Geier (German Edition)
würde.
Ich wollte auf keinen Fall Winston und Misty in Gefahr bringen – und ich hatte wohl verstanden, was mir Winston mit seiner „Chefin“ sagen wollte – dass sie nicht vorhatte, mehr von meinem Vorhaben kennenzulernen als sie unbedingt musste. Sie wollte draußen bleiben, was mir ja schließlich auch sehr recht war.
Rick und ich vereinbarten einen Telefonplan, der mich nach Vegas und ihn auf die Höhe Tepusquets bringen würde. Er fragte nicht, wo ich telefonisch zu erreichen bin. Ich sagte ihm, dass ich ihm möglichst morgen noch eine neue Mobiltelefonnummer maile, an die er sich wenden kann. Womit die Frage des derzeitigen Aufenthaltsortes auch umschifft wäre. Ich hatte mir echte Sorgen deshalb gemacht. Unnötig.
Wir fuhren in der Nacht zurück nach Las Vegas. Rick stieg beim Luxor aus, wo wir ihm vom Auto aus ein Zimmer besorgt hatten. Winston fuhr mit mir nach Barstow zurück. Wir hingen unseren Gedanken nach. Er war nicht zum Reden aufgelegt, und mir wollte unser Plan nicht aus dem Kopf. Von der Wüste, die wir durchquerten, sah ich nichts. Ich überlegte nur hin und her, immer wieder. Irgendwo musste doch ein Gedankenfehler sein, eine übersehene Kleinigkeit, die uns um Kopf und Kragen bringen würde. Ich überlegte, aber ich fand nichts.
Um halb drei kamen wir an, fix und fertig, froh, endlich den Kopf aufs Kissen legen zu können.
15 Liebe und Kabale
Ich knipste das Licht im Zimmer an und riss die Augen auf. Misty lag im Bett und schaute mich recht vergnügt an.
„Hi.“
„Hallo. Dich hätte ich nicht erwartet.“
„Halt´s Maul und komm´ rein. Ich warte schon seit einer Stunde auf dich. Wird verdammt Zeit, dass ihr gekommen seid.“
Irgendwann musste es wohl sein. Ich war nicht begeistert, aber man kann Gastfreundschaft ja nicht missbrauchen. Nicht immer nur nehmen, ohne zurückzugeben. Außerdem stand ich tief in ihrer Schuld. Also zog ich mich aus und stieg noch schnell unter die Dusche, was sie offensichtlich als unnötigen Luxus empfand, denn sie fing an zu meckern. Dann hüpfte ich frisch gewaschen, strategisch eingesprüht und einigermaßen wach, in die Falle.
Der Gentleman, heißt es, genießt und schweigt. Aber eines muss ich sagen; genossen habe ich jede Minute und geschwiegen hat in der Nacht niemand. Im Gegenteil – wenn sie nicht gerade Krach machte, gab ich Laut. Und wenn ich zu erschöpft war, röhrte sie wieder los. So wenig geruht wie in den frühen Morgenstunden des 1. Juli habe ich selten in meinem bewegten Leben. Hätte nicht gedacht, dass ich noch so viel Stehvermögen aufbringen konnte. Sie war auch ganz begeistert. Immer wieder. Was für eine Nacht! Als wir endlich auf zerwühlter Statt in zerrissenen Laken einschliefen stand nur noch die Sonne. Am Himmel. Schon ziemlich hoch.
Wenn das Mittagessen zum Frühstück und Abendbrot zum Mittagsmahl wird, dann fühle ich mich am wohlsten. Das ist meine ideale Tageseinteilung – so habe ich als Radiomensch gelebt und als Strandpenner. Wir hauten beide rein, als Maria Guadalupe ihre mexikanischen Kalorienbomben auftischte. Bohnenmus und Reis, Huhn mit Schokoladenmole und vorneweg Carnitas. Mit selbst gemachter Salsa, wofür ich ohnehin schwärme, und mit ganz frischen Maistortillas. Sie stellte eine gewaltige Karaffe Margaritas auf den Tisch, dieses aus einer dunklen texanischen Spelunke stammende „mexikanische“ Mixgetränk aus viel Tequila, einem Salzrand am vereisten Glas und einem Spritzer Fruchtsaft.
Ich wollte nach dem Essen wieder ein Nickerchen machen, aber Misty meinte, das gehöre sich nicht. Außerdem hatte sie zu tun, und sie wunderte sich dass ich nichts besseres vorhatte. Besseres nicht, aber ich sollte natürlich unseren Plan in die Tat umsetzen. Also ran.
Sie hatte mir ihr Auto angeboten, und ich nahm sie jetzt beim Wort. Ich wollte nach Barstow, mir einen neuen Computer kaufen, und ich wollte nicht schon wieder den armen Winston bemühen. „Kannst du ruhig. Der hat Zeit – ich brauche ihn die nächsten zwei Tage nicht, also kann er dich ruhig chauffieren.“
„Ich würde lieber allein fahren. Tut mir auch gut, mal wieder ganz allein durch die Gegend zu rauschen.“ Sie zuckte die Schultern. Na gut. Gab mir die Schlüssel und ihre Kreditkarte.
„Bis nachher.“
„Vergess nicht, das Telefon abzuholen.“ Sie hatte eines bestellt, hatte es bezahlt und angekündigt, nachher jemand vorbeikäme.
Ich schaute noch mal auf meinen Einkaufszettel, sagte
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