Geier (German Edition)
Außerdem lege sie Wert auf Qualität, wie ich ja schon anhand der Damen festgestellt hätte, und wolle keine Massenabfertigung. Sie seien nicht billig, aber dafür anständig und verschwiegen. Das mit dem Anstand ließ ich unkommentiert.
Wir frühstückten am Mittwoch, anschließend fuhr ich mit Winston nach Needles. Vierzig Meilen auf kaum instand gehaltener Straße – kein Wunder, denn sie führte in den jeweils anderen Staat, und nur dorthin, was der Straßenbehörde Nevadas wie Kaliforniens willkommene Gelegenheit gab, ihren Unterhalt dem Steuerzahler des Nachbarstaates unterzuschieben.
Wir würden für mich ein Auto kaufen. Misty bestand darauf. Sie wollte auf keinen Fall, dass ich mein Motorrad benutze, sie wollte nicht, dass ich von meinen eigenen paar Dollar irgendeine Krücke kaufe, und sie verlangte, dass Winston mir das Richtige aussucht. Sie zahlt. Dafür würde es ihr gehören, und sie konnte es abschreiben. Allerdings würde es auf mich zugelassen werden – ihre Firma funktionierte nur als Kreditgeber. So vermied sie, dass jemand auf unser enges Verhältnis schließen und unangemeldet auftauchen konnte. Was mir nur recht war.
Wir verbrachten den Vormittag auf Gebrauchtwagenplätzen. Sagenhaft, welches Sortiment Schrott noch Überlebenschancen hat, wenn es in der Wüste steht und Leuten angeboten wird, die ohnehin kein Geld haben und deren miese Jobs in dieser Hölle auch kaum entlohnt werden.
Wir einigten uns auf einen alten, aber schön erhaltenen Cadillac. War ohnehin meine Marke, trotz des plötzlichen, schrecklichen Ende meines wunderhübschen Cabrios. Dieser war ein schwarzer 1985er Seville, der mit dem Rollslook, mit dem eingetreten aussehenden Kofferraumdeckel, vier Türen und einem sehr zuverlässigen 5,2 Liter-Achtzylinder, der einiges unter hunderttausend Meilen auf dem Tacho hatte.
Ein hübscher Caddy, mit rotem Leder und dunkel getönten Scheiben ringsum. Wie für mich gemacht. Auffallend, aber nicht allzu sehr. Wer so was fuhr, der hatte Ambitionen, aber keine Kohle. Winston zahlte dreitausend für das Auto, was mir ausgesprochen preiswert schien.
Ich folgte ihm über den Hoppelhighway zurück nach Laughlin. Die Mühle wurde von den Hausbewohnern bestaunt, dann fuhr ich weiter, mit meinem neuen Satz Rädern glücklich, mit seinem Komfort und seiner herrlich satten Überheblichkeit. Oben, auf dem Bergrücken, klappte der Empfang. Von da aus telefonierte ich.
Rick hatte sich wohl gleich an die Arbeit gemacht, denn er sagte, dass alles in die Wege geleitet sei und die ersten Früchte schon im Korb lagen.
„Ich mach´s, wie wir besprochen haben” versprach er. “Alles in den großen Topf, und von da aus werden die besten rausgesucht und aufgehoben. Hattest übrigens recht mit deiner Profitschätzung – nach dem, was ich bisher erfahren habe, ist da mehr zu holen als du dachtest. Hat alles prima geklappt. Und ist nun von hier aus zu steuern. Das hatte mir ja noch Sorgen gemacht, aber es klappte wie geschmiert.“
Na, schön. Er hatte die Telefonleitungen der Kneipe im Santa Maria Valley angezapft, hatte Verbindungen zu seinem Computer hergestellt, um Überwachung und Mitschnitt in Ruhe erledigen zu können, und hatte schon die ersten brauchbaren Ergebnisse. Ich war zufrieden. Denn meine Bedenken gegen die Einweihung eines Typen, den ich im Prinzip seit zwanzig Jahren nicht mehr kannte, hatten mich nicht ganz verlassen.
Habgier ist eben doch der große Motivator – Rick hatte Blut geleckt, hatte selbst erfahren, dass da richtig was zu holen war.
Als nächstes rief ich Julies Büro an. Der Besen, der bei der Zulassungsstelle das Telefon beantwortete, zischte nur, die sei nicht da und legte auf. Was mich auf die Palme brachte. Ich drückte also den Wiederwahlknopf, und als sie noch mal dranging, pfiff ich sie an. Von wegen Steuerzahler und so, was sie nicht im Geringsten beeindruckte.
„Fräulein Jose de Jesus ist diese Woche noch nicht zur Arbeit erschienen“, flötete sie, „und sie hat uns auch noch nicht mitgeteilt, welcher Notfall diesmal ihre Anwesenheit verlangt. Also kann sie wohl kaum ans Telefon kommen“, und knallte den Hörer auf die Gabel.
Na ja, wenn´s so ist. Ich rief bei ihr zu Hause an, aber da war nur der Beantworter, und dem wollte ich nichts erzählen. Rick hätte mich wissen lassen, wenn ihr etwas zugestoßen wäre.
Ich kam einfach nicht drüber weg. So ein schönes Auto.
Ich fuhr einfach in die Wüste, blieb gute drei
Weitere Kostenlose Bücher