Sänfte vor. Ein Rolls-Royce in edlem Schwarz, mit hellgrauen Wildledersitzen und rauchgrau getönten Scheiben. Ich fiel fast vom Stängel.
    „Baujahr ´59, ein Silver Cloud II, mit damals neuem 6,2 Liter V8 Motor und auf fünfeinhalb Meter Gesamtlänge verlängerter Radstand.“ Sie kannte sich mit ihrem Auto aus.
    „Gehört er dir?“
    „Klar gehört er mir. Winston fährt ihn, wie er alles fährt, was ich als Transport benutze. Beide habe ich vor vierzehn Jahren von meinem Engländer bekommen, der weder Winston noch den Rolls zurückhaben wollte, als ich ihn zum Teufel jagte.“ Sie lehnte sich sichtlich zufrieden zurück und kreuzte die Beine. „Seither mache ich einen Ausflug, wenn ich mal down bin. Hebt sofort die Stimmung.“
    Kann ich mir denken. Ich schaute sie mit neuem Respekt an. Hab noch nie mit Rolls-Royce-Besitzern nähere Bekanntschaft gepflegt. Wow.
    Das Ding war aber auch sagenhaft. Ganz strenge Linien, ganz exakt geformte Karosseriekanten, superweiches Leder, unglaublich schönes Holz, und der Spruch mit dem Ticken der Uhr war diesem Auto auf den Lebensweg mitgegeben worden.
    Winston beschleunigte breit grinsend auf hundert Kilometer pro Stunde – keine primitiven Meilen auf dem Tacho, sondern Km/h – und forderte mich auf, gut hinzuhören. Dann brachte er diesen David Ogilvie Werbespruch an, dass das lauteste Geräusch bei hundert Kilometern pro Stunde das Ticken der Borduhr sei. Über den Windgeräuschen und dem Abrollgedonnere der riesigen Reifen bildete ich mir ein, die Uhr ticken zu hören. Sagenhaft, so ein Rollie. Der steckt sogar noch mein Cadillac Cabrio, Gott hab es selig, in die

Weitere Kostenlose Bücher