Geier (German Edition)
und als ehemaliger Polizist, der alles Schlechte auf dieser Welt gesehen hat, dass unser Gast ein guter Mensch ist, dessen Leben von ausgemacht bösen Menschen bedroht ist.
Er schaute jeden einzeln an, nickte mehrmals und fuhr fort: “Wenn die mitkriegen, dass er hier ist, brennen die uns die Bude ab. Traue ich denen zu. Also fragt nicht, aber vermutet auch nichts, was nicht ist. Ich kann euch in die Hand versprechen; unser Gast ist ein unschuldig Verfolgter.“ Worauf die Brüder alle nickten und zu mir hinüberschauten. Sehr freundlich.
Abends um elf schalteten wir wieder die Lokalnachrichten ein, und noch mal kam die gleiche Story. Diesmal war allerdings noch ein Polizist aus Laughlin dran, der behauptete, ich hätte seine Vorladung nicht befolgt, worauf ein Haftbefehl gegen mich ergangen sei. Das habe sich ja nun erledigt. Meine Komplizin allerdings habe man am Abend festgenommen. Die sei im Stadtgefängnis in Haft, zusammen mit einem ihrer Kompagnons, einem berüchtigten Mitglied der jamaikanischen Drogenmafia.
Ich baute total ab.
21 Falsche Fleppen
Ich bat Ignacio, sofort den Anwalt anzurufen. Er war natürlich weder im Büro noch zu Hause, und ich schämte mich, ihm vom Stripschuppen zu erzählen. Ich Blauäugiger. Der Mönch sagte namlich, dass es um diese Zeit keinen Zweck habe, im Girlieladen anzurufen, weil Sammy nie nach elf Uhr abends dort sei, und wählte Sammys Mobiltelefon an.
Der Advokat meldete sich sofort. Er wusste, wer dran war. Statt einer Begrüßung sagte er: „Alles in Ordnung. Ich rufe zurück sobald ich kann. Bleibe wach.“ Noch ehe Ignacio zustimmen konnte hatte Sammy getrennt.
Wir saßen also und sorgten uns. Eine halbe, eine Dreiviertelstunde. Und dann klingelte das Telefon.
Ignacio ging dran und bedeutete mir, den zweiten Hörer zu nehmen. Sammy wartete, bis ich mich gemeldet hatte und legte los.
„Die Scheißer haben ihr mehrere Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz angehängt, gegen die Moralgesetze Nevadas und gegen das Sittlichkeitsgebot der Gemeinde. Stellt sich raus, dass die hübsche Rebecca erst siebzehn war, als sie ins Haus aufgenommen wurde. Also sitzt Misty jetzt, und ich kann den Richter erst morgen früh erreichen.
Ich haue sie da raus, aber die Anzeige ist von der bösen Sorte; sie stammt von den Nachbarn, die ihr einen Schnüffler auf die Spur gehetzt haben. Der kam jetzt mit dem ersten Ergebnis. Wird massiven Ärger geben, weil sich auch der krummste Richter nicht gegen die geballte Macht reicher Wähler stellen kann.“
„Und Winston?“ wollte der Mönch wissen
„Komplize. Und sein unseliger Hang zur Ganjaverteilung. Ich habe ihm schon oft genug sagen müssen, er soll lieber Geldscheine verschenken als sein blödes Rauschgift, wenn er was zu Bumsen braucht. Aber er ist nun mal der gute Onkel mit was zu naschen in den Taschen. Dazu noch die falsche Hautfarbe, ausgerechnet in Nevada. Den eise ich nicht so schnell los wie Misty. Der bleibt erst mal drin, bis ich einen Verhandlungstermin bekomme. Und das kann ein paar Wochen dauern.“
Er wollte wissen, was ich mache. Ob ich mich schon um Papiere gekümmert hätte. Nee, noch nicht, was ihn sofort auf die Palme brachte. „Hast ja gesehen, wie schnell so was kommen kann. Rufe die Nummer an, die du dir aufgeschrieben hast, besorge dir, was du brauchst, und rufe mich spätestens übermorgen im Büro an und bestätige, dass alles in Gang gesetzt wurde.“
Ist ja schon gut. Mache ich.
Ignacio war nicht begeistert, als er hörte, dass ich nach Los Angeles fahren wollte. Der Fälscher hatte mich aufgefordert, ihn in seinem Fotostudio zu besuchen, damit er die Vorarbeiten machen konnte und ich tags darauf meine neuen Papiere abholen könnte.
„Viel zu gefährlich. Dich muss nur einer anhalten und schon bist du hopps. Tote, die durch die Gegend fahren, mögen die Behörden nicht. Nach deinem neuesten Tod sowieso nicht – die hängen dir glatt den Mord an Dickie an, denn das geht in Kalifornien, wenn Anzeichen für ein Verbrechen sprechen. Da braucht der Staatsanwalt nichtmal eine Leiche – in dem Fall reichen Indizien. Das willst du nicht riskieren. Ich rufe jemanden an, den ich gut kenne.“
Was mir auch lieber ist. Ich hätte jetzt die Hosen voll, wenn ich zweihundert Meilen fahren sollte. Also sagte ich ihm, dass ich ihm vollkommen vertraue und es ihm überlasse.
Ignacio ging hinaus, um zu telefonieren, während ich in der Zeitung die Details
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