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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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Oder war meine neue Freundin etwa Puffmutter?
     

17 Puff
     
     
    Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Wir futterten und erzählten, als die Türglocke schellte. Karl kam in die Küche zurück und schickte zwei der Damen mit einem Kopfnicken hinaus. Die zwei gingen auch recht vergnügt, und Misty schaute mich etwas besorgt an. Ich stand auf und fragte, ob sie auf einen Spaziergang mitkomme. Sie kam.
    „Hör mal, Schatzi, ehe du dir irgendwas ausdenkst – klar verdienen die Kleinen“, fiel sie sofort mit der Tür ins Haus. „Aber ich bin keine Puffmutter. Winston und ich vermieten nur Zimmer, und das ist völlig legal. Prostitution übrigens auch, hier in Nevada, aber davon abgesehen - ich habe damit nichts zu tun.“
    „Ich hätte dir nicht zugetraut, mir so einen Scheißdreck zu erzählen“, machte ich mir stocksauer Luft. „Wie kannst du sagen, du hast damit nichts zu tun? Puffmütter auf der ganzen Welt vermieten „nur“ Zimmer an Frauen, stündlich oder längerfristig. Kommerzvögeln ist nun mal Hurerei, und wer das ermöglicht und überwacht, ist eine Puffmutter. Oder Zuhälter“, fiel mir noch ein.
    „Nein, das siehst du falsch.“ Sie musste erklären. Sie hielt mich also am Ärmel fest, während sie auf mich einredete. „Du meinst doch nicht, dass junge Frauen Nonnen sind. Die haben alle irgendwas mit irgendeinem, und oft genug ist es schwierig, dafür ein Zimmer zu bekommen. Immer im Auto ist ja auch nichts. Da leidet der Rücken werweißwie, und im Winter ist es kalt. Kann man doch ein paar Dollar nebenher verdienen, indem man saubere, hübsche Zimmer vermietet und aufpasst, dass keiner verrückt spielt. Das machen wir, und das ist eine ganz legitime, sogar lobenswerte Sache.“
    Sie holte kaum Luft, so überzeugt war sie von ihrer Philantropie. „Denn so haben die jungen Dinger immer jemanden, der sie berät und mit dem sie sich aussprechen können. Und sauber ist es, und hübsch. Mach dir nur keine Sorgen, Schatz. Außerdem arbeite ich ja nicht mit. Und treu bin ich dir auch.“ Sie hatte einen Augenaufschlag, der alles übertraf, was ich in der Richtung je gesehen habe. Trotzdem war´s Bullshit. Puff ist Puff, und Puffmutter lässt sich nicht beschönigen. Das sagte ich ihr.
    „Na gut, dann sei mal so. Bin ich eben eine Puffmutter. Na und? Andere verhuren sich, wenn sie einen reichen alten Sack heiraten, meine machen´s scheibchenweise. So ist das nunmal.“ Sie war beleidigt.
    „Und die Akademie? Da lernt doch keine Tanz, oder?“ Aber da ging sie hoch. „Das sind meine Schülerinnen, alle. Die lernen, was ich denen beibringen kann, und sie lernen´s gern. Meine Elevinnen sind an den bekanntesten Cabarets der Welt, mein Lieber, und einige verdienen mehr als Ärzte und Rechtsanwälte. Sage mir ja nichts gegen die Akademie!“ drohte sie.
    „Und die zahlen für ihre Wohnanhänger auch Miete, was? Oder ist das Teil der Ausbildung?“
    Sie blieb stehen. „Meine Schülerinnen kommen aus allen möglichen Verhältnissen. Die meisten sind alles andere als wohlhabend. Die bewerben sich, und wer Talent hat, wird zugelassen. Wenn sie nicht zahlen können, dann setzen wir uns hin und unterhalten uns. Klar, sage ich denen, wie sie ihr Tanzstudium finanzieren können. Und wer das nicht will und echtes Talent hat, die kann bei mir im Haus wohnen und sich neben ihrem Studium mit Büro- oder Hausarbeiten die Ausbildung verdienen. Ist oft genug geschehen. Und wird ab nächstem Monat wieder bei zwei Neuen angewandt, die Methode. Denn ich leite keinen Puff, sondern eine anerkannte, einzigartige Tanzakademie.“
    Sie mußte furchtbar weinen. Natürlich verflog mein Spott, meine Wut. Ich nahm sie in den Arm und wiegte sie, bis sie austrocknete.
    „Geht mich im Prinzip auch nichts an. Ich dachte nur, ich frage mal. Und du hast mir´s ja ohne weiteres erzählt.“
    „Ja, aber was denkst du nun von Winston und mir? Ich will dich doch nicht verlieren.“
    Quatsch, verlieren. Ich gab ihr einen Kuss auf die tränenfeuchte Wange, hakte mich unter und ging mit ihr die Straße hoch.
    „Was halten eigentlich die Nachbarn von deiner ‘Pension’?”
    „Na, manche sind nicht glücklich. Aber Karl spricht mit ihnen, und er sorgt ja auch dafür, dass alles ruhig bleibt. Im Prinzip meckern die nur, weil sie wegen ihrer Freunde und Bekannten meckern müssen. Das macht sich am Sonntag gut in der Kirche. Und auf dem Golfplatz linsen sie immer, ob sich nicht gerade eines meiner Mädchen an-, aus- oder

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