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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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nach oben und bringen Vergnügungsparkatmosphäre zum todernsten Monopolbusiness der Stromherstellung.
    Wir fuhren ins dreistöckige, in den Fels gesprengte Parkhaus. Wieder warteten wir, schauten uns die ankommenden Autos an und sahen zu, wie Leute ein- und ausstiegen, wie Menschen nach Vegas oder Arizona weiterfuhren und sich Besucher aus beiden Richtungen in die Parkhauszufahrt zwängten. Ein herrlicher Blick von hier oben, eine fast perfekte Aussicht über den Staudamm und die Menschen, die ihn besichtigten, ein Panorama, das zur Linken einen Teil des hundertachtzig Kilometer langen Stausees und zur Rechten den wieder frei fließenden Colorado River umfasst. Wirklich sehenswert und außer der Parkgebühr kostenlos. Ungewöhnlich. Ich war zum ersten Mal hier.
    „Ich auch“, sagte Rick. Noch nie da gewesen. Dagegen war Winston ein alter Hase, wie sich herausstellte. „Mon, jedes Mal wenn ich aus Jamaika Besuch habe, fahre ich hierher. Das haut die immer um. Wir haben zwar Dunn´s River Falls, die Negril Cliffs und Rose Hall, aber so ein Ding kann nur in den USA stehen. Ein Wahnsinnsbau, den meine Freunde immer wieder sehen wollen. Und dann diese Wüste, dieses absolute Nichts. So weit der Blick reicht. Ich bin oft hier. Mir gefällt´s. I like it, mon.“ Er grinste breit und strahlend weiß. Rick und ich lachten mit.
    „Wo habt ihr euch denn gefunden?“ wollte Rick wissen. Ich machte den Mund zur Antwort auf, aber Winston kam mir zuvor. „Er hat einen schicken Leihwagen gesucht, einen mit ortskundigem Chauffeur. Und das bin ich.“
    Klar.
     
    In der brütenden Nachmittagshitze gingen wir gemächlich zur Eingangstreppe, wurden erst mal auf Bomben und sonstige Terrorinstrumente durchsucht – der Staudamm wäre aber auch ein ideales Ziel, allein schon wegen der Publicity – und zahlten unsere Eintrittsdollars. Ich staunte über Winston. Der ließ die gewaltige Meute, die uns umgab, keinen Moment aus den Augen.
    Gute zwanzig Minuten vergingen, bis wir als Teil einer Zufallsgruppe im fünfzig Personen fassenden Aufzug ins unglaublich tiefe, breite und komplizierte Innere der Betonwand fuhren.
     
    So ein Staudamm ist wirklich ein Wunderwerk der Technik. Hoover ist 220 Meter hoch und misst über 300 Meter von Felswand zu Felswand. Zwanzigtausend Autos befahren seine Krone jeden Tag, denn eine der wenigen Straßenverbindungen zwischen den Wüstenstaaten Nevada und Arizona führt direkt über ihn. Die Umgehungsstraße, die ein paar Hundert Meter weiter westlich im Bau ist, soll eine der höchsten Brücken der Vereinigten Staaten aufweisen. Aber bis es soweit ist, verläuft die gemeinsame Grenze durch die Mitte des Staudammes. Reicht seine Breite gerade für zwei Fahrspuren und je einen Bürgersteig pro Richtung, sitzt sein Fundament über zweihundert Meter breit auf. Wie ein Dreieck ist er gebaut, ein Dreieck, auf dessen Spitze der Verkehr fließt.
     
    Der Fahrstuhl hielt in der Generatorenhalle. Siebzehn Generatoren werden vom Wasserdruck getrieben und erzeugen zweitausend Megawatt Strom für 1,3 Millionen Menschen – über die Hälfte von ihnen leben im fünfhundert Kilometer entfernten Südkalifornien. Erstaunlich ruhig ist es im Kraftwerk. Nur ein stetes Summen erinnert an die gewaltige Macht des Wassers, die hier nutzbringend umgesetzt wird.
     
    Rick und ich folgten Winston durch die Halle, stiegen die Stahltreppe zur Flussebene hinunter und schauten vom Fuß der Staumauer hoch. Gewaltig. Der einzig denkbare Ausdruck. Sie vermittelt ein Gefühl der eigenen Winzigkeit, die Betonwand, und die Menschlein auf ihrer Krone, die sich über die Kante beugen und zu uns hinunterwinken sehen aus wie Spielzeuge im Kaufhausschaufenster. Ein stiller, nachdenklicher Augenblick, wie dazu geschaffen, den Rick zu fragen ob er Lust hat, eine Million netto zu verdienen.
    „Was?“ schreckte er zusammen und schaute mich entgeistert an. „Eine Million?“ „Dollar. Eine echte, bare, unversteuerte Mil. Wie wär´s?“ Seinem schrägen Blick nach dachte er, ich nehme ihn auf den Arm. Ich schaute zu Winston hinüber, aber der hatte nichts gehört. Gut so. Ich hielt Rick am Ellenbogen zurück, als die Gruppe zum Werk zurückstrebte. Winston schaute sich um und wartete auf uns. Als wir an ihm vorbeigingen, machte er eine Handbewegung, die wohl bedeuten sollte, dass wir vorgehen. Er folgte in einigen Metern Entfernung.
    „Ich glaube, ich bin zufällig einer ziemlich großen, ziemlich krummen Sache auf die Spur gekommen. Deswegen

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