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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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der Ärger mit einigen meiner Mitmenschen. Deshalb wollen die mich loswerden, weil sie meinen, ich mache ihr Geschäft kaputt. Wenn du bereit bist, dich voll einzusetzen, wenn dir die Million auf der Pranke lieber ist als Striker Beach – denn da kannst du dich nicht mehr blicken lassen, wenn alles hinhaut - dann können wir zwei uns eine goldene Nase verdienen. Ich weiß schon wie. Aber erst muss ich sicher sein, dass du hundertprozentig dabei bist. Im Guten wie im Bösen.“
    Er nickte sofort seine Zustimmung. „Striker ist mir scheißegal. Da hält mich nichts. Auf eine Million komme ich da nur übers Lotto, und das ist zweifelhaft.“ Ein Realist. „Aber wie kommst du gerade auf mich? Läuft doch keiner herum und verschenkt eine Million. Nichtmal die Chance, dranzukommen. Ich meine, solch gute Freunde waren wir nie.“ Ich sag´s ja, ein Realist. Stimmt. Gute Frage, und eine der ich nicht ausweichen konnte. The bullshit stops here, steht auf dem Schreibtischschildchen unter dem Namen des Wirtschaftslenkers. The Bullshit Stops Here.
     
    „Computer und Telefonzeug – Elektronisches. Überwachung, Anzapfen, Computerdateien knacken, Einbrechen, so was. Kann ich alles nicht. Wir können die überlisten und ausnehmen, aber dazu gehören Spezialkenntnisse, die ich einfach nicht habe.“
    „Kann ich alles,“ sagte Rick wegwerfend. „Wenn´s mehr nicht ist.“
    Na ja, sage ich doch. Ich legte ihm die Hand auf die Schulter und rückte etwas näher an sein Ohr.
    „Allein geht es außerdem nicht. Da liegt eine Wahnsinnsmenge Geld herum, und ich bin sicher, dass wir drankommen. Nicht auf die Altmodische, mit Knarre und Skimaske, sondern gewaltlos. Mit Gewalt habe ich nichts am Hut. Dürfte auch nicht nötig sein. Wenn wir zwei uns dranmachen und uns aufeinander verlassen können, klappt es auch. Hundertprozentig. Oder wir gehen beide dabei drauf. Was natürlich passieren kann.“ Ich war ihm auf die Pelle gerückt, denn wir gingen durch einen schmalen, in den Fels gehauenen Tunnel, wo jedes Geräusch verstärkt wurde.
    „Wenn wir es machen, gibt´s entweder eine Menge Kohle oder wir versagen total. Vorm Knast habe ich einen lebenslangen Bammel, aber der ist nicht zu befürchten. Die Kohle ist illegal, Drogengeld und wer weiß was noch. Also kein Staatsaufenthalt, aber wenn wir Scheiße bauen oder einfach Pech haben, gehen wir dabei drauf. Wobei ich das kleinere Risiko trage. Ich bin sowieso auf der Abschussliste. Für dich ist es eine ernsthafte neue Gefahr.“
    Erschreckend, wenn man seine eigene Lage derart schwarz sehen muss. Und noch drüber sprechen. Brutal. Ich hatte mich selbst wochenlang belogen, hatte verdrängt und beschönigt. Erst durch John, dann Dickie habe ich mir sagen müssen, dass ich schon zweimal mehr Glück als Verstand hatte. Lange konnte die Strähne nicht anhalten.
    Er hatte verstanden. Und sah ganz fidel aus.
    „Im Prinzip mache ich mit. Ist ja logisch. Wie soll ich sonst jemals an genügend Kohle kommen, dass ich mir endlich leisten kann, nicht mehr für die Scheißtelefongesellschaft arbeiten zu müssen. Und mir mal was gönnen kann. Ein Boot. Ein Haus. Was fürs Herz. Wie geht´s weiter?“
    „Ich erzähle dir nachher wie es weitergeht. So wie ich das sehe. Dann einigen wir uns darauf, wer was macht. Und legen sofort los.“
     
    Nach der Führung standen wir auf der Aussichtsterrasse, zwei Stockwerke über der Straße, und schauten uns von dort oben Bau, Fluss und Berge an. Dann spazierten wir zur Parkgarage und fuhren über den Damm nach Arizona.
     
    Der spärliche Verkehr auf dem schmalen Wüstenhighway windet sich durch die Black Mountains, ehe er im Detrital Valley endlich losgelassen wird. Parallel zum Grenzfluss Colorado führt die Straße zur alten Pioniergründung Kingman. Türkise und Gold werden in diesen dunklen, kahlen Bergen gefunden. Grund genug, sie zu besiedeln, wenn sich auch die heutigen Bewohner kaum von den Bergarbeitern unterscheiden, die in dieser Wildnis auf das große Glück hofften. Meist vergebliche Hoffnung, damals wie heute.
    Unter der erbarmungslosen Wüstensonne dunkelbraun gerostete Schrottautos und großkalibrig durchlöcherte Verkehrsschilder sind Ausdruck des Gemütszustandes der Eremiten, die es sich in den Black Mountains gemütlich machen.
     
    Kurz vor Kingman bogen wir nach Chloride ab. Die vier oder fünf Meilen Nebenstraße in die alte, halb verfallene und halb verlassene Goldgräberstadt machten klar, wie dürftig der Zivilisationsüberzug

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