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Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Titel: Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Geratewohl vor, „so viele braucht’s doch nun wirklich nicht.“
    „Ruhe jetzt.“ Ludger Trinklein spähte angestrengt nach draußen, als ob es dort etwas zu sehen gäbe.
    Justament als man wieder zur Tagesordnung übergehen wollte, wurde von dem General mittels Operation Panzerfaust die Erstürmung der Teutonischen Staatsbank am Schweizer Platz befohlen.
    Und diese Erstürmung besaß eine ganz eigene exotische Note, die Geiselnehmer und Geiseln immens aus der Fassung brachte. Zunächst einmal machte es binnen einer Sekunde mehrfach laut Klack. Leute mit feinem Gehör, Oma Hoffmann zum Beispiel, konnten die verschiedenen Klacks voneinander unterscheiden und kamen summa summarum auf dero vier. Aber lautstark waren sie allesamt und verursachten einen ganz schönen Schrecken. Unter anderem, weil sie aus dem Nichts kamen.
    Der Bankräuber machte den Anfang, wohl auch deshalb, weil er nahe am Geschehen war, und warf sich auf den Fußboden hinter der Säule. Herrn Schweitzer, der gewöhnlich nicht viel Wesen um etwas machte, rutschte das Herz in die Hose und seine Augen weiteten sich. Er drückte sich in die Ecke und machte sich klein.
    Johnny, eigentlich gestählt durch vielerlei, zum Teil auch kreuzgefährliche Reiseabenteuer, von denen man schon so manche Kostprobe erhalten hatte, stieß blondinengleich einen spitzen Schrei aus und krallte seine Hand in Herrn Schweitzers Knie. Die anderen Geiseln hatten sich flach auf den Boden gelegt, um so weniger Angriffsfläche für was auch immer zu bieten. Herr Schweitzer konnte sich nicht von dem sich ihm bietenden Bild losreißen, das einem das Gefühl gab, im Kino zu sein.
    Was das laute Klack verursacht haben konnte, war nicht ersichtlich. Auf jeden Fall hingen drei dunkle Gestalten am Fenster, wobei der ganz Linke ein Prachtexemplar sondergleichen mit Schultern wie Herkules war. Das sah sehr affig aus, wie sie da im Seil zappelten. Dann wurden wie auf Kommando mehrere Scheinwerfer eingeschaltet, was zur Folge hatte, daß das bedrückende Halbdunkel der Bank schlagartig in gleißendes Licht getaucht war. Mehrere Sekunden war man völlig geblendet und der ein oder andere rechnete schon mit einem jähen Hinscheiden.
    Als die Geiseln sich wieder einigermaßen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, bot sich ihnen eine wahrhaft gespenstische Szene. Die Gestalten hingen nach wie vor unbeholfen in den Seilen, wirkten jedoch durch die sie anstrahlenden Scheinwerfer wie ein chinesisches Schattenspiel, dessen Figuren, und das wurde jetzt erst so richtig deutlich, auch noch so etwas wie Fackeln in den Händen hielten, die mehr und mehr Rauch entwickelten, so daß es einem Choreographen der Städtischen Bühnen sicherlich einen der vielen Preise für ein gelungenes Bühnenbild eingebracht hätte, die in diesen Kreisen die Runde machten.
    Irgendwann hielt das Prachtexemplar ein Messer in der Hand, mit dem er das Seil durchtrennte und recht unrühmlich auf den Hosenboden fiel. Sodann befreite er seine beiden Kampfgefährten aus ihren ebenso mißlichen Lagen. Ein vierter hing an dem Teil der Scheibe, der von innen von den Sichtblenden verdeckt war und dessen Silhouette sich durch die Lamellen nur ganz schwach gegen die Scheinwerfer abgezeichnet hatte. Als auch dieser abgeschnitten war und sich aus dem Staub gemacht hatte, zeugten nur noch die weiterhin Rauch entwickelnden Fackeln, die weggeworfen einsam auf dem Platz lagen, von einem Geschehen, dessen Tragweite noch im dunkeln lag.
    Dann schaltete eine Geisterhand das Licht aus und der Spuk war vorüber. Alles war wie vorher.
    Drei Minuten lang herrschte ein Schweigen, das bis an die Schmerzgrenze ging, ehe Ludger den Vorfall als eine ernste Herausforderung begriff und fragte: „Was war denn das?“
    „Die wollten uns befreien“, erklärte daraufhin die Filialleiterin, als hätte sie nie einen an der Erbse gehabt und fügte hinzu, daß die Scheibe deshalb den Druck ausgehalten habe, weil sie vorigen Monat auf Betreiben der Versicherung gegen eine viel dickere und den neuen Versicherungsrichtlinien entsprechende ausgetauscht worden sei. Diese Information sei den zuständigen Polizeibeamten wohl noch nicht bekannt gewesen, und so hatte es zu diesem fatalen Angriff kommen können.
    Herr Schweitzer war baß erstaunt ob Theresa Trinklein-Sparwassers wundersame Genesung und glotzte sie ungläubig an. Viele Wochen später erst sollte ihm ein weiteres bemerkenswertes Detail dieser in den Sand gesetzten Befreiungsaktion bewußt werden,

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