Geisel der Leidenschaft
festzunehmen?«, fragte Eleanor. »Bitte, Sir Miles, verschont diese Männer! Ich werde Euch freiwillig folgen.«
»Wie kann ich sie schonen?«, fragte Fitzgerald ungläubig. »Lady Eleanor, das sind lauter niederträchtige schottische Rebellen - und ich erkenne diese drei Bastarde wieder. Aye, sie gehörten zur Sir Brendans Truppe, die mich zum Narren hielt. Und diesen Schurken soll ich mich gnädig zeigen? Seid Ihr verrückt, Lady? Schade, dass Ihr Euren Verstand nicht schon früher verloren habt. Dann würdet Ihr längst im Londoner Tower schmachten.«
»Solange mein Herz schlägt, wird er Euch nicht anrühren, Lady Eleanor!«, rief Hagar und Fitzgerald musterte ihn von oben bis unten.
»Allzu lange wird das nicht mehr dauern, guter Mann.«
In diesem ungünstigen Augenblick rannte Bridie aus der Hütte. Schluchzend kniete sie neben Lars nieder.
»Eure Zofe, Lady?«, fragte Fitzgerald in freundlichem Ton. »Ausgezeichnet!«
Zu Eleanors Bestürzung kam auch Margot aus der Hütte, statt sich zu verstecken, und eilte zu Collum.
»Fasst ihn nicht an!«, mahnte Fitzgerald.
Verächtlich schaute sie zu ihm hinüber. Dann erklärte sie Collum, er müsse bei Bewusstsein bleiben und ihr helfen, den Schaft des Pfeils zu zerbrechen.
»Mein Gott, diese verdammte Närrin ...«, begann Fitzgerald.
»Sir Miles!«, fiel ihm Eleanor ins Wort. Sie wusste, er würde den hilflosen Collum und auch Margot unbarmherzig töten. Und das musste sie verhindern. »Darf ich Euch einen Vorschlag machen? Ihr hattet niemals die Absicht, mich nach London zu bringen und vor Gericht zu stellen. Stattdessen wolltet Ihr mich sterben sehen. Versucht doch, mich zu töten! Ich bin nur eine Frau. Und Ihr seid ein Ritter des Königs, ein tapferer Diener der Gerechtigkeit. Beweist Euren Wert! Schickt Eure Männer zurück und kämpft mit mir!«
»Fordert Ihr mich tatsächlich heraus? Mit einem Schwert?« Mit schmalen Augen starrte er sie an, dann betrachtete er den toten Engländer zu ihren Füßen. »So sehr vertraut Ihr Euren Fähigkeiten? Meine Liebe, ich bin ein exzellenter Fechter.«
»Das glaubt Ihr.«
»Warum riskiert Ihr so viel? Eure Zukunft ist bereits entschieden. Aber ich kann Euch zu einem schmerzlosen Tod verhelfen. Übrigens, ich bedauere es zutiefst, eine so strahlende Schönheit ins Jenseits zu befördern.«
»Falls das stimmt, Sir, wäre Euer Kompliment glaubhafter, wenn Ihr mir das Leben schenken würdet.«
»Nun ja ...«, murmelte er.
»Nein!«, schrie Hagar wütend. »Ich werde nicht untätig mit ansehen, wie sich dieser elende Hund auf Euch stürzt, Lady! Tretet zurück!«
Als er zu ihr eilte, legte sie beschwörend eine Hand auf seinen Arm. »Gebt mir eine Chance, Hagar!«, flüsterte sie. »Lasst mich Zeit gewinnen, bis Margot den Pfeil aus Collums Schulter gezogen hat. Und kommt mir erst zu Hilfe, wenn mir eine Niederlage droht!«
»Bitte, Lady ...«
»Ich habe einen Plan«, log sie und schob Hagar zur Hütte. »Seid unbesorgt! Vielleicht wird uns jemand beistehen. Jeden Augenblick könnte Brendan auftauchen ...«
Dass das nicht stimmte, wusste er ebenso gut wie sie, und was er dachte, verrieten seine Augen nur zu deutlich.
»Vertraut mir!«, flehte sie.
Widerstrebend blieb er an der Hüttenwand stehen, während sie zu Fitzgerald ging. Ihr Arm schmerzte bereits vom Gewicht des Schwertes. In diesem Augenblick wünschte sie, Hagar wäre kein so großer, kräftiger Mann und würde sich mit einer leichteren Waffe begnügen.
Kurz vor Fitzgerald blieb sie stehen. Mit ihrer freien
Hand strich sie das zerzauste Haar aus ihrem Gesicht. »Fürchtet Ihr die Herausforderung, Sir? Glaubt Ihr, die schwache Frau, die Ihr ermorden wolltet - nur Gott weiß, warum -, würde Euch niederstrecken?«
»Lady, das wird Euch nicht gelingen«, erwiderte er in höflichem Ton und schaute sich um.
Aufmerksam beobachtete sie ihn und fragte sich, wieso er wusste, dass Brendan sie nach Norden geschickt hatte und in der Festung geblieben war.
Darüber konnte sie vorerst nicht nachdenken, denn Fitzgerald wandte sich wieder zu ihr.
»Verkriecht sich Euer Vetter Corbin da hinten in der Hütte, Lady? Wartet er, bis die Lichtung mit Leichen übersät ist, um dann unbemerkt zu fliehen?«
Wollte er auch Corbin töten? Aus welchem Grund?
»Haltet Ihr meinen Vetter für einen Feigling? Da unterschätzt Ihr ihn ganz gewaltig.« Sofort bereute sie ihre unbedachten Worte. Es wäre besser gewesen, den Eindruck zu erwecken, in der Hütte würde eine
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