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Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Titel: Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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durch Ferngläser den Fortgang der Vorbereitungen. Nur die zwei echten Feuerwehrleute waren auf dem Bürgersteig bei den zwei wasserspritzenden Schläuchen zu sehen. Der Rest stand ja in Lohn und Brot der Bundeswehr und hatte sich befehlsgemäß verteilt. Noch vor zwei Stunden hatte man das Durchbrechen der Glasfront der Teutonischen Staatsbank geübt. Sogar eine Glasscheibe in derselben Dicke und Größe hatte man dazu benutzt, den alten Bauplänen sei Dank.
    In einer geschlossenen Bude an der Ecke zur Schneckenhofstraße, wo normalerweise ein türkischer Händler frisches Obst und Gemüse feilbot, saß ein Beamter mit Nachtsichtgerät und meldete Bewegungen innerhalb des Observationsobjektes an die Einsatzzentrale. Viel ließ sich aber nicht übermitteln, der schlechten Sicht wegen.
    Insgesamt sechs Präzisionsschützen waren in der Umgegend verteilt. Jeder hatte ein Foto von Ludger bei sich, um ein Totschießen von Unschuldigen auf ein Minimum zu reduzieren, und die Order bekommen, nur auf Befehl zu handeln. Nach dem neuesten Stand der Technik in den Helm integrierte Mikrophone und Lautsprecher sorgten für eine annähernd störungsfreie Kommunikation mit dem General, der seit einigen Minuten den Oberbefehl über die Operation Panzerfaust innehatte.
    Den Leuten vom BKA oblag jetzt bloß noch die Absperrung des Areals rund um den Schweizer Platz und die Koordination der Krankenwagen, von denen Oberkommissarin Annie Landvogt noch vier zusätzlich zu den schon sieben bereitstehenden angefordert hatte. Sicher ist sicher.
    Heiner Kaschtaschek war der Meinung, daß die Perfektion, mit der ein Rädchen ins andere griff, auf der sprichwörtlichen deutschen Gründlichkeit beruhte und nach wie vor weltweit seinesgleichen suchte. Damit lag er zwar ziemlich weit daneben, aber ihm stand der Sinn nun mal nach Patriotismus, auch um sich selbst ein wenig anzufeuern. Als kleiner Bub hatte er leidenschaftlich seinem Großvater zugehört, wenn dieser vom Krieg erzählte. Bald würde er von einem, zudem noch gewonnenen, selbst erzählen können. Nur noch wenige Minuten trennten ihn davon.
    Dann wurde das Ehepaar Blau sehr zu dessen Leidwesen höflich aber bestimmt des Raumes verwiesen. Der General regte noch einen letzten Uhrenvergleich an, und der Funker bestätigte die Einsatzbereitschaft eines jeden Kämpen.
    Im Juni des Jahres 1926 wurde der berühmte Gaudí in Barcelona von einer Straßenbahn überfahren. Daran mußte Herr Schweitzer in der dunklen Schalterhalle denken. Dadurch, daß er früher die Straßenbahnlinie 14 nach Neu-Isenburg lenkte, war eine gewisse Affinität zu dem katalanischen Nationalhelden hergestellt. Des einen Freud, die Straßenbahn, war des anderen Leid, ließ es sich recht zynisch ausdrücken. Außerdem war er nicht verantwortlich für seine Gedanken, sie kamen und gingen, wie es ihnen beliebte. Klar, es war naheliegender, sich mit gebührendem Ernst den Fährnissen zu widmen, die allerorten und vornehmlich in der Teutonischen Staatsbank lauerten, doch dazu war er einfach nicht der Typ. Mit Problemen beschäftigte sich Herr Schweitzer grundsätzlich nur, wenn sie anstanden und sich sowieso nicht schon von selbst erledigt hatten. Es war auch nicht sein Ding, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen.
    So wollte er sich gerade wieder seinen obskuren Gedankengängen um Gaudí widmen, als er Uzi sagen hörte: „Mir ist langweilig.“
    Es dauerte eine Weile, bis er das Gesagte verarbeitet hatte und ihm die gebührende Aufmerksamkeit erwies, indem er einen Blick auf Uzi warf. Es blieb keine andere Deutungsmöglichkeit. „Mir ist langweilig“ war eindeutig genug und entsprach exakt seinem eigenen Stimmungsbild. Natürlich würde Herr Schweitzer lieber heute als morgen stiften gehen, aber das hatten wir ja schon mal. Ganz am Anfang. Und es ließ sich auch jetzt nicht einrichten. Also war er auf Gedeih und Verderb dem Bankräuber ausgeliefert. Und der langweilte seit geraumer Zeit. Wenn wenigstens die Filialleiterin ihren Grillen frönte, aber auch die brütete einfach nur dumpf vor sich hin.
    „Vielleicht sollten wir pokern. Ich habe Karten dabei“, versuchte Dragoslav Popic eine atmosphärische Auflockerung.
    „Nix da. Das Licht bleibt aus“, stellte Ludger die Sache klar.
    „Menno, das ist doch Scheiße. Die sollen dem Typen jetzt die Kohle geben.“ Uzi war sichtlich schlecht gelaunt, „und ein Auto zum Verpissen.“
    „Oder man könnte ein paar Geiseln freilassen“, schlug Herr Schweitzer aufs

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