Geisel der Leidenschaft
seine Seele oder sogar sein Land der Liebe wegen verloren.«
Eine Zeit lang schwieg William und Brendan drang nicht in ihn. Die Frau, die Wallace geliebt hatte, war von den Engländern grausam ermordet worden. Nicht zuletzt deshalb kämpfte er so leidenschaftlich gegen Edward.
Nach einer Weile ergriff William wieder das Wort. »Glaub mir, Robert de Bruce ist immer noch Schottlands Freund. Aye, er strebt nach der Krone. Diesen Wunsch hegt seine Familie schon seit Jahrzehnten. Weiß Gott, vielleicht wäre er der richtige Herrscher. Auch John Comyn will König werden. Beide sind mächtige Männer. Und ich bezweifle, das Comyn uns bei Falkirk absichtlich im Stich ließ. Viel mehr glaube ich, dass seine Pfer-de einfach durchgingen und er seine Streitkräfte nicht mehr unter Kontrolle bekam.«
»Du beurteilst ihn viel zu freundlich. Immerhin vermuten einige unserer Gefährten, er hätte deine Niederlage bei Falkirk gewünscht. Obwohl er eng mit Baliol verwandt ist, will er ihn nicht auf dem Thron sehen, weil er die Krone für sich beansprucht.«
»Darin liegt das Problem«, meinte Wallace. »Die Schwäche dieser Männer ist meine Stärke. Die Krone ersehne ich nicht. Nur die Freiheit.«
»Aber das Heer ist geschlagen.«
»Allerdings. Ohne den Beistand des Adels kann ich zwar einige Krieger rekrutieren. Aber nicht genug, die mir in selbstmörderischer Kühnheit folgen würden, um Edward zu bekämpfen. Vorerst nicht. Zunächst müssen wir diplomatische Methoden anwenden und im Ausland Hilfe suchen.«
Nachdenklich starrte Brendan aufs Meer.
»Und was meinst du, mein junger Freund?«
Seufzend schüttelte Brendan den Kopf. »Als du das Amt des Verwalters niedergelegt hattest und die Freiherren in Peebles zusammenkamen, schlug einer meiner Verwandten vor, deine Ländereien müssten beschlagnahmt werden, weil du das Land ohne Erlaubnis der Versammlung verlassen hattest. Sir David Graham!«
»Zum Glück war mein Bruder Malcolm da und konnte diese Dummheit verhindern«, entgegnete William belustigt.
»Allein schon der Gedanke ...«
»Im ganzen Land haben sich die Grahams ausgebreitet. Dass du diesen Namen trägst, werfe ich dir nicht vor, Brendan. Und David steht hinter Comyn, was man ihm nicht verübeln darf. Mein Bruder unterstützt Robert de Bruce schon seit langer Zeit. Immer wieder erklärt er mir, wir müssten unseren Baliol vergessen und uns an Bruce halten. Eines Tages würde er Schottland vor den Engländern retten und regieren. Ah, Brendan! Während das Blut floss, war es oft schwierig, den Überblick zu behalten. Bruce und Comyn warten auf Edwards Tod. Und der Sohn des Königs feiert lieber mit seinen Freunden, statt in den Krieg zu ziehen. Vielleicht ist Geduld unsere beste Waffe gegen Edward. Bis in alle Ewigkeit kann er nicht leben.«
»Verzeih mir - er lebt schon viel zu lange.«
»Nun, jetzt segeln wir zu einem anderen König, zu Philipp von Frankreich. Wie du sagst, wird er uns willkommen heißen und sich freuen, weil wir einen reumütigen Piraten mitbringen.« Mit schmalen Augen musterte Wallace den jungen Mann. »Und eine Erbin. Eine interessante Reise, nicht wahr? Wie ich hörte, ist Lady Eleanor immer noch sehr krank.«
»Inzwischen geht es ihr besser«, erwiderte Brendan irritiert. »Margot sagt, sie wird genesen. Und Margot irrt sich nur selten. An ihrer Krankheit ist die Lady selber schuld, weil sie unbedingt im Meer schwimmen wollte.«
Lachend schlug William auf seine Schenkel. »Allen Widrigkeiten zum Trotz! Eine Frau nach meinem Herzen!«
»Wohl kaum. In ihren Augen bist du ein gefährlicher Feind mit Hörnern auf dem Kopf, vom Teufel persönlich auf die Erde geschickt.«
»So sehen mich viele Engländer. Angeblich ritt ich aufs Schlachtfeld, in die Häute gehüllt, die ich meinen Gegnern bei lebendigem Leib abgezogen hatte. Ich bemale mich wie ein Heide. Nun, ich mag einiges verbrochen haben, bevor sich Edward an mir und an Schottland verging. Über diese Frau weiß ich Bescheid. Bei Falkirk befehligte sie einen englischen Trupp. Weil mehrere Männer, angeblich unter meinem Kommando, ein Dorf niederbrannten. Sicher, ich habe mehrere englische
Dörfer geplündert und verwüstet, aber niemals Unschuldige ermordet. Erinnere die Lady an Berwick, wo englische Soldaten sogar eine schwangere Frau niedermetzelten.«
»Daran soll ich Lady Eleanor erinnern? Wir befinden uns in einer schwierigen diplomatischen Position. Und die Lady ist ein wertvolles Pfand. Ich dachte, du würdest
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