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Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Titel: Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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das war mehr als er verkraften konnte.
    Annie Landvogt hatte die Information erhalten, des Bankräubers Anwalt im Kinderschänderprozeß sei immer noch unauffindbar, doch behielt sie dies für sich, da sie stark damit rechnete, momentan überall auf taube Ohren zu stoßen. Um überhaupt etwas zu tun und nicht gänzlich den Boden unter den Füßen zu verlieren, ordnete sie an, daß der Feuerwehrhauptmann samt Besatzung Feierabend machen könne. Dann beauftragte sie noch das verängstigte Ehepaar Blau, weiteren Kaffee zu kochen, der dann an die Polizisten an den Absperrungen verteilt werden sollte. Ansonsten konnte sie vorerst in all dem zermürbenden Chaos nichts weiter tun, als den Dingen ihren Lauf zu lassen. Trotz allem hatten sie die Geschehnisse der letzen Minuten gelehrt, ihren Kollegen Kaschtaschek von nun an als erbärmlichen Jammerlappen zu betrachten. Sie selbst hatte beim Anblick des toten Generals, oder was davon übrig war, nämlich nicht gekotzt. Ihre Augen suchten den Oberkommissar und fanden ihn orientierungslos und mit blutleerem Gesicht im Türrahmen stehen. Nein, solch ein würdeloser Habitus gereichte einem leitenden Beamten des Bundeskriminalamtes weiß Gott nicht zur Zierde.
    Eine innere Stimme riet ihr plötzlich, die Chance zu nutzen und in dem entstandenen Machtvakuum nach und nach ihre Position zu festigen und die Belange des BKAs nach außen würdevoll zu vertreten.
    Ihr stockte der Atem ob soviel aufzubringender Courage. Doch im Grunde ihres Herzens war sie Feministin und Calamity Jane aus Missouri das Idol ihrer Jugend. Mehrfach säumte sie, aber dann ging eine neue Annie Landvogt zielstrebig zum Staatsanwalt. „Kann ich Sie einen Moment sprechen.“ Es war keine Frage, es war eine unmißverständliche Aufforderung.
    Nach all dem Cappuccino im Windhuk rasten die Herzen von Hansen und Funkal. Der stets um Ausgleich bemühte Revierleiter hatte im Frühzecher deswegen erst einmal zwei Kristallweizen für sich und seinen besten Mann bestellt. Felix Melibocus, Herausgeber des Sachsehäuser Käsblättchens, saß mit am Tisch und feierte die Wiedergeburt seiner Stadtteilzeitung, die in letzter Zeit der allgemeinen Rezession wegen am finanziellen Abgrund geschwebt hatte. Er feierte schon lange und hatte auch nicht vor, das Feiern bei nächster Gelegenheit für beendet zu erklären. Er trank eben, wie es die Situation erforderte. Das war nicht weiter tragisch, denn er war als trinkfest bekannt.
    Im Fernsehen in der Ecke rechts vom Tresen lief gerade die Zusammenfassung der heutigen Champions-League-Spiele. Der Frühzecher war wie meist um diese späte Uhrzeit gut besucht, zählte er unter den Sachsenhäusern und auch Hibbdebächern zu den beliebtesten Nachtlokalen weit und breit. Offenbächer, die geballt auftretend oft eine regelrechte Landplage sind, verirrten sich eher selten hier her. Das Publikum war bunt gemischt. Vom Biedermann bis zum Brandstifter war alles vertreten. Am Tresen hockten ein paar Mädels von einem Club in der Nähe der Bowlingbahn, die einem bei entsprechender Bezahlung jeden Wunsch von den Lippen ablasen oder mit den selbigen erfüllten. Fellatio heißt das fachsprachlich. Auch Herbert mit seinen doppelten Elsen – Frau und Hund – hatte sich ein Stelldichein gegeben und ließ seinen Blick schweifen, auf daß ihm nichts entgehe, womit später bei den Kumpels zu prahlen sei.
    Die Integrationsfigur René, ehedem Hells-Angels-Mitglied, hatte alle Hände voll zu tun, die durstigen Kehlen zufriedenzustellen.
    Paule Hansen hatte Melibocus noch vor Ende des ersten Weizens haarklein alles Wissenswerte über das Geiseldrama erzählt, wie es seinem Wissensstand entsprach, der allerdings schon ein paar Stunden alt war. Offiziell bewachten sie ja immer noch Melibocus’ Wohnung im Oberräder Hansenweg.
    „Und diesem komischen Oberkommissar ist der Artikel tatsächlich so sauer aufgestoßen, daß er mich verhaften will?“ wollte der Herausgeber es sich abermals bestätigen lassen, denn mit dem BKA hatte er sich bislang noch nie auseinanderzusetzen gehabt.
    „Na ja, sagen wir mal so, Kaschtaschek ist wegen diesem Geschreibe stinkwütend, aber wenn wir geschickt auf Zeit spielen, wird diese Wut auch irgendwann einmal wieder verraucht sein.“ Indes Hansen diese Worte sprach, hatte er mit dem Daumen zärtlich den Schöfferhofer-Schriftzug des Weizenbierglases gestreichelt.
    Und Melibocus, der nie den Horizont aus den Augen verlor, hatte verstanden: „Konkret ausgedrückt heißt das

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